Bosnien & Herzegowinas Hauptstadt Sarajevo erreichten wir nach einer kurzweiligen Busfahrt durch die zerklüfteten Berge dieses jungen Landes. Die Stadt empfing uns mit schlechtem Wetter, was uns allerdings nicht davon abhielt unseren Aufenthalt dort zu geniesen und in diesen Schmelztiegel der Religionen und Kulturen einzutauchen. Daneben ist sie ein Mahnmal des Friedens, denn es gibt nur wenige Orte an denen man die Gräuel und die Taten des Krieges so eindringlich vor Augen geführt bekommt und die Bewohner trotz dieser Vergangenheit ihre offene und aufgeschlossene Art behalten haben.
Tag 1
Von Mostar ging es weiter in die Hauptstadt Bosnien und Herzegowinas – Sarajevo. Als wir nach etwa 2,5 Stunden Busfahrt dort ankamen, fing es auch gleich wieder zu regnen an, sodass wir uns dazu entschlossen uns ein Taxi zu nehmen, um zur Unterkunft (Airbnb) zu kommen. Wir zeigten dem Taxifahrer die Adresse, doch dieser war sich gar nicht so sicher, wo diese Straße liegen solle. Nach einer kurzen Diskussion mit einem anderen Taxifahrer, ließ er uns einsteigen und fuhr los.
Er wusste scheinbar wirklich nicht so genau wo wir hinwollten, also hielt er erneut an einer Waschanlage, die eher wie eine Garage mit Kärcher aussah, um dort erneut nach dem Weg zu fragen. Schließlich fanden wir gemeinsam die Unterkunft und waren froh, dass wir den Weg nicht im strömenden Regen laufen mussten.
Als wir unsere Sachen dann in der Unterkunft hatten, warteten wir bis der Regen etwas nachgelassen hatte und machten uns dann auf den Weg in Richtung Altstadt. Durch den vielen Regen erschien die Stadt eher unbelebt, doch als wir in der Altstadt ankamen, waren dort doch einige Menschen unterwegs.
Wir bummelten durch die Altstadt, sind an mehreren Moscheen vorbeigelaufen und schlenderten, um vor dem wieder stärker werdenden Regen zu flüchten, durch einen kleinen überdachten Bazar. Man könnte in der Altstadt Sarajevos durchaus vergessen, dass man sich noch in Europa befindet. Viele Ecken wirken hier wie aus Tausend und einer Nacht, sodass man sich bereits im Morgenland wähnen könnte. Wir gönnten uns einen Kaffee in einem orientalischen Teehaus und kehrten, als der Hunger kam, in einen Supermarkt ein, um dort noch etwas für das Abendessen einzukaufen. Im Anschluss liefen wir wieder zurück zur Unterkunft, was eher einer Bergwandertour ähnelte, da es gefühlte 100 Höhenmeter bis zurück in die Unterkunft waren. Oben angekommen, kochten wir uns unser Abendessen und ließen den Abend gemütlich in der Unterkunft ausklingen.
Tag 2
Am nächsten morgen ließen wir den Tag ganz entspannt mit einem ausgiebigen Frühstück beginnen, da sich das Wetter im Vergleich zum Vortag nicht sonderlich geändert hatte.
Gegen eins packte uns dann doch der Aktionismus und die Neugierde auf die noch unbekannte Stadt. Wir hatten ja gestern erst einen kleinen der Altstadt gesehen und wollten wissen was es in Sarajevo noch so zu entdecken gab. So ging’s wieder bergab in Richtung Zentrum. Durch die kleinen, steilen Straßen liefen wir vorbei an mehreren Moscheen und Friedhöfen, welche in uns eine gewissen Nachdenklichkeit aus, da die vielen Gräber meist ein Sterbedatum zwischen 1992 bis 1995 auswiesen. Die Zeit der Belagerung Sarajevos während des Bosnienkrieges hinterließ überall in der Stadt noch heute Spuren. Neben den vielen Friedhöfen findet man in den Fassaden der Häuser sehr häufig noch Einschusslöcher der Häuserkämpfe und die eine oder andere Ruine.
In der Innenstadt angekommen beschlossen wir diesmal einen Abstecher in das moderne Sarajevo zu machen. So ging’s durch die Fußgängerzone vorbei an vielen Kaffees und Geschäften immer weiter in Richtung des Bahnhofes. Im „modernen“ Teil Sarajevos findet sich ein stilistischer Mix aus Gebäuden der Austro-Hungarischen Zeit, sowie das einen oder andere Schmuckstück Sozialistischer Baukunst. Hier finden sich auch kaum noch muslimische Einflüsse. Die Kirchen werden häufiger und prächtiger.
Gepaart mit den Eindrücken vom Vortag eine durchaus interessante Mischung die der Stadt ein spannendes Flair verleiht. Allerdings finden sich auch hier immer wieder Spuren des Krieges in Form der Rosen von Sarajevo. Die „Rosen“ sind die Einschläge des Granatbeschusses während der Belagerung, diese wurden als weiters Mahnmal nicht sanier, sondern mit roten Epoxidharzen ausgegossen.
Wir entdeckten auch zwei moderne Malls, welche wir dankend zum Trocken werden und Aufwärmen nutzten, da es wieder zum Regen angefangen hatte.
Als der Abend anbrach bummelten wir wieder zurück in Richtung der Altstadt. Das Spiel Deutschland gegen Schweden stand an, welches wir eigentlich bei einer der in der Stadt aufgebauten Leinwände anschauen wollten. Da es uns aber zu kalt war, beschlossen wir unseren Plan zu ändern und suchten uns ein Pub. Zuvor blieben wir allerdings noch in einem Cevapcici-Lokal hängen und aßen Cevapcici mit Kaymar (einer Art Frischkäse), Zwiebeln und Brot für unschlagbare 23 KM (ca. 11,50€).
Das Fußballspiel schauten wir, wie gesagt in einem Pub, mit mehreren Bier. Vermutlich kann sich jeder vorstellen wieso.
Zufrieden machten wir uns danach wieder an den Aufstieg zu unserer Unterkunft.
Tag 3
Die Wettervorhersage an unserem nächsten geplanten Ziel, dem Durmitor Nationalpark, war leider immer noch katastrophal. Es waren für die folgenden Tage 35 – 50l Regen vorhergesagt. Kombiniert mit einer zu erwartenden Temperatur von 10 – 15°C. Also beschlossen wir unseren Aufenthalt in Sarajevo bis zum nächsten Freitag um weitere 4 Tage zu verlängern. Wir stellten allerdings auch fest, dass der nächste Bus erst in vier Tagen in Richtung Niksik fuhr. Das traf sich somit super und wir hatten noch ein paar Tage um Sarajevo kennenzulernen.
So hieß es, wie es auch an einem Sonntag sein sollte: ausschlafen. Im Anschluss gönnten wir uns ein ausgiebiges Frühstück aus unseren Resten. Es war ja auch Abmarsch geplant gewesen und aus Gründen der Gewichtsoptimierung hatten wir unsere Lebensmittel knapp gehalten.
So suchten wir uns entspannt eine Unterkunft, mit dem Ziel ein wenig näher am Busbahnhof zu liegen, da der Bus am Freitag nach Montenegro um 5:00 Uhr (FRÜH!) ging.
Am Abend stiegen wir von unserem Berg herab und schlenderten ein wenig durchs abendliche Sarajevo bevor wir uns, nach ein paar Falafel in der Altstadt Sarajevos, pünktlich zum Rufen der Muezzins nach Hause aufmachten.
Tag 4
Am Morgen hieß es mal wieder Sachen packen, Rucksack auf und los ging es bergab in Richtung unserer neuen Unterkunft. Da wir das Panorama aufgrund des schlechten Wetters sowieso nicht wirklich zu Gesicht bekommen hatten und der Aufstieg sich jedesmal wie ein Training fürs Hochgebirge angefühlt hatte, viel uns der Abschnitt nicht allzu schwer.
Als wir unsere neue Unterkunft erreichten und eigentlich nur kurz einchecken wollten, da wir heute die Bobahn der Olympischen Spiele von 1984 auf dem Plan hatten, wurden wir jäh ausgebremst. Unsere Vorgänger hatten sich beim Check Out wohl ein bisschen zu viel Zeit gelassen, sodass es für uns eine ungewollte zwei stündige Kaffeepause gab.
So gingen wir nachdem wir doch noch um halb drei endlich einchecken konnten, allerdings aufgrund eines vom Vormieter verursachten Wasserschadens wieder in der Wohnung sein mussten, nur auf einen kurzen Bummel in die nahe gelegene Shoppingmall und auf einen Kaffee auf den Aval Twist Tower. Dieser ist das höchst gelegene Gebäude des Balkans. Wir fuhren mit dem vollverglastem Außenaufzug in den 35 Stock und gönnten uns einen Kaffee. Schnäppchenpreis 1,- €. Danach ging’s auf die Aussichtsplattform. Preis 1,- €. Da können sich andere Aussichtsgebäude mal ne Scheibe abschneiden!!
Noch dazu waren wir allein.
Im Anschluss verarzteten wir den Handwerker und die Mutter unseres Gastgebers. Etwas Silikon später war dieses Thema auch wieder erledigt und wir kochten uns, in unserer nur unwesentlich vor Fett stehenden Küche, nach einem ausgiebigen Spülgang ein leckeres Abendessen.
Tag 5
Es regnet. Und regnet und regnet und regnet…..
Da die Vorräte mal wieder aufgebraucht waren, blieb uns dennoch nichts anderes übrig als Einkaufen zu gehen. Den Rest des Tages verbrachten wir vor dem Rechner, arbeiteten an unserer Homepage und betrieben Recherche für die kommenden Tage.
Tag 6
Da auch an unserem sechsten Tag in Sarajevo keine Wetterbesserung in Sicht war und wir nicht mehr in unserem Apartment rumsitzen wollten, beschlossen wir einen kulturellen Tag einzulegen.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf und gingen in die Gallery11/07/95. Die dortige Ausstellung beschäftigt sich mit den zwei Hauptthemen des Bosnienkriegs. Zum einen zeigt die Galerie Bilder von Künstlern und Dokumentarfilme über die Belagerung von Sarajevo zwischen 1992 und 1995. Zum anderen über die Massacker von Srebrenica. Auch hierzu werden Aufnahmen und Filmaufnahmen, sowie Augenzeugenberichte gezeigt.
Ein Ort der, auch aufgrund der kurzen Zeitspanne bis heute, zum denken anregt.
Wir ließen die Eindrücke auf uns wirken und schlenderten noch ein wenig durch Sarajevo, bevor es auf zum Public Viewing zum Deutschland Spiel ging, welches wir im Livestream auf dem Handy verfolgen mussten, da das Bosnische Fernsehen das andere Gruppenspiel, Mexico gegen Schweden, übertrug.
Enttäuscht gingen wir im Anschluss nach Hause.
Tag 7
Heute gingen wir nun endlich doch noch zur Bobbahn. Das Wetter war immer noch schlecht, dennoch ließen wir uns nicht aufhalten und liefen geführt von Google Maps los. Wir hätten auch die neue Gondel nehmen können, die seit 2017 wieder eröffnet wurde. Die Alte war im Krieg, während der Belagerung Sarajevos zerstört worden.
So gingen wir zuerst entlang des Flusses durch die Stadt bevor wir nach einer Weile in ein Wohngebiet abbogen und von da an steil bergauf liefen. Die erste Dreiviertelstunde ging der Weg noch auf geteerten Straßen vorbei an Wohnhäuser immer weiter nach oben, bevor wir schlussendlich einen Bergpfad erreichten. Google sei dank.
Wir folgten dem Bergpfad mehrere Serpentinen nach oben bevor wir ein verlassenes und halb eingestürztes Dorf erreichten. Von hier ab folgten wir den Schildern und erreichten nach etwa einer weiteren Viertelstunde den Zielauslauf der Bobbahn.
Wir stiegen in die Bahn ein und folgten den, mit Graffiti bemalten Kurven aus Beton immer weiter nach oben. Die Kombination aus dem nackten Betongerippe mit den bunten Graffiti im Kontrast zu der mittlerweile wieder wild wuchernden Natur verursachte eine atemberaubendes Farbspiel. Dazu kam noch der Nebel, der das Ganze zu einem fast schon gruseligen, verwunschenen Ort werden ließ.