Kyoto wird auch die Stadt der tausend Tempel genannt und ist für den ersten Japanbesuch ein absolutes Muss. Im Gegensatz zu vielen anderen japanischen Städten, welche durch den zweiten Weltkrieg weitestgehend ihr traditionelles Aussehen verloren haben, blieben in der ehemaligen Haupt- und Kaiserstadt Kyoto die Tempelanlagen, die Altstadt und die vielen Paläste erhalten. Aufgrund derer Vielzahl ist es einem jedoch unmöglich alle zu besuchen, geschweige denn auch nur die Besuchten im Kopf zu behalten. Wir genossen dennoch die Tage in Kyoto, vor allem, da die Stadt ein herrlicher ruhiger und entspannter Kontrast zu Tokio ist.
Am späten Nachmittag kamen wir auf unserer Zugfahrt nach zweimaligen Umsteigen in Otsuki und Yokohama-Shin in Kyoto an. Die Fahrt von Yokohama-Shin nach Kyoto war dabei unsere erste Fahrt in Japans Schnellzug, dem Shinkansen. Wie auch schon in Kawaguchiko hatten wir uns für ein K’s House als Unterkunft entschieden, diesmal hatten wir sogar einem Doppelzimmer.
Nach dem Check-in entschlossen wir uns spontan zu einem Bier in der dem Hostel zugehörigen Kneipe. Dort lernten wir Georgie und Leigh kennen, ein Pärchen aus Melbourne mit denen wir dann nicht nur den restlichen Abend verbrachten. Wir verstanden uns auf Anhieb blendend, sodass aus dem geplanten einem Bier ein paar mehr wurden und wir uns zu späterer Stunde gemeinsam aufmachten, um noch einen Ramen zu essen. Wieder zurück im Hostel bzw. der Hostelbar gönnten wir uns ein paar weitere Drinks bis die Bar schloss und wir gegen Mitternacht ins Bett gingen, schließlich standen für den nächsten Tag viele Tempel auf dem Programm.
Nach einem entspannten Frühstück mit Pancakes, Rührei und Toast sowie Kaffee (all you can drink!!!) für nur 500 Yen (umgerechnet nicht einmal 4 €) im Hostel, machten wir uns zu Fuß auf am Kamo River entlang bis wir den Rokuharamitsuji Tempel erreichten. Im Tempel selbst stehen viele hölzerne Buddhas aus der Fujiwara-Kamakura-Ära sowie die Kuya-Shonin-Zo Heiligenstatue, welche in Japan sehr berühmt ist.
Wir liefen weiter bis wir zum buddhistischen Zenkyoan Tempel kamen. Dieser Tempel stand nicht unbedingt auf unserer Liste, doch Kyoto hat so unglaublich viele Tempel, dass man gut und gerne auch mal einfach so an einem Tempel vorbeikommt und hineinschaut. Der Zenkyoan Tempel hat unsere Aufmerksamkeit gewonnen, da sich dort anscheinend alles rund um das Schwein dreht. Bereits die Statuen am Eingang stellen Schweine dar und auch den vor jedem buddhistischem Tempel stehenden Brunnen oder Temizuya schmückte ein Wildschwein als Wasserspender.
Wenig später ging es weiter in Richtung Kennin-Ji Tempel. Dieser Tempel ist wohl ein Muss bei einem Besuch in Kyoto, da es sich hierbei um einen der ältesten Zen-Tempel handelt. Wir schlenderten ein wenig durch die groß angelegte Anlage bis wir mitten in der Altstadt Kyotos standen.
Das Gion Viertel, welches prinzipiell die Altstadt Kyotos darstellt, zeigte uns zum ersten Mal Japan so, wie man es sich vorgestellt hat. Keine Wolkenkratzer oder blinkenden, lärmenden Werbeanzeigen, sondern ein- oder zweistöckige Häuser mit viel Holz und Japaner in Kimonos.
Wir liefen die dortige Hauptstraße entlang und genoßen es eine andere Seite Japans kennenzulernen. Wir entschieden uns dort noch einen Kaffee in einem der traditionellen Cafes zu trinken und machten und im Anschluss auf in Richtung des Yasaka-Jinja Schreins.
In der Straße, die dort hinführt befinden sich viele Touriläden mit Souvenirs oder Leihkimonos, die wir allerdings alle mieden. Am Eingang des Yasaka-Jinja Schreins, der vor allem aufgrund des Gion Festivals bekannt ist, kam plötzlich ein Japaner auf uns zu. Er stellte sich vor mich, sagte irgendwas in der Art wie „Beautiful“ und fragte, ob er mich umarmen dürfte. Ich empfand die Situation zwar als etwas seltsam, aber uns war ja bewusst, dass wir als Europäer in Japan irgendwie etwas besonderes waren. Kurz darauf liefen wir dann in die wunderschöne Anlage des Yasaka-Jinja Schreins, denn dies ist nur der Hauptschrein, die Anlage beinhaltet über 2.300 kleine Schreine.
Der Yasaka-Jinja Schrein stellt zugleich auch einen Eingang des Maruyama Parks dar durch den wir im Anschluss liefen. Dort genossen wir einige Zeit die Atmosphäre, schlenderten durch einige Tempelgärten und kamen schließlich noch zum Chion-In Tempel und den dazugehörigen Gärten. Auch hier kann man nichts anderes sagen, als dass es sich um eine wunderschöne Anlage handelt.
Zum Abschluss des Tages fuhren wir mit der U-Bahn noch zum wohl bekanntesten Schrein Kyotos, dem Fushimi Inari Taisha Schrein mit seinen tausenden orangenen Toren. Wie sich im Anschluss herausstellte fuhren wir zu diesem Tempel wohl schwarz, da wir leider nicht verstanden, dass die Bahn dorthin nicht in unserem Railway Pass beinhaltet war. Es störte allerdings auch niemanden, sodass uns auch keiner darauf aufmerksam machte, dass wir für diese Bahn ein extra Ticket hätten kaufen müssen.
Auf dem Weg vom Bahnhof bis zum Schrein merkten wir bereits, dass es sich hier wohl um eine der Touristenattraktionen Kyotos handelte. Unzählige Stände mit Essensangeboten, Souvenirs und sonstigem Klimbim waren von dort bis zum Eingang des Schrein aneinandergereiht.
Der Schrein an sich war dann trotz der schon etwas späteren Tageszeit immer noch recht gut besucht, sodass es nicht ganz einfach war dort ein paar hübsche Fotos zu machen, ohne unzählige Leute durchs Bild laufen zu haben.
Der Weg durch die unzählig vielen orangenen Tore ist wirklich spektakulär. Leider war ein Teil des Weges aufgrund des kurz vorher wütenden Taifuns Jebi gesperrt, sodass wir nach einer knappen Stunden bereits wieder in Richtung Kyoto Downtown aufbrachen.
Auf dem Rückweg zum Hostel kauften wir uns noch ein Abendessen (Sushi, was sonst ;)) im Supermarkt. Im Hostel angekommen, aßen wir dann und verbrachten einen entspannten Abend mit ein paar Österreichern, die wir bereits im Hostel in Kawaguchiko kennengelernt haben.
Der nächste Morgen begrüßte uns mit Regen, sodass wir erst einmal gemütlich einen Kaffee auf der überdachten Terrasse des Hostels tranken. Als der Regen dann zum Glück doch irgendwann nachließ, machten wir uns mit Regenjacken im Gepäck auf, um den Kinkaku-ji Tempel zu bestaunen. Dies ist wohl wirklich der prächtigste Tempel in Kyoto, denn er ist beinahe komplett mit Blattgold überzogen und ist wirklich spektakulär anzusehen. Wir liefen durch den dort angelegten Park und bewunderten den Tempel von alles Seiten.
Im Anschluss fuhren wir mit dem Zug weiter in Richtung des Arashiyama Bamboo Forests und schlenderten durch diesen. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies mehr eine geteerte Straße durch den Bambuswald war. Leider nicht ganz, was wir erwartet hatten. Was allerdings spannend war, war, dass auch der Bambuswald durch den Taifun sehr mitgenommen wurde. Obwohl Bambus ein sehr widerstandsfähiges Holz ist, wurden doch echt viele Bäume umgerissen. Der Bambuswald endete in einem Park. Wir liefen durch diesen bis wir den Katsura River erreichten. Dort schlenderten wir über die Togetsu-Kyo Brücke, um zum Iwatayama Affenpark (Eintritt 550 Yen/p.P.) zu kommen, den wir unbedingt mitnehmen wollten.
Beim Eingang des Affenparks angekommen, spazierten wir den matschigen Weg etwa eine knappe halbe Stunde nach oben bis wir von immer mehr Makaken umgeben waren. Die Affen laufen dort einfach umher und werden durch Futter von den Angestellten dort etwas domestiziert. Es kann jedoch trotzdem passieren, dass mal keine Affen da sind, so ist eben die Natur. Wir hatten aber Glück und sahen eine Vielzahl an Affen in verschiedensten Altersklassen vom Babyäffchen bis hin zu Rudelchef.
Das Schöne an diesem Affenpark ist neben den vielen Affen auch die tolle Aussicht über Kyoto. Diese genossen wir selbstverständlich auch bis wir uns wieder auf dem Rückweg machten.
Auf dem Weg zurück in die Stadt kamen wir an einem Laden mit unzähligen Matchaprodukten vorbei. Wir überlegten kurz und entschieden uns dann einen Matcha Latte sowie einen Matcha Kuchen zu probieren. Wir kamen beide zu dem Ergebnis, dass der Geschmack für uns wohl eher etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Zurück in Kyoto gönnten wir uns noch einen Burger als Kontrast und suchten uns im Anschluss noch eine Bar, um gemütlich ein Bier zu trinken. Wir landeten jedoch in einer Karaokabar, in der der Alkohol für japanische Verhältnisse sehr günstig war. So grölten wir die Nacht mit ein paar anderen Touristen und Japanern durch, bis wir gegen 3:30 Uhr nachts zurück zum Hostel aufbrachen. Für den nächsten Morgen hatten wir eine Cooking Lesson zusammen mit Georgie und Leigh gebucht, sodass wir bereits zu diesem Zeitpunkt wussten, dass es eine kurze Nacht werden sollte.
Wir entschieden spontan den Fischmarkt um 6:00 Uhr morgen auszulassen und erst zur eigentlichen Kochstunde gegen 8:00 Uhr dazuzukommen.
In der Kochstunde (eigentlich mehr ein Kochvormittag, denn der Kurs ging in Summe sicherlich 4-5 Stunden) am nächsten Morgen drehte sich alles um die Zubereitung von Sashimi. Unser Chefkoch Marcello, ein brasilianischer Japaner (Mutter Brasilianerin, Vater Japaner), zeigte uns alle Gerätschaften, die zum Filetieren wichtig sind und schon legten wir los. Er erklärte jeden Schritt und wir machten diese unter seinen strengen Augen nach. Bei diesem Kochkurs wurde uns erst einmal bewusst, wieviel Perfektionismus in einem Japaner stecken muss. Marcello erzählte uns während des Kurses beispielsweise auch, dass es mindestens 10 Jahre dauert bis man Sushimeister wird. Die ersten Lehrjahre verbringt man zumeist nur mit Putzen, bis man einen Fisch berühren, geschweige denn für Gäste zubereiten darf, dauert es mehrere Jahre.
Wir hingegen freuten uns eher von Marcello zu erfahren, worauf man achten muss, damit der Fisch auch roh verzehrt werden kann. Nach etwa vier Stunden waren dann alle Fisch von den Schuppen befreit, ausgenommen (das hab ich mir gespart, an irgendeinem Fisch musste es Marcello ja auch vormachen), filetiert und zu Sashimi geschnitten.
Marcello machte in der Zwischenzeit noch Reis (übrigens auch eine Kunst für sich…) und brachte uns noch Algenblätter, Ingwer und Wasabi an den Tisch, sodass wir uns dort neben unserem selbst gemachten Sashimi auch noch Sushi machen konnten.
Der Kochkurs mit Marcello machte wirklich Spaß und wir lernten viel Neues, vor allem über die japanische Esskultur.
Da dieser Tag schon mit Essen begonnen hatte, sollte der Tag auch mit Essen enden. Marcello hat uns ein Restaurant für Wagyu Fleisch empfohlen und machte und auch gleich eine Reservierung für den Abend. Die Zeit zwischen dem Kochkurs und dem Abendprogramm nutzten wir für ein Nickerchen, da der Schlaf ja in der Nacht zuvor etwas kurz gekommen war.
Im Hiro Steakhouse angekommen, hatte uns Marcello einen Platz direkt an der Bar reserviert, sodass wir dem Koch bei der Zubereitung der Speisen zusehen konnten. Wir bestellten dort ein Menü und bekamen kurz darauf eine Art Tischgrill vor uns gestellt. Wir konnten das Fleisch somit genauso braten, wie wir es für gut hielten. Aber da wir zum Teil nicht einmal wussten, welches Teil der Kuh wir da gerade aßen, war das mit dem Braten auch nicht so leicht. Es schmeckte allerdings alles absolut herrlich, bis auf Kuhmagen. Kuhmagen mochte ich nicht so gern.
Nach dem Essen trafen wir uns noch mit Geordie und Leigh, die noch mit ein paar Anderen eine spontane Kneipentour unternommen hatten. Wir tranken noch gemütlich ein Bier zusammen in einer Bar und als diese Feierabend machte, holten wir uns noch ein weiteres Bier im Supermarkt und tranken dieses gemütlich am Fluss bis wir gegen Mitternacht den Heimweg antraten.
Am nächsten Morgen gönnten wir uns nochmals das Hostelfrühstück und viel Kaffee. Da es unser letzter Tag war, checkten wir auch gleich aus, ließen unser Gepäck jedoch noch im Hostel, da wir uns noch den Kaiserpalast und die dazugehörigen Gärten ansehen wollten. Wir kamen zuerst in den zum Kaiserpalast zugehörigen Garten und bummelten etwas durch diesen hindurch. Wie wir im Anschluss jedoch leider feststellen mussten, war der Kaiserpalast aufgrund der Schäden durch den Taifun Jebi geschlossen.
So hatten wir allerdings noch genügend Zeit, um uns die Shogunburg Nijo anzusehen und gemütlich einen Kaffee zu trinken. Wir stießen auf ein kleines gemütliches Cafe mit 70er Jahre Charme und bestellten jeweils einen Kaffee. Wie wir feststellten wir der Kaffee dort auf eine eher besondere Weise gemacht, die uns wirklich faszinierte. Zudem war der Kaffee auch wirklich äußerst gut.
Danach besuchten wir die Shogunburg. Wir liefen durch die Burganlage und auch die Burg selbst, die unter anderem einen besonderen, quietschenden Fußboden hat, um vor Eindringlingen zu warnen.
Im Anschluss liefen wir über den Nishiki Markt zurück in Richtung Hostel, um unser Gepäck zu holen und uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel Osaka zu machen.