Von Wadi Rum führte uns unser Weg weiter nach Norden nach Wadi Musa. Diese moderne jordanische Stadt ist das Tor zu Petra. Die alte Hauptstadt der Nabatäer bildete in dieser Region eine Hochkultur entlang der Karawanenstrasse. Wir besuchten die Highlights Petras, die Schatzkammer, das Kloster und stiegen auf zu einem Aussichtspunkt, um dieses Weltwunder auch von oben überblicken zu können. Beim Kauf unseres Jordan Passes hatten wir bewusst die Option für zwei Tage gewählt, da diese archäologische Stätte an einem Tag fast nicht vollständig zu durchwandern ist. Ein besonderes Highlight war auch Petra bei Nacht, was zwar nicht im Jordan Pass integriert war, aber aufgrund der Atmosphäre eine lohnenswerte Ergänzung darstellt.
Nachdem wir am Morgen in Wadi Rum mit unserem Fahrer und Inge, der uns begleitenden Holländerin wieder aufgebrochen waren, fuhren wir weiter entlang des König Hussein Highways in Richtung Norden, um nach etwa einer Stunde in Richtung Westen nach Wadi Musa abzubiegen. Wir machten einen kurzen Zwischenstop an einem Aussichtspunkt, von dem aus wir einen ersten Blick auf das zerklüftete Sandsteinmassiv werfen konnten, in dem sich Petra befindet. Natürlich war an diesem Punkt auch der übliche Touristenshop, mit allerlei, mehr oder weniger, qualitativ hochwertigen Mitbringseln, angefangen von Flaschen gefüllt mit Sand bis hin zu Teppichen und arabischen Dolchen. Nach diesem kurzen Zwischenstop ging es weiter nach Wadi Musa.
Wir erreichten Wadi Musa gegen Mittag und ließen uns zu unserem vorgebuchten Hotel bringen. Inge entschloss sich spontan auch ein Zimmer dort zu buchen, da wir uns die letzten Tage recht gut verstanden hatten und weiter gemeinsam Reisen wollten. Im Anschuss machten wir uns auf, in das nicht weiter erwähnenswerte Zentrum Wadi Musas, um einen Kaffee bzw. einen Smoothie zu trinken, da unsere Zimmer noch nicht bezugsfertig waren. Als wir am späten Nachmittag in unser Hotel zurückkehrten, buchten wir uns die Zusatztickets für „Petra by Night“. Diese Veranstaltung wird von den in Petra immer noch lebenden Familienclans, zweimal pro Woche, meist Dienstags und Freitags, angeboten. Sofern sich die Familien nicht mal wieder zerkriegt haben, denn dann fällt diese Veranstaltung aus.
Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir uns also mit dem Taxi, für gerade einmal 3 Dinar auf zum Eingangsbereich nach Petra. Dort wurden wir wieder von den üblichen Touristenläden erwartet und ließen uns zu einem kleinen Bummel durch diese hinreißen. Der Bummel endete dann final mit einer kleiner Tanzrunde zwischen uns und zwei Verkäufern vor einem Andenkenladen. Da es mittlerweile schon recht spät war, beeilten wir uns anschließend zügig zur Schatzkammer zu kommen, da wir das gebuchte Spektakel nicht verpassen wollten.
Vom Eingangsbereich folgten wir dem breiten, mal sandigen, mal gepflasterten und mal betonierten Weg in der Dunkelheit für eine knappe halbe Stunde in den immer enger werdenden Canyon, bis wir nach einer Engstelle vor der Schatzkammer standen. Dieses in der Dunkelheit gar nicht so leichte Unterfangen wurde durch eine Vielzahl von Windlichtern am Wegrand etwas vereinfacht, jedoch musste man immer noch darauf achten, wo man auf dem wechselnden Untergrund hintrat.
Vor der Schatzkammer erwartete uns eine Unmenge an aufgestellten Windlichtern, welche das Eingangstor zur Schatzkammer in ein zartes Flackern hüllte. Leider waren mit uns ungefähr genauso viele Touristen, wie Windlichter auf dem Boden. Ein alter Beduine spielte Musik, was dem Anblick eine ganz besondere Atmosphäre gab. Als sich die allgemeine Unruhe der anwesenden Besucher gelegt hatte und jeder einen Platz gefunden hatte, begann der alte Beduine Geschichten über die alte Hauptstadt Petra und das Volk der Nabatäer zu erzählen. Die Meisten handelten von den beschwerlichen Reisen der Karawanen entlang derer Routen und dem unermesslichen Reichtum der Stadt, welchen ihr ihre strategisch so günstige und sichere Lage einbrachte. Nach etwa einer Stunde wurde noch ein Lichtspiel auf die Fassade der Schatzkammer projiziert, welches diese in verschiedensten Farben erstrahlen ließ und ein Kameragewitter auslöste.
Wir machten uns im Anschluss wieder an den Rückweg und fielen todmüde ins Bett. Am nächsten Tag wollten wir die ganze Pracht Petras und die schiere Größe bei Tageslicht sehen.
Am folgenden Morgen nutzten wir die Gelegenheit in unserem Hotel zu einem frühen, aber dennoch ausgiebigen Frühstück, bevor wir gegen halb acht nach Petra aufbrachen. Unser Taxifahrer vom Vorabend holte uns wieder ab und fuhr uns für die üblichen drei Dinar wieder zum Eingang.
Dort angekommen machten wir uns auf den Weg. Am Morgen standen hier eine Vielzahl von Männern, die uns anboten uns entweder mit der Kutsche oder mit dem Pferd in Richtung der Schatzkammer zu bringen. Die teilweise etwas forschen Aufforderungen ihr Pferd zu besteigen, ignorierten wir gekonnt. Wir waren ja mittlerweile schon ein paar Tage in Jordanien und wussten, wie das mit den Angeboten und den Preisfeilschereien abläuft. Außerdem wollten wir den Weg durch den Canyon ausgiebig genießen und hatten folglich keine Lust diesen Abschnitt im Schnelldurchlauf abzuarbeiten.
Also liefen wir das erste Stück des Weges noch in der prallen Sonne und entdeckten immer wieder „Gebäude“, welche in den Felsen geschlagen worden waren. Trotz der morgendlichen Stunde brannte die Sonne bereits gnadenlos und wir waren froh als wir irgendwann den Eingang in die Schlucht erreichten und die uns nun umgebenden Sandsteinfelswände endlich ein wenig Schatten gaben.
Auch in der immer enger werden Schlucht entdeckten wir überall Spuren menschlicher Zivilisation. Zum einen waren links und rechts des Weges Rinnen in den Stein gehauen worden, welche für die Menschen und das Vieh als Wasserleitungen dienten. Zum anderen fanden sich auch in den Wänden überall Wohnhöhlen und Reste von kunstvollen Verzierungen und Statuen.
Es muss ein beeindruckendes Bild gewesen sein, als zu Zeiten dieser Hochkultur die Karawanen nach ihrem tagelangen, beschwerlichen Marsch durch die Wüste, dieses Paradies mit seinem für damalige Verhältnisse unermesslichen Reichtum erblickten. Wir folgten diesem Gang durch die Schlucht über mehrere hundert Meter und erreichten nach einer Engstelle die Schatzkammer. Vor uns öffnete sich ein großer Platz und wir erblickten die prächtige Fassade.
Von der entspannten Atmosphäre des Vorabend war leider nicht mehr viel übrig, da um uns herum eine Vielzahl von Händlern versuchten, uns ihre Andenken zu verkaufen und diverse Guides, jeglichen Alters, uns ihre Dienste anboten.
Wir ignorierten alle Verkaufsversuche und liefen weiter in Richtung der eigentlichen Stadt. Vorbei an einer Vielzahl von Wohnhöhlen gelangten wir zum ehemaligen Theater, welches wir passierten und weiter entlang entlang der königlichen Gruften in Richtung unseres zweiten Zieles, dem Kloster liefen.
Immer wieder wurden wir, an den am Weg befindlichen Verkaufsständen aufgefordert, die Souvenirs zu begutachten und zu kaufen. Angeblich alles für ein Dinar…
Nicht anders verlief es auf dem Weg selbst, hier wurden uns Esel, Pferde und Kamele für den angeblich so beschwerlichen Aufstieg zum Kloster angeboten. Wir lehnten alles dankend ab.
Sehr auffällig ist der Style der dortigen Bevölkerung, da sie alle aussehen wie Jack Sparrow aus Fluch der Karibik. Uns war nicht klar, ob die hier lebende Bevölkerung Vorbild für die Figur war oder der Film hier einen so durchschlagenden Erfolg hatte. Vielleicht war es jedoch auch einfach Zufall.
Jedenfalls erreichten wir nach etwa einer Stunde Fußmarsch durch die ehemalige Stadt Petra den Aufstieg zum Kloster. Die nun vor uns liegenden etwa 860 Stufen, welche uns von vielen als dramatische Qual beschrieben wurden, entpuppten sich als leichter Anstieg mit etwa 150 Höhenmetern, welcher beinahe auf der gesamten Strecke gesäumt war von Verkaufsständen. Alles natürlich für einen Dinar…
Vorbei an den Ständen, erreichten wir nach einer halben Stunde das Kloster, welches durch seine beinahe unversehrte Fassade ein weiteres Highlight Petras darstellt. Nachdem es erst 11 Uhr war, waren sehr wenige Menschen mit uns hier oben und wir genossen die dortige Ruhe bei einem arabischen Kaffee, bevor wir uns wieder an den Abstieg in das weitaus belebtere Petra machten.
Der Abstieg gestaltete sich etwas länger, da die beiden Mädels nun in Bummellaune verfielen und von Stand zu Stand schlenderten. Hier ließen sie sich immer wieder die üblichen Preisverhandlungen verstricken, bei der eine etwa achtjährige am Verkaufsstand ihrer Mutter (auch in Jordanien waren zu dieser Zeit Ferien) uns ihre Verhandlungskünste im stilsicheren Englisch darlegte, was uns in Staunen versetzte.
Unten angekommen liefen wir zurück in Richtung der Schatzkammer und hinaus in Richtung Wadi Musa. Wir hatten kurzfristig überlegt noch auf einen Aussichtspunkt zu steigen, um uns die Schatzkammer von oben anzusehen, aber da wir ja einen zwei Tage gültigen Pass besaßen, wollten wir nicht mit Gewalt alle Highlights am ersten Tag abarbeiten. So verschoben wir den Aussichtspunkt, wie auch die königlichen Gräber auf den nächsten Tag.
Die beiden Mädels waren nun etwas lauffaul geworden, sodass sie sich für eine Kameltour zurück zum Eingang überreden ließen, was sie später ein wenig bereuten, da sie nicht am Eingang rauskamen, sondern ein paar Kilometer weiter außerhalb, in einer nach ihren Berichten etwas zwielichtigen Gegend und dort von einem Pickup eingesammelt und zum Eingang gebracht wurden. Zudem bezahlte Steffi diesen Ritt noch mit einer riesigen Blase an ihrem Allerwertesten, welche ihr die nächsten Tage noch einiges an Freude bringen sollte. Ich für meinen Teil beschränkte mich auf den üblichen Fussmarsch, Reiten und Tiere in diesem Format sind nicht mein Fall und selbst in Kanada musste ich damals erst mal zum Reiten überredet werden.
Wir erreichten unser Hotel wieder am späten Nachmittag und ließen uns dort für den nächsten Tag Tickets bei der staatlichen Busagentur Jordaniens (JETT) nach Amman reservieren. Da dieser erst am späten Nachmittag um 17:00 Uhr fahren würde, hatten wir folglich noch genug Zeit für eine zweite, ausgiebige Erkundungstour durch Petra.
Der nächste Morgen verlief ziemlich identisch wie unser erster Tag in Petra. Lediglich hatten wir wohl Inge mit den knapp zwanzig Kilometern Fussmarsch etwas aufgearbeitet, sodass sie beschloss die Füße hochzulegen und im Hotel auf uns zu warten. Unser Taxifahrer der letzten Tage holte uns wieder für die üblichen drei Dinar am Hotel ab und ließen uns zum Eingang Petras bringen. Von dort aus liefen wir wieder los. Dieses mal schwenkten wir entlang der Königsgräber nach rechts ein und folgten diesen bis wir zu einer Treppe kamen, welche wir für ungefähr eine halbe Stunde bergauf liefen. Außer uns waren lediglich ein paar Touristen auf diesem Weg unterwegs, wobei die meisten, warum auch immer nach ein paar hundert Metern umkehrten. Oben angekommen, bot sich uns ein herrlicher Ausblick über die gesamte Stadt Petra.
Wir liefen noch ein wenig weiter und erreichten nach weiteren zehn Minuten den Aussichtspunkt auf die Schatzkammer. Hier hatte ein Beduine ein kleines Zelt errichtet und verkaufte kühle Getränke. Wir nahmen dieses Angebot gerne an, verweilten ein wenig und genossen den Ausblick von oben auf die beeindruckende Fassade und das bunte Treiben drumherum.
Als es Zeit für den Aufbruch wurde, machten wir uns an den Abstieg und verließen Petra, um den Bus zu unserem nächsten Reiseziel Amman, der Hauptstadt Jordaniens, zu erwischen. Wir sammelten Inge im Hotel ein und unser Fahrer brachte uns zum Busbahnhof. Dort angekommen, stellten wir fest, dass eine Reservierung in Jordanien noch lange kein Ticket ist und wir mussten warten bis alle Reisenden mit Ticket in den Bus eingestiegen waren, bevor wir unsere Sitzplätze zugewiesen bekamen.
Der Bus fuhr erneut entlang des König Hussein Highways gen Norden und wir erreichten nach einer etwa vierstündigen Fahrt am späten Abend unser letztes Ziel in Jordanien, die Hauptstadt Amman.