Nach unserem Housesit in Warkworth machten wir uns mit Pennys Infos im Gepäck wieder auf die Reise. Der erste Teil unseres Roadtrips durch Neuseeland führte uns in den hohen Norden bis an den nördlichsten Punkt, dem Cape Reinga. Eine Region, die wir bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren ausließen, da wir einfach keine Zeit mehr hatten. Umso schöner war es nun, das damals verpasste und von vielen Freunden angepriesene Northland nachzuholen. Neben der wunderschönen Natur und traumhaften Wanderungen, lernten wir auch viel über die frühe Besiedlung Neuseelands, die Konflikte mit den Maori und die Einzigartigkeit der neuseeländischen Mammutbäume, der Kauri Trees.
Während unseres Housesits in Warkworth hatte sich unser Nachbar Penny dankenswerterweise einen Abend Zeit genommen und uns ein paar Tipps für die Fahrt in den hohen Norden der Insel gegeben. Mit diesen Informationen in der Tasche machten wir uns nach der Rückkehr von Deborah und Colin am nächsten Mittag wieder auf unsere Reise. Gut erholt starteten wir auf dem Highway 1 Richtung Norden und erreichen am späten Nachmittag, nach ein paar kleinen Zwischenstopps mit herrlicher Aussicht unser erstes Tagesziel, den staatlichen, vom Department of Conservation unterhaltenen, Campingplatz am Te Uretiki Beach. Wir bauten unser Zelt auf und genossen den Sonnenuntergang bei einem Bierchen und einem ausgiebigen Spaziergang am kilometerlangen Sandstrand. Die Straße und unser Zelt hatten uns wieder.
Am nächsten Morgen planten wir erst einmal unsere folgenden Tage und machten uns im Anschluss auf nach Whangerei, um unseren Reiseproviant aufzustocken, da wir quasi alles an Grundnahrungsmitteln und Proviant bei Deborah hatten liegen gelassen. Außerdem benötigte Steffi eine neue Sonnenbrille, da Benno sich in seiner grazilen Art und Weise auf selbige gesetzt hatte und diese nun in drei Teilen auf dem Armaturenbrett lag. In Whangerei angekommen ging’s also zuallererst zum Pak’n Safe, dem neuseeländischen ALDI Pendant. Im Anschluss bummelten wir durch die ausgestorbene Mall „The Strand“, da am nächsten Tag Feiertag (Labourday) war. Wir fanden eine Sonnenbrille und entspannten im Anschluss noch etwas bei einem Kaffee an der Hafenpromenade Whangereis.
Auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz machten wir noch einen Abstecher zu den Waipu Caves. Diese, ein wenig abseits der Hauptroute nach Norden gelegenen, Karsthöhlen sind eine kostenlose Möglichkeit Glow Worms in Neuseeland zu Gesicht zu bekommen. Die Höhlen liegen etwa fünfzehn Kilometer westlich des Highways und sind nur über eine Schotterpiste zu erreichen. Dort angekommen steht man am Ende einer Lichtung vor einem kleinen Parkplatz und von hier aus ist es etwa ein dreiminütiger Fußweg bis zum Eingang der Höhlen.
Ein wenig Trittsicherheit sollte man mitbringen und mit einer Stirnlampen sowie einer warmen Jacke sollte man ausgerüstet sein, da die Höhlen nicht ausgebaut sind und man über schlammiges Terrain am bzw. im Wasser etwa 200 Meter in die Höhle hineinläuft, bis man an der Decke die Glow Worms entdeckt.
Nach zwei Nächten auf dem Campingplatz ging unsere Reise am kommenden Tag weiter nach Tutukaka. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp an den Whangerei Falls und fuhren im Anschluss weiter entlang der Küste, vorbei an Lookouts mit traumhafter Aussicht auf die unter uns liegenden Buchten, bis wir unser Ziel erreichten.
Unseren ursprünglichen Plan hier einen Tauchtrip zu den Poor Knights zu unternehmen, ließen wir aus Kostengründen (300$ pro Person) ausfallen und fuhren stattdessen nach Matapouri Bay. In der Bucht angekommen, liefen wir ein wenig an dem schönen, aber recht belebten Strand (es war ja Labourday) entlang, bis wir auf der anderen Seite der Bucht über einen steilen Pfad einen Höhenrücken erklommen, um auf der anderen Seite einen Lavaflow zu erreichen, der steil ins Meer abfällt. Im unteren Teil dieser Steilklippe haben sich natürliche Pools gebildet, welche vom Meer immer wieder geflutet werden und als Mermaids Pool bekannt sind. Ein nettes geologisches Kleinod in einer sonst von Sandsteinklippen geprägten Landschaft.
Leider hatten wir bei der Rückkehr die Gezeiten nicht auf dem Schirm, sodass sich der eigentlich einfache Hinweg nun als Kletterpartie entlang der Felsen oder alternativ als Gang durch’s hüfthohe Wasser darstellte, wodurch Steffis Hose leider etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde. Benno zog mit der ganzen Technik bestückt die Steigerei über die Felsen vor.
Den Abend verbrachten wir in unserem mittlerweile lieb gewonnenen Zelt, da wir am nächsten Morgen auf eine der zehn schönsten Tagestouren Neuseelands wollten, den Te Whara Track.
Am nächsten Morgen machten wir uns also auf nach Whangerei Heads, einer Halbinsel östlich von Whangerei. Für die knappen vierzig Kilometer zwischen unserem Campingplatz und dem Ziel benötigten wir auch nur knappe eineinhalb Stunden. Die Landstraße schlängelt sich in ihren unendlich vielen Windungen und über eine Vielzahl von Kuppen hinter denen die Welt zu Ende zu gehen scheint. Als wir endlich die Bucht von Oceans Beach erreichten, wussten wir schließlich auch warum wir hier rausgefahren waren und konnten den Ausblick der uns erwartete nur erahnen.
Nach ein kurzen Plausch mit dem örtlichen Hobo* (*Homeless Boy bzw. Obdachloser), bei dem er uns versicherte, unser Auto im Auge zu behalten, liefen wir also los in das Te Whara Scenic Reserve mit dem Ziel Bream Head, der höchsten Erhebung der Umgebung und knapp 500 Meter über dem Meer gelegen.
Zu Beginn führte der Weg entlang der Bucht und wir stiegen langsam immer höher bis wir eine Radarstation aus dem zweiten Weltkrieg erreichten. Der Ausblick entlang des Weges ließ uns den Atem stocken. Zwischen den Felsen im Südpazifik konnten wir sogar Delfinschulen entdecken und wir genossen den Blick in die unendliche Weite des Südpazifiks.
Mit der Zeit wurde der Bewuchs immer dichter und wir liefen inmitten eines subtropischen Regenwaldes bis wir über eine Vielzahl von Stufen den Gipfel des Breams Head erreichten. Von hier aus liefen wir hinab in Richtung Urquharts Bay bis wir an die Abzweigung nach Peach Cove gelangten. Wir stiegen ab, hinunter nach Peach Cove und gelangten in eine verlassene, wunderschöne Bucht.
Leider mussten wir auch wieder hinauf, um über den Bergrücken in Richtung von Ocean Beach abzusteigen. Nach gezählten 819 Stufen waren wir schließlich wieder oben auf dem Rücken und machten und an den Abstieg. Noch Tage später sollten uns unsere Waden an diese Tour erinnern.
In Ocean Beach angekommen genehmigten wir uns zu allererst einmal ein erfrischendes Bad im Pazifik, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten und nach einem ausgiebigen Abendessen erschöpft in unser Zelt fielen.
Der nächste Tag war zum Glück ein Fahrtag. Geschunden von den gestrigen Strapazen fuhren wir weiter nach Kawakawa. Kawakawa ist eine typische, relativ ärmliche, vorwiegend von Maori bewohnte Gemeinde in Northland. Abgesehen von den Städten in der Bay of Island, die sehr touristisch und europäisch geprägt sind, sind die anderen Städte in der Region doch eher durch Armut geprägt. Kawakawa macht hier keine Ausnahme.
Abgesehen von der Tatsache, dass Friedensreich Hundertwasser in der Nähe der Stadt ab dem Jahr 1973 lebte und wirkte. Der im Jahre 2000 auf einer Reise von Neuseeland nach Europa verstorbene Künstler hinterließ hier sein einziges architektonisches Objekt auf der Südhalbkugel – eine öffentliche Toilette.
Nach diesem etwas anderen Toilettengang fuhren wir weiter zu den Nghawa Hot Springs. Neben den hier vom örtlichen Maoritribe betriebenen Pools, sollte es laut Penny auch frei zugängliche Poolanlagen in einer Ruine eines alten Hotels geben. Dieses fiel leider den Bauarbeiten für ein neues Geothermiekraftwerk in Northland zum Opfer, sodass wir schlußendlich, aber nicht unzufrieden, mit den Pools des Maoritribes für unschlagbare 4$ pro Person Vorlieb nehmen mussten und uns in den Schwefelbädern bei Temperaturen zwischen 36°C und 40°C entspannten.
Im Anschluss machten wir noch einen kurzen Abstecher in die nahegelegene Stadt Kaikohe, welche nicht weiter sehenswert ist, wir jedoch Hunger hatten, bevor wir zu unserem Tagesziel Paihia in der Bay of Island Islands weiter fuhren.
Im Hostel angekommen, bezogen wir unser Zimmer und verbrachten den restlichen Abend mit einem Bummel durch die kleine Gemeinde. Paihia selbst ist ein sehr touristisch geprägter Ort mit vielen Hotels, Restaurants und Cafes und gilt als Tor zur Bay of Islands, einer Bucht mit einer Vielzahl kleiner, idyllisch anmutender Inseln umgeben von türkisblauem Wasser.
Historisch bedeutsamer sind die beiden Nachbargemeinden Russel, die erste Hauptstadt Neuseelands und Waitangi. An diesem Ort wurde mit dem Treaty of Waitangi, ein Vertrag zwischen der Britischen Krone und den Maori geschlossen. Dieser machte die Maori, im Gegensatz zu vielen anderen vom britischen Kolonialstreben unterjochten Völkern, zu echten Bürgern des Commonwealth.
Vielleicht muss man eher sagen, hätte machen sollen, da im Nachgang die Auslegung des Schriftstückes auf beiden Seiten ein wenig anders erfolgte, woraufhin die nun doch eher als kolonialen Besatzer wahrgenommenen/auftretenden Briten ihre Hauptstadt von Russel ins weiter südlich gelegene Wellington verlegten, um zum einen den fortwährenden Konflikten zu entgehen und zum anderen strategisch günstiger im Landeszentrum zu liegen.
Mit der Fähre ging es am späten Nachmittag unseres ersten Tages über die Bay of Islands ins nahebelegende Russel, wo wir an der pittoresken Uferpromenade entlang bummelten und uns an einem kleinem Imbiss Fish and Chips bestellten. Das einzige, was an diese historische Bedeutsamkeit von Russel heute noch erinnert ist der Duke of Marlborough, der älteste lizensierte Pub Neuseelands. Wir hatten mit dem Gedanken gespielt uns die oben erwähnten Fish and Chips im Duke of Marlborough zu leisten, mussten jedoch feststellen, dass die Preise nicht ganz in unser Budget passten.
Waitangi hingegen, welches wir an unserem zweiten Tag in der Bay of Island besuchten, ist zu einer kulturellen Begegnungsstätte ausgebaut worden und gilt heute als Geburtsort der Nation Neuseeland. Die Anlage ist aufgegliedert in ein Museum und einen kleinen Bushwalk, welcher vorbei an den historischen Gebäuden und natürlich durch einen gutsortierten Shop führt. Die 50 NZ$ Eintritt pro Person hinterließen bei uns jedoch einen etwas fahlen Beigeschmack, da wir den Gründungsort Neuseelands weniger kommerziell erwartet hatten.
Als weiteres Ziel stand für uns auch Kerikeri, die vielleicht „weißeste“ Siedlung Northlands auf dem Programm. Kerikeri ist, wie auch Russel weitestgehend von europäisch stämmigen Kiwis bewohnt. Dies fällt vor allem durch die ungleiche Verteilung der finanziellen Mittel und der daraus resultierenden unterschiedlichen Zustände der Städte auf.
Unseren letzten Tag in der Bay of Island gestalteten wir ungeplant aktiv und machten uns auf den Track zwischen Paihia und Opua. Dieser führte uns etwas spontan über zehn Kilometer entlang der Küstenlinie der Bay durch eine Vielzahl von kleinen Buchten in Richtung Süden bis wir die einzige Fahrzeugfähre in der Bay of Island erreichten.
Die Ausblicke auf diesem kleinen Wanderweg in die Bay of Island luden immer wieder zum Stehenbleiben und Verweilen ein. Es finden sich unberührte Mangroven, wie auch kleine Buchten mit Sand- oder Kiesstränden, die einen Blick auf die vorgelagerten Inseln und vorbeifahrenden Yachten ermöglichen.
Die malerischen kleinen Buchten mit dem türkisblauen Wasser werden immer wieder durch kleine, mit dichtem Buschwerk überwachsene Hügelketten voneinander abgetrennt und hinter jeder Biegung ist etwas Neues zu entdecken.
In Opua angekommen gönnten wir uns ein Eis und machten uns im Anschluss auf den Rückweg, da es bereits später Nachmittag war und eine Überfahrt mit der Fähre und der anschließende Rückweg über Russel den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Wir mussten auch noch unsere Sachen wieder packen, da wir am nächsten Tag weiter in Richtung Cape Reinga wollten.
Also hieß es am nächsten Morgen wieder Auto packen und weiter ging unsere Fahrt in Richtung des nördlichsten Punktes Neuseelands. Wir fuhren zuerst nach Mangonui. Hier gibt es laut Penny die besten Fish and Chips in gesamt Northland. Als wir Mittags die kleine Bude im Hafen des historischen Teils von Mangonui erreichten, nutzten wir also die Gelegenheit für ein schnelles und auch wirklich sehr leckeres und reichhaltiges Mittagessen.
Im Anschluss fuhren wir mehr als gut gestärkt weiter entlang der Küste und erreichten schließlich Awanui, die letzte wirkliche Stadt, bevor es auf den wie die Kiwis sagen „Finger“ geht. Nach einem kurzem Blick auf den Benzinstand beschlossen wir aber einfach weiterzufahren, denn wir hatten noch genug Sprit und Vorräte aus Whangerei. An der Gabelung des Highways bogen wir also nach rechts ab und ab nun ging es nur noch Richtung Norden. Vorbei an nur noch vereinzelt stehenden Häusern und gefühlt unendlich vielen Schafen fuhren wir durch eine von Wind gepeitschte Landschaft und erreichten nach etwa der Hälfte der Strecke die Abzweigung zur Henderson Bay. Mal wieder landeten wir auf einer Schotterstraße und folgten dieser für etwa 15 Kilometer bis wir den Parkplatz in den Dünen oberhalb der Bucht erreichten.
Wir stellten das Auto ab und machten immer noch gut gesättigt von den Fish and Chips, einen ausgiebigen Verdauungsspaziergang entlang des kilometerlangen, strahlend weißen Strandes. Der Henderson Beach wir auch zur Herstellung von Glas abgebaut, da sein weißer Strand fast ausschließlich aus Silikaten besteht.
Nach diesem kurzen Spaziergang fuhren wir weiter auf der schmalen Landstraße bis wir kurz vor Cape Reine auf eine weitere Gravelroad abbogen, um in die Tapotupotu Bay zu gelangen, da hier der nördlichste Campingplatz Neuseelands liegt. Wir waren ja zum Glück schon etwas geübter im Umgang mit Schotterpisten, sodass uns die sich in Serpentinen in die Bucht hinunter windende Straße nicht mehr viel ausmachte. Einzig der Regen bereitete uns etwas Sorge, da wir befürchteten bei schlechtem Wetter die Straße nicht mehr hinaufzukommen. Da aber die Entscheidung hier zu übernachten unumkehrbar war, war dies ein Problem mit dem wir uns am nächsten Tag beschäftigen könnten, sofern es notwendig würde.
Bei strömenden Regen stellten wir schnell unser Zelt auf und verkrochen uns in selbiges. Hier oben, ganz im Norden spürt man die Gewalt des Wetters, da der Wind den Regen in Schwaden über unser Zelt peitschte. Glücklich über ein trockenes Plätzchen lagen wir in unserem Zelt und blickten in die beeindruckende Natur im hohen Norden Neuseelands.
Mit beginnendem Sonnenuntergang klarte es auf einmal schlagartig auf und wir hatten einen grandiosen Blick in die Bucht und die davor liegenden Felsen. Wir hatten beide selten so ein beeindruckendes Panorama erlebt und genossen jede Minute dieses einzigartigen Sonnenuntergangs, bevor wir durchgefroren zurück in unser Zelt liefen.
Am Nächsten Morgen ging es nun schließlich zum Cape Reinga. Die gestrigen Zweifel bezüglich des Zustandes der Straße waren unnötig gewesen und wir kamen ohne größere Probleme wieder zurück auf den Highway. Wir fuhren die letzten Kilometer bis wir an dessen Ende einen Parkplatz erreichten. Morgendliche Nebelschwaden zogen an diesem kalten und windigen Morgen über das Cape, während wir vom Parkplatz den gut ausgebauten Weg bis zum Leuchtturm hinunterliefen, der das nördliche Ende Neuseelands symbolisiert. Eine verwunschen wirkende Kulisse an diesem nicht nur für die Maori einmaligen und heiligen Ort. Neben der geographischen Bedeutung besitzt das Cape aber vor allem eine religiöse Bedeutung für die Maoris, da sich hier die Seelen der Verstorbenen auf den Weg nach Hause nach Hawaiiki machen. Daher ist Cape Reinga ein Ort der auch mit gewissem Respekt behandelt werden sollte.
Als wir den Leuchtturm erreichten, lagen nun in jeder Richtung tausende Kilometer Ozean vor uns.
Der Zusammenfluss der Tasmansee mit den Pazifik am Cape unter unseren Füßen ließ das Wasser aufschäumen und über unseren Köpfen kreisten die Albatrosse im Wind. Der Nebel wurde langsam von der Sonne aufgelöst und wir konnten den Blick in die Unendlichkeit des Pazifiks in vollen Zügen genießen.
Nach unserem morgendlichen Spaziergang entlang des Capes machten wir uns wieder auf gen Süden. Eine andere Richtung gab es ja schließlich für uns nicht.
Nach einer Weile erreichten wir die Abzweigung zum Te Paki Reserve und den dort gelegenen Giant Sanddunes. Mal wieder ging es für ein paar Kilometer über Schotter bis wir die etwa 100 Meter hohen Sanddünen erreichten. Wir hatten große Dünen in Jordanien gesehen und fühlten uns schlagartig wieder in die jordanische Wüste zurückversetzt. Lediglich die Temperaturen wollten nicht ganz passen.
Wir durchliefen einen kleinen Creek und machten uns im Anschluss dran die Dünenkämme zu erklimmen. Der Regen des Vortages machte es für uns auch erheblich einfacher im klammen Sand aufzusteigen. Nach einer Weile waren wir nur noch von Sand umgeben und jedes Maß für Größe und Weite schien zu verschwinden. Zum Glück hatten wir unsere Fußspuren im Sand, sodass uns der Rückweg einfach fiel und wir ohne große Mühen das Auto wieder erreichten.
Zurück am Auto ging es weiter Richtung Süden und wir erreichten die Abzweigung auf den Ninety Mile Beach, welcher eigentlich nur 90 Kilometer lang ist. Klingt aber wahrscheinlich besser als Ninety Kilometer Beach. Eigentlich hätten wir von Te Paki aus auf den Strand und diesen entlang nach Süden fahren können. Leider war jedoch unser Auto nicht mit dem nötigen Allrad ausgestattet, sodass wir darauf verzichten mussten.
Auch wenn es auf den Aufnahmen ein wenig anders aussieht.
Als wir vom Ninety Mile Beach wieder zurück auf dem Highway waren, erreichten wir bald wieder Awanui und fuhren diesmal in Richtung der Westküste. Wir verließen aber alsbald den Highway 1 und folgten den kleinen Landstraßen des Scenic Drives bis wir an das Ufer des Takeke River kamen. Wir hatten Glück, denn die Fähre über den Fluss stand bereit zur Abfahrt und so konnten ohne langes Warten die Überfahrt antreten.
Im Anschluss fuhren wir durch den Waipoua Kauri Forrest. Die mächtigen und alles überragenden Bäume standen hier oftmals direkt neben der immer enger werdenden und sich in Serpentinen windenden Landstraße. An manchen Stellen verengte sich die Straße sogar um zwischen den gewaltigen, mehrere Meter dicken Baumstämmen hindurch zu kommen.
Unser Abendziel, das Trounson Scenic Reserve erreichten wir am frühen Abend. Vom eigentlichen Highway waren wir mal wieder auf eine Schotterpiste abgebogen und waren dieser etwa 15 Kilometer gefolgt, bis wir die Einfahrt des Campingplatzes erreichten. Hier auf dem Campingplatz neben einem Kauri Hain schlugen wir unser Zelt auf und warteten bis zur Dunkelheit, da wir im Wald auf Kiwisuche gehen wollten. So standen wir im stockdunklen Wald und lauschten den Rufen der Kiwis, konnten aber leider keine erblicken und machten uns irgendwann müde und erschöpft auf in unser Zelt.
Am nächsten Morgen machten wir nochmals einen kurzen Spaziergang im Trouson Forest, da wir die Kauri Bäume ein letztes Mal bei Tag bewundern wollten. Wir wuschen unsere Schuhe gründlich an der dafür vorgesehenen Wasch- und Desinfektionsstation und machten uns nochmals auf den etwa einstündigen Rundweg vorbei an Kauris, die teilweise an die 1000 Jahre alt waren.
Als weiteres Reiseziel für unseren letzten Tag in Northland stand noch das Kauri Museum in Matakohe auf dem Programm. Dieses privat finanzierte Museum zählt zu den besten Museen in Neuseeland und beschäftigt sich ausschließlich mit der Geschichte der Kauris. Themenschwerpunkte sind neben ihrer ursprünglichen Verbreitung, ihrer Verarbeitung zu Möbeln und Schiffen sowie die Verwendung des Gums. Das als Gum bezeichnete Harz der Bäume wurde lange Zeit als Basis für Farben und Lacke verwendet. Da aber bis zum Ende der 1880er Jahre die Mehrzahl der Bäume gefällt worden war und die bestehenden Restbestände unter Artenschutz gestellt wurden, mussten andere Wege gefunden werden, um an den begehrten Rohstoff zu gelangen. Da man bei Erdarbeiten festgestellt hatte, dass es ganze Kauri Wälder gab, die im Zuge der letzten Jahrtausende durch Erdbeben, Vulkanausbrüche oder andere Ereignisse eingestürzt waren und nun unter Sedimenten bedeckt lagen, wurde das Gum Digging erfunden. Als Gum Digger bezeichnete man im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Leute die mit langen Stangen im Boden nach alten, umgefallenen Kauris suchten, indem sie in selbigen quasi herumstocherten. Ziel war es mit dieser Lanze ein wenig Harz zu treffen, da dieses einen eigenen charakteristischen Geruch hat und man in der Folge meist einen vollständigen Baum aus dem Boden bergen konnte.
Das Kauri Museum eröffnete uns sehr spannende Eindrücke in die Geschichte der frühen europäischen Besiedelung Northlands und war folglich für uns ein großartiger Abschluss der Reise durch diesen, uns bis dato unbekannten Teil Neuseelands, bevor wir anschließend weiter in Richtung Süden fuhren, auch Auckland hinter uns ließen und unser nächstes Ziel Tauranga in der Bay of Plenty ansteuerten.