Wir erreichten den Flughafen Athen, von dem aus unsere Weiterreise nach Israel, genauer zum Flughafen Ben Gurion und im Anschluss nach Tel Aviv gehen sollte. Wohlweislich hatten wir nicht die billigste Option, einen Flug am Samstag genommen, sondern für ein paar Euro mehr einen Flug an einem Freitag Vormittag gebucht. Wir hatten in der Vorbereitung auf dieses Land zwar vom Thema Sabbath gelesen, aber wir hatten keine Ahnung….
Nach einer entspannten Befragung durch das Flughafenpersonal von ElAl, der staatlichen Fluglinie Israels, bei der unsere Beziehung zueinander, unsere Reisehintergründe (mit einigem Erstaunen) und unsere Pläne für Israel erfragt wurden, gab’s noch ein Fake-Ticket am Gepäckschalter vom netten Flughafenmitarbeiter, da er meinte, es könnte sonst bei der Einreise in Israel Probleme geben. Wir nahmen dieses dankend an und machten uns auf an Bord. Dort angekommen, stellten wir freudig fest, dass unsere recht spät und relativ günstig gebuchten Flüge sogar noch zu einem kleinen Upgrade auf Premium Economy geführt hatten. Entspannt mit ausgestreckten Beinen kamen wir also in Israel an und waren auf die Einreisekontrolle gespannt. Wir hatten schon einiges darüber gelesen, von gar kein Act bis stundenlange Dauerbefragung. Diese stellte sich aber als zügiges Pässevorzeigen bei einem herzlich wenig motivierten Beamten dar und fünf Minuten später hatten wir die blaue Visumskarte die uns einen dreimonatigen Aufenthalt gestatten würde.
Als wir unser Gepäck erhalten hatten (Steffi’s wies deutliche Spuren einer gründlichen Kontrolle auf) wollten wir mit dem Zug in Richtung Tel Aviv – Jaffa oder genauer gesagt nach Jaffa, da hier unsere Unterkunft für die nächste Woche war. Der Zug fuhr nur leider nicht und wir mussten uns mit dem Bus nach Tel Aviv Central Station begnügen. Wenigstens war dieser kostenlos. Wir fuhren also mal wieder planlos mit irgendeinem Bus, in irgendeine Stadt und wussten nicht so ganz genau wo wir raus kommen würden. Kannten wir ja schon. Ungefähr so kamen wir über den gesamten Balkan bis einschließlich nach Griechenland.
In Tel Aviv angekommen, suchten wir erst einmal den Busbahnhof, welchen wir nach einigem Nachfragen auch fanden. Von dem aus ging es schließlich wieder aus der modernen Metropole Tel Aviv ins nahegelegene, ein wenig arabische und eher historisch anmutende Jaffa. Nach einer etwa halbstündigen Busfahrt, vorbei am Stadtstrand von Tel Aviv und den verschiedenen Hochhäusern, gelangten wir schließlich nach Jaffa. Das Stadtbild änderte sich und es waren weitestgehend nur noch ältere Flachdachbauten zu sehen. Ebenso unsere Unterkunft, ein Privatzimmer in einem Guesthouse, geführt von Ibrahim, einem konstant leicht zugerauchtem Ägypter und Dan. Dan kennen wir nicht. Dan kannte auch niemand anderes in dieser Unterkunft, weder die weiteren Gäste noch das weitere Personal, welches sich zu eher unchristlichen Zeiten dort aufhielt und auch mal auf’d Nacht um 10:00 Uhr versuchte die Dusche zu reparieren. Und Ibrahim, mit immer mal wieder lichteren und weniger lichten Momenten. Die Unterkunft selber hatte aber durchaus Charme. In diesem kolonial anmutenden Stadthaus, dass allerdings seine besten Jahre auch schon eher weit hinter sich gelassen hatte, hatten wir das einzige Doppelzimmer mit Klimaanlage gewonnen. Bei Temperaturen untertags von um 35°C und Nachts knapp unter 30°C so etwas wie der Jackpot. Dafür aber quasi ohne wirkliches Fenster und die Klimaanlage tropfte unentwegt. Egal, dafür war der Wohnbereich und die zugehörige Dachterrasse ein schönes Plätzchen um zu entspannen, bei den grausamen Nachmittagstemperaturen eine Siesta zu halten oder den Tag ausklingen zu lassen. Alles in allem nicht der schlechteste Ort um den Israelaufenthalt entspannt werden zu lassen.
Kurz nach unserer Ankunft erfuhren wir dann auch, was Sabbath in Tel Aviv bedeutet. Da um 17:00 Uhr alles geschlossen hatte und die Stadt sich schlagartig in Sonntag Nachmittag in Deutschland verwandelte, nur das der ÖPNV auch noch vollständig lahm gelegt wird. Da in Tel Aviv das Ganze allerdings nicht so strikt gehandhabt wird, wie in Jerusalem (hier erfuhren wir was Sabbath wirklich bedeutet) fanden wir zumindest noch ein paar kleine Supermärkte die offen hatten und auch die eine oder andere Bar war geöffnet. Wir stellten an diesem Abend auch fest, dass die Israelis, gerade in Tel Aviv, ein sehr entspanntes Völkchen darstellen. Vielleicht trägt auch der knapp 14 Kilometer lange Stadtstrand mit gnadenlos kitschigen Sonnenuntergängen sein übriges dazu bei. Oder es ist das permanente Leben unter Schutzschirm, umringt von Krisenherden, der den Menschen ein gewisses Gefühl für das Leben im Jetzt gibt. Wir wissen es nicht.
Wir genossen den ersten Abend in Jaffa und schlenderten, während des Jahrhundertereignisses Glutmond noch ein wenig durch Jaffas Altstadt, vorbei am geschlossenen Flea Market, am Clocktower und landeten letzendlich am Hafen mit seinem bekannten Leuchtturm.
Was uns zu diesem Zeitpunkt noch erstaunte, war, dass nicht mehr oder weniger Polizei oder Militärpräsenz zu sehen war, als zu Hause. Liegt vielleicht auch daran, dass man in Bayern diesbezüglich ja auch kein Kind von Traurigkeit ist. Das einzige, was uns zumindest auffiel, war die Anzahl an normal gekleideten Menschen mit Waffe. Manchmal auch mit Großer. Aber nachdem sich niemand daran störte, beschloss ich das Ganze auch einfach zu akzeptieren und Steffi war dies von ihren früheren Aufenthalten in Texas sowieso gewohnt.
Wir hatten uns für Tel Aviv bewusst einige Zeit genommen und hatten das Zimmer für eine Woche gebucht. Wir wussten, dass die Summe der Sehenswürdigkeiten hier nicht ins unermessliche steigen würde, wie in Jerusalem oder anderen Städten mit historischer Bedeutung. Allerdings wollten wir die Stadt einfach auch ein paar Tage genießen. So machten wir uns die folgenden Tage auf, um neben Jaffa, der arabisch geprägten Hafenstadt, von der Tel Aviv einst ein Vorort war, auch die anderen Ecken dieser kleinen Metropole zu erkunden.
Unseren ersten echten Tag in Tel Aviv nutzten wir also für einen vormittäglichen Spaziergang am Stadtstrand in Richtung des Stadtviertels Neve Tzedek. Nachdem wir ein Stück an der Strandpromenade entlang gelaufen waren, bogen wir vorbei an den Hoteltürmen ein, in Richtung Stadt und erreichten bald ein ruhiges Viertel mit einstöckigen, weißen Häusern, allerhand Street Art, vielen kleinen Boutiquen und Cafes. Neve Tzedek ist eines der älteren Stadtviertel Tel Avivs. Das mittlerweile im Südwesten der Stadt gelegene Viertel war früher das jüdische Viertel Jaffas, außerhalb der Stadt und des Hafens gelegen.
Wir schlenderten durch die Gassen und erreichten nach einer Weile den Rotschild Boulevard. Dieser vierspurigen Straße mit parkähnlich angelegten Mittelstreifen folgten wir, bis wir an der Ditzenhoff Hall raus kamen und uns in die White City aufmachten, dem Stadtteil vorwiegend mit Gebäuden im Bauhausstil und mittlerweile UNESCO Weltkulturerbe. Der Bauhaus ist im modernen Tel Aviv, neben der modernen, austauschbaren Städtearchitektur unserer Zeit, immer noch einer der vorherrschenden, architektonischen Stile. Nach einer Weile gelangten wir wieder ans Meer und liefen von dort aus zurück nach Jaffa. Wir hatten den Sabbath irgendwie auch genossen, da die ganze Hektik und Unruhe aus der Stadt verschwunden war.
Geprägt von diesen ersten Eindrücken schlenderten wir nach einem ausgiebigen Abendessen (zu einem sagenhaften Preis) langsam zurück zu unserer Unterkunft. Die Stadt hatte bei uns einen ersten, sehr positiven Eindruck hinterlassen und es sollte nicht der Letzte bleiben.
Unserem zweiten Tag begannen wir ähnlich wie den Vorherigen. Nach einem gemütlichen Kaffee in der Unterkunft, machten wir uns nochmals auf in Richtung Tel Aviv, um ein paar Besorgungen zu erledigen und einfach durch die Stadt zu bummeln und die Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Die Straßen waren am heutigen Sonntag deutlich belebter und überall herrschte geschäftiges Treiben, sei es in vielen „Garagenläden“, wie sie die Israelis häufig betreiben oder auch in den ebenfalls vorhandenen Einkaufszentren. Nach einem Frozen Joghurt und einem Kaffee machten wir uns am späten Nachmittag, bei immer noch schweißtreibenden Temperaturen auf zum Strand und genossen noch ein Bad im flachen und sehr warmen Mittelmeer. Den, wie schon gesagt, dezent kitschigen Sonnenuntergang, in all seinen gelb, orange, rot und violetten Tönen, nahmen wir noch mit, bevor wir uns im Anschluss einen sehr warmen Abend auf der unserer Dachterrasse machten.
Tag 3 in Jaffa begann mit Hummus bei Abu Hassan. Ein Bekannter, dessen Frau aus Tel Aviv kommt, hatte uns diesen Tipp gegeben, dass es hier den besten Hummus Tel Avivs gäbe. Also ging es zu einem späten Frühstück mit Hummus scharf, nicht scharf, Zwiebeln und Falafel. Es war wirklich lecker. Allerdings führte die Menge auch zu einem ungeplanten Fresskoma, sodass wir unseren Spaziergang über den Flea Market gerade noch zu Ende brachten, um uns im Anschuss erst einmal eine ausgiebige Siesta zu gönnen und uns etwas Schreiberei widmeten.
Den Abend verbrachten wir in der Altstadt von Jaffa wo wir uns durch die Gassen treiben ließen und unter anderen bei Jaffas letzten Orangenbaum vorbei kamen.
Da der vorige Abend mit unserem nächtlichen Rundgang ein wenig später geworden war, ließen wir den Dienstagmorgen in Ruhe beginnen, bevor wir uns zur Post aufmachten, um unsere noch etwa zwei Kilo Überschuss, die wir mittlerweile aussortiert hatten, nach Deutschland zurück zu schicken. Man merkt halt doch erst unterwegs was man sich für Blödsinn eingebildet hat. Jedenfalls waren wir, nach knapp drei Stunden Wartezeit und einem kleinen Frühstück nahe der Poststation, dann doch schon mit unserer Nummer an der Reihe und konnten unsere unnötig mitgenommenen Sachen endlich gen Deutschland schicken. Den angebrochenen Tag nutzen wir, um unsere vergangenen Erlebnisse und Tage ein wenig zusammen zu fassen und Revue passieren zu lassen, bevor wir am Abend auf den Jaffa Night Market aufbrachen. Seit Griechenland hatte sich doch schon wieder einiges angestaut. Vom Night Market hatten wir uns allerdings mehr erhofft und so landeten wir doch relativ bald mit unserer neuen Reisebekanntschaft Melli aus Frankfurt noch auf ein Bier in einer Bar. Die Tel Aviver Bierpreise sorgten aber dafür, dass es kein rauschendes Fest wurde, sondern wir uns danach müde und von den Temperaturen erschöpft wieder auf unsere Dachterrasse begaben und den Abend ausklingen ließen.
Den nächsten Morgen gingen wir wieder mit mehr Aktionismus an. Heute wollten wir den Stadtteil Florentin näher erkunden und hatten uns zusätzlich noch das Museum of Art vorgenommen, um danach den Tag am Strand ausklingen zu lassen.
So liefen wir durch die Gassen von Florentin, vorbei an den vielen kleinen Läden mit ihren Rolltoren (schauen von außen wirklich aus wie Garagen) und gelangten nach einem kurzen Stop zum Abkühlen in einer Mall und dem anschließenden Besuch auf dem Sarona Market (eine Street Food Ansammlung, vergleichbar mit den Foodhallen in Amsterdam) schließlich zum Museum.
Die Ausstellung zeigte vornehmlich Privatsammlungen Impressionistischer, Postimpressionistischer sowie Expressionistische Kunstwerke und ein wenig Modern Art in einem architektonischer recht interessant gestalteten Gebäude.
Danach ging es schließlich an den Strand und wir konnten erstmals unseren neu, auf dem Flea Market gekauften Sarong, als Decke ausprobieren und mussten endlich nicht mehr auf den Trekkinghandtüchern liegen. Was manchmal ein kleines Stück Stoff an Komfort bringen kann. Als der Abend, natürlich mit einem Sonnenuntergang „hast du nicht gesehen“ anbrach und der Wind am Strand die immer noch vorhanden 28°C recht frisch anfühlen ließ, brachen wir auf gen unserer Unterkunft und kochten uns seit langem mal wieder eine leckere Pasta.
Der letzte Tag in Tel Aviv oder besser gesagt in Jaffa stand nochmal ganz im Zeichen von Hummus und Sonne am Strand. Da wir am nächsten Morgen weiter nach Jerusalem wollten und wussten, dass die Tage dort wieder ein wenig mehr mit Leben gefüllt sein würden, nahmen wir uns ganz bewusst noch einmal eine Auszeit und verbrachten, nachdem wir die Verpackerei weitestgehend abgeschlossen hatten und nochmals einen Hummus bei Abu Hassan für die Schlanke Linie hatten, am Strand.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit dem Bus die knappe Stunde von Tel Aviv nach Jerusalem und waren doch über das sehr andere Flair der Stadt erstaunt. Wir hatten gewusst das Tel Aviv und Jerusalem zwei sehr verschiedene Städte sind, hätten aber nicht erwartet gehabt einen so großen Unterschied zu bemerken.
Hallo liebe Weltreisende, was wir von euch hören und besonders sehen (super Bilder) lässt uns doch von der Welt träumen. Das Wetter ist manchmal vergleichbar, da wir uns seit Wochen in einem Wohnwagen aufhalten.
Wir wünschen euch alles Gute und halten euch die Daumen für weitere super Erkenntnisse. Ulli und Rosi.