Weil wir das Ganze Busfahren satt hatten und endlich mal wieder ein bisschen flexibler sein wollten, gönnten wir uns für eine knappe Woche ein Auto, um die Region im Südwesten Athens ein wenig zu erkunden. Neben verschiedenen antiken, archäologischen Stätten, wie Mykene, Epidavros und Sparta, besuchten wir auch das eine oder andere malerische, griechische Städtchen sowie ein paar schöne Strände entlang der Mittelmeerküste.
Wir starteten unseren sechstägigen Roadtrip am Athener Flughafen, da es günstiger war, wie das Fahrzeug in der Stadt abzuholen. So ging’s mit der Bahn in Richtung Flughafen und eine Dreiviertelstunde später hatten wir die Schlüssel zu unserem neuen Gefährten. Einem Fiat Panda. So machten wir uns auf über die gut ausgebaute Autobahn gen Korinthe, da wir hier noch den Isthmus überqueren mussten, um auf die Halbinsel Peloponnes zu gelangen. Ab hier fuhren wir über die sich in Serpentinen hinauf windende Landstraße an der Küste entlang. Wir hätten die Peloponnes niemals so bergig erwartet gehabt. Durch diese steile Küstenlinie ergaben sich hier immer wieder spannende Ausblicke in Richtung Küste. Als unser erstes Ziel hatten wir uns Epidavros vorgenommen, das wir am späten Nachmittag, bei angenehmer werdenden Temperaturen erreichten. Wir zahlten den Ticketpreis von 12,- Euro pro Person und machten uns daran eines der besterhaltenen griechischen Theater zu erkunden. Wir staunten nicht schlecht als wir in der halbkreisförmigen Arena standen und sich um uns die Sitzreihen nach oben zogen. Wir stiegen diese hoch, um uns einen Eindruck über die angeblich atemberaubende Akustik zu machen. Und tatsächlich, als wir in den obersten Reihen saßen, wurde von einer Reiseleiterin einer italienischen Reisegruppe ein Münze in das Zentrum der Bühne geworfen und der Klang war glasklar in den obersten Rängen zu hören.
Wir schlenderten im Anschluss durch die weiteren Ruinen dieser ehemaligen Sport und Kultstätte zu ehren des Heilgottes Asklepios und dessen Vater Apollon. Und das Gelände umfasste den Ruinen nach noch mehrere Tempelanlagen, ein Sportstadium mit einer 180m langen Laufbahn und einer Herberge für geschätzte 160 Pilger. Eine doch recht große Anlage, wobei wir den Preis von 12,- Euro im Nachgang als ein wenig hoch bewertet empfanden.
Wir machten uns im Anschluss auf, zu einem Campingplatz in der Nähe der Stadt Nauplion, welche nach unserer Recherche als schönste Stadt der Peloponnes beschrieben wird und früher auch kurzfristig die Hauptstadt Griechenlands war. Der Campingplatz war eine typische Anlage am Meer, wie es viele gibt. Wir buchten uns für zwei Nächte ein, da wir am nächsten Tag erst die nahegelegene Stadt Nauplion und die ein paar Kilometer weiter gelegene antike Stätte Mykene besuchen wollten.
So machten wir uns am nächsten Morgen auf nach Nauplion. Das kleine Städtchen mit seinem mittelalterlichen Ortskern und dem idyllisch gelegenen Hafen, inkl vorgelagerter Kapelle im Meer, hält was es verspricht und lädt zu einem kurzen Abstecher ein. Wir schlenderten durch die Gässchen und machten bei einem Bäcker einen späten, günstigen Frühstücksstopp, bevor wir die Uferpromenade erreichten.
Am späten Nachmittag verließen wir Nauplion und machten uns an die halbstündige Autofahrt nach Mykene, vorbei an verschiedensten Obstplantagen.
Mykene ist die erste bekannte Hochkultur auf dem europäischen Festland und seine Anfänge sollen bis ins 18. Jahrhundert vor Christus zurückgehen. Der ehemalige Herrschersitz liegt auf einer Anhöhe ca. 25 Kilometer vom Meer entfernt, sodass sich die gesamte Ebene bis dorthin klar ersichtlich erstreckt. Im Rücken ist die Stadt von hohen, steilen Bergen umgeben. Seine Blütezeit erlebte Mykene im 13. und 14. Jahrhundert, das in Teilen auch vom deutschen Archäologen Heinrich Schliemann ausgegraben wurde. Seinen Niedergang erlebte es, wie alle südgriechischen Städte im 12. Jahrhundert.
Den beeindruckendsten Teil stellt der, mit einer 12m hohen und bis zu 7m starken Schutzmauer umgebene Herrscherpalast auf der Spitze des Hügels dar. Man betritt die Anlage durch das Löwentor. Ein Tor mit zwei Löwen über seiner Pforte durch das schon König Agamemnon schritt, als er sein Heer für die Schlacht gegen Troja bei Mykene versammelte.
Die beiden Löwenkopfe sind vermutlich aus einem weicheren Gestein hergestellt worden, sodass sie leider nicht mehr existent sind.
Wir gingen im Anschluss durch die Festungsanlage bergauf, bis wir an ihrem hinteren Ende den Zugang zur Zisterne entdeckten und in diese ein paar Meter hinabstiegen. Als wir wieder an die Oberfläche kamen erkundeten wir noch die weiteren Gebäude der großen Anlage. Am höchsten Punkt der Anlage erreichten wir den Königspalast. Von hier aus ging es entlang verschiedener Gebäude wieder nach unten und ein zweites Mal durch das Löwentor, um im Anschluss noch eine Runde durchs angeschlossene Museum mit ein paar sehenswerten Artefakten zu drehen. Da wir aber die wirklich interessanten Stücke bereits im Archäologischen Museum in Athen gesehen hatten, machten wir uns dann doch recht zügig zu unserem mit Klima ausgestatteten Wagen auf, um bei immer noch 35°C noch die letzten Sonnenstrahlen am Strand zu erhaschen, bevor wir uns bei Zikadengezirpe in unser Zelt zurückzogen.
Am nächsten Morgen hieß es dann Sachen packen und Abfahrt in Richtung unseres nächsten Ziels Sparta. Zuvor machten wir noch einen kurzen Kaffeestopp in einer der vermeintlich ältesten Städte Europas, Argos. Hier gehen die Besiedlungsspuren bis in die frühe Bronzezeit zurück. Wir machten einen kurzen Halt im Stadtzentrum, schlenderten ein wenig herum und suchten uns ein geeignetes Fotomotiv von der über der Stadt thronenden Festungsanlage. Allerdings drückten die laut Anzeige an der Apotheke am Marktplatz angezeigten 44°C, der aufkommende stürmische Wind und der dadurch aufgewirbelte Sand etwas auf unsere Motivation und wir machten uns auf ins Landesinnere nach Sparta.
Die antiken Stätten von Sparta sind im Gegensatz zu den Stätten in Epidavros und Mykene kostenlos, aber auch etwas schwerer zu finden. Zu sehen sind neben den Überresten der ehemaligen Agora auch noch Spuren des griechischen Theaters sowie die aus byzantinischer Zeit stammende Kathedrale. Alles natürlich in einem etwas schlechteren Erhaltungszustand.
Wir genossen es dennoch in Ruhe und ohne weitere Besucher durch die Ruinen zu bummeln und können diesen Stopover durchaus empfehlen. Im Anschluss fuhren wir zu unserem Tagesziel Mystras, einer aus byzantinischer Zeit stammenden Felsenstadt, in einem sehenswerten Erhaltungszustand. Wir checkten an einem kleinen Campingplatz in Mystra ein und waren glücklich auf diesem einen Pool und ein sehr günstiges Restaurant vorzufinden.
Nach einer etwas unruhigen Nacht fuhren wir am nächsten Morgen nochmals zurück nach Sparta und besuchten das Archäologische Museum, welches sich etwas kleiner als erwartet herausstellte. Die so freie Zeit nutzen wir noch für einen Bummel durch die Innenstadt des modernen Spartas.
Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Mystra, um uns die dortige byzantinische Felsenstadt anzusehen. Nach wieder einmal 12,- Euro Eintritt waren wir drin und am untersten Ende der Stadt. Vor uns erhoben sich ca. 300 Höhenmeter an alten Ruinen, orthodoxen Kirchen, der Palastanlage und vielen kleinen Gässchen durch die mittlerweile verfallene Stadt. Oberhalb thronte die Festungsanlage massiv auf der Spitze des Felsens.
Wir gingen die Gassen immer weiter nach oben, vorbei an halbzerfallenen Wohn- und Kaufmannshäusern, gelangten wir zur den Resten einer der vielen orthodoxen Kirchen. Wir erklommen die Felsenreste immer weiter nach oben und erreichten schließlich die Oberstadt mit dem Palast, der leider nicht begehbar war und so setzten wir unseren Aufstieg fort, bis wir schließlich über steile Wege die Burganlage erreichten. Die bereits im 13. Jahrhundert, während des vierten Kreuzzuges errichtete Festung, bot einen unvergleichlichen Anblick in die weite Ebene darunter. Wir genossen den Ausblick eine Weile und wechselten ständig unsere Blickrichtung zwischen der Ebene unter uns und dem schroffen Gebirge in unserem Rücken.
Während des Abstieges durch weitere byzantinische und auch osmanische Anlagen, kamen wir zum noch bewohnten Kloster Pantanassa. Beim Blick in die orthodoxe Klosterkirche entdeckten wir eine Vielzahl von Fresken. Nach einem Moment des Verweilens, machten wir uns weiter an den Abstieg und verließen die Stadt in Richtung unseres Autos, da wir noch weiter an die Küste nach Kalamata wollten.
Die knapp 60 Kilometer nach Kalamata entpuppten sich als eine durchgehende Passstraße entlang der steilen Talflanken der Berge auf der Peloponnes. Die Straße wund sich in Spitzkehre nach Spitzkehre immer weiter den Berg hinauf und die Felsdurchfahrten müssen für Leute mit einem Camper nervenaufreibend sein. Nach der Passhöhe ging die Straße in Richtung des Meeres auf der anderen Seite wieder hinab und tauchte in dichte Kiefern- und Pinienwälder ein. Wir nutzten eine kleine, am Straßenrand gelegene Taverne für ein spätes Mittagessen, bevor wir unschlagbar preiswert gesättigt, uns auf die letzten Kilometer nach Kalamata machten.
Das schmale Tal öffnete sich zusehend und gab immer wieder spektakuläre Aussichten auf die umgebenden Berge und das Meer frei. In Kalamata angekommen, suchten wir uns einen Campingplatz am Meer und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Am nächsten Morgen nutzten wir die Zeit Kalamata zu erkunden. Wir machten einen Spaziergang durch die Altstadt und besuchten den nahegelegenen Markt. Wir deckten uns für unser Abendessen ein und fuhren im Anschluss zu unserem letzten Ziel auf der Peloponnes Korinth.
In Korinth angekommen, mussten wir freudig zuerst erfahren, dass unser gebuchtes Zimmer sich durch ein Upgrade der Vermieterin in eine ganze Ferienwohnung verwandelt hatte. So nutzten wir die spontan gewonnenen Zusatzmöglichkeiten wie Waschmaschine und Küche erstmal ausgiebig aus.
Am nächsten Tag fuhren wir nach einem kurzen Stadtbesuch und einem ausgiebigen Kaffee zum Kanal von Korinthe, einem in der Antike über ungefähr sechs Kilometer Länge, aus dem Stein gehauen Schifffahrtskanal, der noch heute als Abkürzung zum Hafen von Piräus genutzt wird.
Wir hielten an einem etwas verhüllten Grünstreifen zwischen Schnellstraße und Kanal und gingen zuerst auf die Fußgänger und Versorgungsbrücke in der Mitte. Hier fielen vor allem die Bunkeranlagen an beiden Seiten auf. Ein Zeichen der strategischen Bedeutung dieses Bauwerkes, selbst in unserer Zeit. Aber alles in den Schatten stellen die nahezu 80m hohen, senkrecht in die Tiefe abfallenden Wände dar. Wir fuhren nochmal zu einer anderen Brücke am Ende des Kanals und machten hier noch ein paar Fotos.
Danach ging’s nach Hause zum Sachen packen, da wir am nächsten Tag um 08:00 Uhr unser Auto am Flughafen in Athen abgeben mussten und unser Flug nach Israel auf uns wartete.