Nach den ersten Tagen in Gulf Harbour ging’s weiter nach Warkworth zu unserem ersten Housesit. Wir hatten uns über eine Onlineplattform bei Deborah und Colin um einen Housesit beworben, da die Beiden ein paar Tage Urlaub in Tasmanien machen wollten und jemanden suchten, der sich um ihren zehn Jahre alten Border Collie Geordie und die Hühner kümmerte. Wir genossen die Tage sehr, da es für uns schon eine Zeit her war, dass wir eine feste Unterkunft über einen so langen Zeitraum und, damit verbunden, eine Art Alltag hatten.
Am späten Nachmittag bogen wir in Sandspit, einem kleinen Vorort von Workworth, von der geteerten Hauptstraße in die Beachstreet ab, die aber keinen Zugang zum Strand hatte, wie das Schild neben dem Straßenschild deutlich machte. Wir folgten der Gravelroad etwa eineinhalb Kilometer, bevor wir das Anwesen von Deborah und Colin erreichten. Vor uns lagen zwei Wochen in einem Bed and Breakfast auf knapp 300 Quadratmetern Wohnflächen, eingebettet in ein idyllisches, auf einem Hügel liegenden Grundstück von knapp 8.000 Quadratmetern. Als wir durch die Einfahrt fuhren, hörten wir schon das aufgeregte Bellen von Geordie, einem zehn Jahre alten Border Collie, der der Grund für unsere Reisepause in Warkworth war. Wir hatten uns über eine Onlineplattform für einen Housesit beworben und den Zuschlag erhalten. Also hieß es nun Hund-und Hühnersitting.
Nachdem wir freundlich Deborah und Colin, einem Ehepaar Mitte sechzig, empfangen wurden und uns alles, von Waschmaschine über Hundenapf bis Hühnerstall gezeigt worden war, schlugen wir unser Lager in einem der Zimmer des von den beiden betriebenen Bed and Breakfast auf und lernten beim gemeinsamen Abendessen gleich auch noch Penny kennen. Deborahs und Colins Nachbar, ein gebürtiger Deutscher, der allerdings schon seit dreißig Jahren in Neuseeland lebte und sein Geld als Touristenführer verdient. Dies sollte sich für die weitere Reise nicht als Nachteil erweisen.
Am nächsten Tag verließen die beiden ihr zu Hause am späten Vormittag und wir machten uns daran mit unserem neuen Reisegefährten Geordie Warkworth und seine Umgebung zu erkunden. Warkworth selbst ist eine kleine bis mittelgroße neuseeländische Stadt (für deutsche Verhältnisse eher ein Dorf) und bildet für den nördlichen Teil der Region Auckland so etwas wie ein Regionalzentrum. Neben verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten findet man hier ein paar Restaurants, Pubs und Cafes. Entlang der Küste sind verschiedene Regional Parks, welche als Naturschutzgebiete dem Schutz und Erhalt der neuseeländischen Fauna dienen sollen und gleichzeitig eine wunderschöne Möglichkeit sind, um in Neuseelands authentischer Natur mit seinen wilden Stränden, dichten Wäldern und grünen Wiesen zu verweilen. Hier ist im Besonderen der Tawharanui Regional Park mit seinem wunderschönen Strand hervorzuheben.
Jedoch sind auch die nicht explizit als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Wälder und Küstenabschnitte nicht minder schön und häufig findet man sich umgeben von einer fast schon kitschigen Landschaftskulisse. Dies erfuhren wir jedes Mal, wenn wir mit unserem Ziehhund eine neuen Walk ausprobierten. Sei es entlang der Matakana Coast in Ti Point, einer kleinen Halbinsel ein Stück nördlich von Warkworth, wo wir zwischen dichtem Wald, schroffer Küste und wilden Zwiebeln Gassi gingen.
Oder entlang der Brick Bay, einem Küstenweg in Sandspit, welcher nur bei Ebbe zu begehen war und der sich durch Mangroven und über Pillowlaven schlängelte.
Oder auch der Rundweg um Neuseelands ältestes Zementwerk.
Und nicht zuletzt Omaha Beach, ein kilometerlanger Strandabschnitt mit weißem Sand und türkisem Wasser.
Sowie unser Standardweg in Snells Beach.
Hier zeigte sich der große Vorteil, dass wir gleich einen Kontakt zu unseren Nachbarn Penny und Gerhard bekommen hatten, da auch Gerhard, ein pensionierter deutscher Ingenieur, einen jungen Hund namens Hector besaß und uns anbot, dass wir ihn gerne begleiten dürften, was wir ebenso gerne auch annahmen.
Ansonsten verbrachten wir die Tage in Warkworth damit die Umgebung zu erkunden. Wir besuchten das kleine Kauritree Museum, welches als eines der ersten einen mit Bohlen bepflanzten Rundweg installiert hatte, um die dortigen Kauritrees vor der mittlerweile im Norden Neuseelands um sich greifenden Kauri Dieback Disease, einem für die Bäume tödlichen Pilz, zu schützen.
Auch besuchten wir die umliegenden Gemeinden und erkundeten hier die verschiedenen Freizeitmöglichkeiten. So ging’s am Samstag nach Matakana auf den dortigen Farmers Market, obwohl uns Penny davor gewarnt hatte….
Wir wussten dann auch warum, da der Matakana Farmers Market ungefähr so abläuft, wie ein Markt in München im Glockenbachviertel ablaufen würde. Von überall her strömten die Menschen (Hipster) und der eigentliche Farmers Market hatte mehr etwas von einem Foodhappening als von Lebensmittelmarkt, sodass wir nach einem Spaziergang über selbigen schnell wieder die Flucht ergriffen.
Dafür zeigte sich Matakana selbst von seiner besten Seite, da die Kirschbäume am Straßenrand gerade wunderschöne rosa blühten. Nachdem wir die Kirschblüte in Japan schon verpasst hatten, freuten wir uns umso mehr dies hier bestaunen zu dürfen.
Ein weiteres Highlight für uns war auch mal wieder alte gewohnte Muster ausleben zu können. So genossen wir es eine voll ausgestattete Küche zu haben, was dazu führte, dass Steffi es sich nicht nehmen ließ, einen Schweinebraten mit Semmelknödeln und Blaukraut zu machen. Mmmh…
Und auch der Sport kam nicht zu kurz, da wir aufgrund der Nähe zu Auckland auch am dortigen Handballtraining teilnahmen.
So genossen wir die zwei Wochen in Warkworth in vollen Zügen, da wir uns ein wenig von der permanenten Reiserei erholen konnten und waren nach der Rückkehr von Deborah und Colin zum einen froh, unsere Reise, mit den von Penny erhaltenen Tipps, fortsetzen zu können. Andererseits verließen wir Warkworth auch mit einem weinenden Auge, da wir unseren Ziehhund Geordie in dieser Zeit auch wirklich in Herz geschlossen hatten.