Versicherung im Allgemeinen sind ein leidiges, aber dennoch notwendiges Thema. Zu Hause, wie auch auf Reisen ist es sinnvoll einen grundlegenden Basisschutz für sich und sein Eigentum aufzubauen. Viele von uns haben Versicherungen einmal abgeschlossen und hinterfragen die Notwendigkeit dieser im Anschluss meist nicht mehr. Folglich kann es sein, das du im Besitz von Versicherungen bist, welche gar nicht mehr zu deinem Leben passen.
Nutze doch deine Reise um die, von dir abgeschlossen Versicherungen einmal genau zu durchforsten und um sich möglichen Altlasten zu trennen.
Des Weiteren benötigst du auf deiner Reise andere Versicherungen wie zu Hause in deinem Alltag.
Hier bekommst du einen kurzen Überblick über die Optionen, was wir für notwendig erachten und wo wir uns am Besten aufgehoben fühlen.
Allerdings solltest du deinen Schutzbedarf im Einzelfall evaluieren und dir ein auf dich abgestimmtes Versicherungsportfolio anlegen.
Allgemeines zum Thema Versicherungen
Vor Beginn der Reise lohnt es sich seine bestehenden Versicherungen einmal gründlich zu durchleuchten und nicht mehr benötigte Versicherung zu kündigen. So besteht z.B. bei einer längeren Reise, für die du deine Wohnung aufgibst, keine Notwendigkeit einer Hausratversicherung. Ganz banal gesprochen, wo nichts mehr ist braucht auch nichts mehr versichert werden.
Ebenso sollten auch andere Versicherungen wie z.B. die Berufsunfähigkeitsversicherung oder auch die Unfallversicherung überprüft werden. Greifen diese bei entstandenen Schäden während der Reise ist es eventuell sinnvoll diese fortzuführen.
Dies musst du aber individuell im Einzelfall klären und dir überlegen.
Wir haben von unseren bestehenden Versicherungen lediglich unsere Haftpflichtversicherung bei der Zurich Versicherung behalten, da diese auch ohne Meldeadresse in Deutschland für einen Zeitraum von drei Jahren im vollen Umfang im Ausland greift und eine Haftpflichtversicherung zum grundlegenden Schutz eines jeden einzelnen zählen sollte.
Die Reisekrankenversicherung
Das Hauptthema bei einer Reise ist natürlich die Reisekrankenversicherung. Hier solltest du dir Zeit bei deiner Recherche nehmen und aus der Vielzahl von Angeboten, dass fuer dich Beste aussuchen und abschließen.
Hier bestehen in Abhängigkeit der Reiselänge und des Reiseziels verschiedene Möglichkeiten.
Da uns beider Planung bereits klar war, dass wir länger als ein Jahr unterwegs sein wollen, haben wir uns bei unserer Recherche im Vorfeld nur mit Anbietern im Detail beschäftigt, welche eine Versicherungsdauer länger als zwölf Monate im Angebot haben. Wir möchten dir aber, der Vollständigkeit halber, auch einen kurzen Überblick über Versicherungen geben die einen kürzeren Zeitraum abdecken.
Reisedauer bis sechs Wochen
Bei Reisen innerhalb der EU und einigen Anrainerstaaten bis zu sechs Wochen greift die gesetzliche Krankenversicherung. Hierbei sind alle medizinischen, notwendigen Maßnahmen abgegolten. Jedoch keine Vorsorge und im Zweifelsfall kein Krankenrücktransport. Genauere Informationen finden sich auf der Homepage der Krankenkassenzentrale und sind im Zweifelsfall individuell bei der Kasse zu prüfen.
Über die Leistungsübernahme der privaten Krankenkassen im europäischen Ausland können wir keine Aussage machen.
Bei Reisen ins außereuropäische Ausland, oder nur zur Absicherung etwaiger Zusatzleistungen ist weiterhin eine klassische Reiseversicherung mit einem Gültigkeit bis sechs Wochen bei einem der diversen Anbietern abzuschließen. Auch musst du prüfen ob z.B. die von dir verwendete Kreditkarte eine entsprechende Zusatzversicherung beinhaltet.
Für den Abschluss einer entsprechenden Reisekrankenversicherung bietet sich die Suche auf einem der zahlreichen Vergleichsportale, da man die relevanten Informationen schnell und auf einen Blick vergleichen kann.
Reisedauer bis zu einem Jahr
Bei einer Reisedauer bis zu einem Jahr ist der Abschluss einer sogenannten Lanzeitreisekrankenversicherung notwendig. Diese deckt in der Regel alle medizinisch notwendigen Leistung, sowie den Rücktransport nach Deutschland bzw. in eine entsprechende Fachklinik im Notfall ab.
Diese Art der Reiseversicherung wird von allen großen Versicherungsanstalten in Deutschland angeboten mit mehr oder weniger ähnlichen Leistungen. Versicherer die diese Versicherung im Programm haben sind z.B. die Allianz oder die Hanse Merkur. Du kannst aber auch einfach bei deiner gesetzlichen Krankenversicherung nachfragen. In der Regel werden sie dir ein Angebot machen.
Hat man sich für ein konkretes Angebot entschieden, sollte man sich allerdings vor Vertragsabschluss die Zeit nehmen die Police genau durchzulesen. Meist decken diese Versicherung keine Vorsorgeleistungen ab und ggf. sind Leistungen anteilig selber zu bezahlen. Auch kann es sein, dass du in Vorlasse gehen musst.
Ein weiterer Aspekt hier ist z.B., dass nicht alle Versicherer Reisen nach Nordamerika abdecken oder diese gesondert zugebucht werden müssen. Der Grund hierfür sind die sehr hohen Preise für medizinischen Behandlungen in Kanada und den Vereinigten Staaten.
Auch solltest du hier prüfen in wie weit der Versicherer dir bei einer früheren Rückkehr bereits gezahlte Monatsbeiträge zurück erstattet oder ob du ein entsprechendes Kündigungsrecht besitzt.
Wie du siehst ist hier Einges zu beachten und du solltest dir Zeit nehmen, dass für dich optimale Angebot zu suchen. Bedenke auch, dass ein paar gesparte Euros hier nicht zwingend der maßgebende Entscheidungsgrund sein sollten.
Um einen entsprechenden Überblick zu erhalten und ein Gefühl für die inkludierten Leistungen und Kosten zu bekommen, bieten sich auch hier wiederum Vergleichsportale an.
Reisedauer über ein Jahr
Da wir eine Reisedauer zwischen zwölf und vierundzwanzig Monaten geplant hatten, lag bei unserer Recherche zu diesem Thema der Fokus auf Versicherern, welche hierzu ein entsprechendes Angebot in ihrem Portfolio haben.
Neben den, bei allen Reiseversicherungen relevanten Aspekten wie Leistungsumfang, Rücktransport nach Deutschland oder in eine Fachklinik waren für uns auch Aspekte wie eine optionale Verlängerung und eine Rückvergütung bei früherer Rückreise von Bedeutung. Auf wollten wir bei einem Besuch in Deutschland weiterhin einen Versicherungsschutz haben, da wir aus der gesetzlichen Krankenversicherung ausgetreten sind und sonst in Deutschland keine Krankenversicherung gehabt hätten.
Letztlich hatte sich das Angebot der STA Travel in Kombination mit der Allianz für uns als das sinnvollste herausgestellt. Da es folgende Leistungen abdeckt:
- Abschlusslänge bis zu fünf Jahre
- flexibler Rückkehrzeitpunkt und vollständiger Rückerstattung der nicht genutzten Monate
- Umfangreiches Leistungsangebot (inkl. Rück-, Weitertransport im Notfall)
- jährlich sechswöchiger Aufenthalt im Heimatland inklusive
- im Vergleich mit anderen Angeboten günstig
- optionales Zubuchen von Nordamerika möglich
- direkter Kontakt zum Versicherer (Allianz) im Notfall (siehe auch Umgang)
- Möglichkeit der Arbeitsaufnahme im Ausland
- einmalig verlängerbar
Die Kosten für das Angebot der STA Travel liegen (inkl. USA & CAN) bei monatlich etwa 50 Euro. Der Betrag ist allerdings abhängig von der Länge der geplanten Reise. Auch macht es bei der STA einen Unterschied, ob man sich für das Angebot mit oder ohne Selbstbeteiligung entscheidet.
Da aufgrund der Länge unserer geplanten Reise wäre als Alternative nur noch das Angebot des ADAC in Frage gekommen. Dieses beinhaltet aber z.B. keine Verlängerung ermöglicht, keinen Aufenthalt in Deutschland und erstattet bei früherer Rückkehr nicht den vollständigen Differenzbetrag.
Grundsätzliches zum Umgang mit der Versicherung im Notfall
Hast du, für dich adäquate Reisekrankenversicherung gefunden, ist dies zuerst einmal gut für das persönliche Sicherheitsgefühl. Letztlich bist du aber in der Situation, dass du dich auf Vergleichsportale, die Erfahrungen von Freunden oder die Integrität des Versicherers verlassen musst. Interessant wird das Ganze erst, wenn du wirklich in die Situation kommst diese nutzen zu müssen.
Über die Abwicklung der Leistungen im Notfall können wir zum derzeitigen Zeitpunkt keine Aussagen treffen, da wir glücklicherweise während unserer Reise kein einziges Mal davon gebrauch machen müssen.
Freunde von uns haben aber zu diesem Thema bereits unfreiwillig Erfahrungen gesammelt. Hier möchten wir dir ein Beispiel über die Abwicklung eines Unfalls im Ausland geben und dir damit ein paar Verhaltensregeln mitgeben, sollte der Fall eintreten.
Vor ein paar Jahren war ein mit uns befreundetes Paar ebenfalls auf Weltreise und besuchte dabei Kambodscha. Gemessen an westlichen Standards ist die allgemeine Gesundheitsversorgung in Kambodscha eher schlecht entwickelt. Gerade hier passiertes es unserem Freund, dass er beim Überqueren der Straße von einem Motorrad erfasst wurde und sich hierbei den Ellenbogen luxierte. Seine Freundin wartete zu dieser Zeit auf ihn in einer Bar um die Ecke. Als sie erfuhr was passierte war eilte sie natürlich zu ihm, mittlerweile hatten Augenzeugen bereits den Rettungswagen alarmiert und aufgrund der Erfahrung in Deutschland und sicherlich auch aufgrund der Reizüberflutung in diesem Moment fuhren sie mit diesem mit ins nächste lokale Krankenhaus. Er hatte sich, in seinem Schock zu diesem Zeitpunkt wieder seinen Ellenbogen bereits eingerenkt. Als sie das Krankenhaus erreichten war sie zunächst schockiert von den hygienischen Zuständen (O-Ton: Die Ratten sprangen über die Tresen), er war aber bereits auf dem Weg zur Diagnostik und Behandlung, wo ihm der Arm wieder luxiert wurde und ihm Morphium gegen die Schmerzen gegeben wurde. Folglich war er für alle weiteren Entscheidung Out of Order.
Ihr kam die Ganze Situation immer spanischer vor und sie beschloss, nachdem das Thema Operation aufkam, da das Gelenk sich nun scheinbar nicht mehr einrenken ließ, doch mal bei der Versicherung anzurufen.
Die Versicherung (in diesemFall der ADAC) kannte das entsprechende Krankenhaus nicht einmal und riet den beiden mit einem Taxi schlagartig dort zu verschwinden.
Jedoch ließ sie das Personal nicht mehr gehen und behalte darauf das er hier vor Ort operiert werden müsse. Nach längerem Streit ließen sich die Krankenhausmitarbeiter darauf ein, dass er gegen Zahlung einer „Behandlungsgebühr“ gehen dürfe, welche sie erst am nächsten Geldautomaten holen musste. Als dies alles abgewickelt war, durfte sie schließlich mit ihm das Krankenhaus verlassen und sie fuhr mit ihrem, unter Morphium stehenden Freund, in das von der Versicherung vorgeschlagene Krankenhaus (Royal Bangkok Hospital) in Phnom Penh, wo er anschließend fachmännisch versorgt wurde und ein paar Tage zur Beobachtung (aufgrund der Morphiumgabe) bleiben musste.
Sie mussten, wie bei diesem Versicherer üblich nichts für Behandlung vorstrecken. Ab dem Zeitpunkt des Anrufes koordinierte die Versicherung alle notwendigen Maßnahmen und wickelte die gesamte Behandlung inkl. Der entstanden Kosten ab. Im Nachgang erstatte der Versicherer alle davor entstandenen Kosten, sogar die, welche in dem lokalen „Krankenhaus“entstanden waren.
Diese Geschichte war auch für uns eine Lehre, sodass wir uns schworen, egal in welcher Situation immer zuerst den Versicherer zu kontaktieren, bevor wir uns in einem Land mit schlechter Gesundheitsversorgung in irgendeine Behandlung begeben. Die Versicherer sind hier immer der Lage eine zeitnahe medizinische Versorgung anzubieten und koordinieren den gesamten Ablauf der Behandlung über ihre Notfallzentren in Deutschland.