Nach den eher ruhigen Tagen in Aqaba, die wir mit Tauchen und am Pool liegen verbracht hatten, machten wir uns mit unserer neuen Reisegefährtin Inge aus Holland auf nach Wadi Rum, um die Wüste Jordaniens zu erkunden. Dankenswerterweise hatte unser Gastgeber Abed in Aqaba den gesamten Trip für uns organisiert, sodass es für uns nur noch Einsteigen und Losfahren hieß.
Am späten Nachmittag, nach einem abschließenden Tauchgang wurden wir von einem Taxi an unserer Unterkunft abgeholt. Taxifahren ist Jordanien, im Vergleich zu Deutschland ein adäquates Fortbewegungsmittel, um das gesamte Land zu bereisen. Die Taxipreise zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten sind selten teurer als 20 Jordanische Dinar und somit nur etwa doppelt so teuer wie der Bus, welcher bedeutend umkomfortabler ist, länger braucht und sich folglich nur auf wirklich langen Strecken lohnt.
Wir stiegen also zu dritt in das Taxi und fuhren los. Die Strecke führte zuerst entlang des König Hussein Highways, bevor wir nach etwa einer Stunde in Richtung Wadi Rum abbogen. Währenddessen unterhielt uns unser Fahrer mit verschiedenen Handyvideos, in denen er uns die Sturzregenereignisse des vergangenen Winters vorführte. Das Autofahrer in Jordanien permanent am Handy sind, trotz des eigentlich geltenden Handyverbotes, ist normal und schockierte uns nach unseren Erfahrungen auf dem Balkan auch nicht weiter.
Die karge Wüste um uns herum war schon jetzt beeindruckend. Lediglich der überall herum liegende Plastikmüll trübte das Bild.
Nach einer Weile wurden die umliegenden Sandsteinberge immer steiler und wir erreichten einen Bahnübergang, an welchem wir von unserem Beduinenguide Abdullah mit einem offenen Jeep abgeholt wurden. Das Gepäck ließen wir im Taxi, da dieses auf Inge, die am gleichen Abend wieder zurück nach Aqaba wollte im Beduinencamp auf uns warten würde.
So begann unsere Jeeptour auf der Ladefläche und wir fuhren zuerst eine zeitlang über Dünen und durch das weite Nichts des Wadi Rum.
Die roten Sandsteinberge im Licht des späten Nachmittags waren atemberaubend und auch die Temperaturen mit nur etwas über 30°C waren mittlerweile auch erträglich. Unsere Route führte immer wieder vorbei an verschiedensten Felsformationen bis wir den ersten Stop an einer roten Sanddüne einlegten, von der aus wir auf einen Sandsteinmonolithen stiegen und einen herrlichen Blick in die umliegende Landschaft hatten.
Unser Weg führte uns im Anschluss weiter, vorbei an Beduinen mit ihren Kamelen, in einen Canyon, der sich an seinem Ende so weit verengte, dass an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken war. Dachten wir zumindest. Die Akustik des Canyons verursachte ein vielfaches Echo und Abdullah erklärte uns, dass im hinteren eine Quellgallerie mit 32 Quellen liegen würde. Er bat um unsere Kamera und machte sich mit Flipflops auf in die steile, annähernd senkrechte Felswand um nach ein paar Minuten, etwa fünfzig Meter über uns in einer Felsspalte zu verschwinden. Als er wieder auftauchte, zeigte er uns stolz die Fotos, welche er für uns geschossen hatten und wir fuhren weiter.
Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir einen Sammelpunkt mit etwa fünfzig Kamelen und den dazugehörigen Beduinen. Hinterhalb dieser Sammelstelle, vermutlich weil dort Wasser war, zeigte uns Abdullah nabatäische Felszeichnungen, welche Kamele und andere Tiere der Wüste darstellten und ca. 2000 Jahren alt waren.
Wir stiegen wieder in unser Gefährt ein und erreichten nach ein paar Minuten einen Sandsteinmonolithen in Form eines Gesichts. Hier erklärte uns Abdullah die verschiedensten Pflanzen der Wüste (so viele waren es nicht) und unter anderem eine Pflanze, welche die Beduinen als natürliche Seife zum Waschen verwenden. Im Anschluss fuhren wir zu einem weiteren Aussichtspunkt, von welchem wir nochmals die unendliche Weite des Wadi Rums erahnen konnten. Hätte unser Guide uns hier zurückgelassen, hätten wir wohl keine Chance gehabt der Wüste jemals wieder zu entkommen. Sand und Sandsteinformation ohne jegliche Vegetation soweit das Auge reichte in allen Richtungen.
Etwa eine Viertelstunde später erreichten wir ein Beduinencamp in einem Canon. Hier hatte einst auch Lawrence von Arabien länger gerastet und in einer Felsstehle waren neben dem Konterfei des ersten haschemitischen Königs Abdullah dem Ersten auch ein Porträt von Lawrence in den Stein geschlagen. Wir ruhten uns ein wenig von der doch sehr ruckelnden Jeepfahrt bei süßem Tee und beduinischen Snacks aus. Um im Anschluss ging es wieder an den ersten Aussichtspunkt zurück, um hier den Sonnenuntergang in der Wüste zu bestaunen.
Die Sonne ging langsam glutrot über den Sandsteinformationen unter und färbte diese in ein noch unwirklicheres Rot. Wir konnten uns von diesem Anblick nicht satt sehen und waren fast enttäuscht als die Sonne endgültig am Horizont verschwunden war.
Wir fuhren in der Abenddämmerung nun zu unserem Beduinencamp. Als wir dieses erreichten waren wir durchaus überrascht, da wir ein paar Zelte ohne größeren Komfort in der Wüste erwartet hatten. Die Zelte waren aber durchaus geräumig, hatten ein eigenes Badezimmer und sogar Internet war verfügbar.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, wurden wir zum Abendessen gerufen. Die Beduinen, die das Camp betrieben, hatten den Tag über verschiedenes Gemüse sowie Lamm und Hühnchen in einem Erdofen gekocht und holten nun alles auf einer überdimensionierten Etagere aus dem Boden. Im Speisesaal gab es dazu verschiedenste arabische Salate und natürlich Pita und Hummus. Es schmeckte fantastisch.
Nach dem Essen gingen wir auf einen Aussichtspunkt etwas abseits des Camps gelegen. Wir legten uns, umgeben von Windlichtern, in den Sand und schauten in den atemberaubenden Sternenhimmel. Aufgrund des fehlenden Restlichts, konnte man die Sterne in einer Deutlichkeit sehen, wie man es sonst bei uns nur auf den hochgelegenen Alpengipfeln erleben kann. Noch dazu waren wir am Hochpunkt der Perseiden im Wadi Rum angekommen und über unseren Köpfen streiften eine Vielzahl von Sternschnuppen den Himmel und verglühten vor unseren Augen. Nur schwer trennten wir uns von diesem Anblick und gingen entsprechend spät zu Bett.
Am nächsten Morgen wurden wir von unserem Taxifahrer und Inge wieder abgeholt. Sie wollte die Nacht nicht im Wadi Rum verbringen und war mit unserem Fahrer nach Aqaba zurückgekehrt. Von hier aus fuhren wir weiter zum nächsten Highlight unseres Jordanientrips, nach Petra.