Der südlichste Fjord Europas empfing uns nach den kalten Tagen im Durmitor Nationalpark zum Glück mit viel Sonnenschein. Die wunderschöne Altstadt mit ihren engen Gässchen könnten wir leider nur in den frühen Morgenstunden oder am Abend so richtig genießen, da untertags die Kreuzfahrttouristen in Massen Einzug hielten. Im Anschluss machten wir uns mit allerhand verschiedenen Verkehrsmitteln auf nach Virpazar und genossen ein paar entspannte Tage in traumhafter Bergkulisse abseits des Trubels.
Tag 1
Am Tag unserer Abreise aus dem Durmitpr Nationalpark in Richtung unseres nächsten Ziels, Kotor, ging es mal wieder früh los. Aus für uns unerfindlichen Gründen fahren die Busse in Montenegro immer zu unchristlichen Zeiten oder spät am Abend. So hieß es mal wieder aufstehen um 4:00 Uhr und Abfahrt um 5:00 Uhr. Der Vorteil war, dass außer uns nur noch drei weitere Fahrgäste mit an Bord waren. Wir hatten also entspannt Platz und Steffi nutze dies erstmal für ein ausgiebiges Nickerchen. Der Bus schlängelte sich die engen Serpentinen hinab in Richtung unseres ersten Stopps, Niksic und es ergaben sich immer wieder Einblicke in einsame, in die morgendliche Sonne getauchte, Täler die sich abwechselten mit Nebelschwaden, sodass es sich zeitweise anfühlte als würde man mit einem Flugzeug gerade die Wolkendecke durchschneiden.
Von NIksic, das sich auch bei unserem zweiten Besuch wenig erwähnenswert zeigte, ging es nach einem kurzen Zwischenstopp weiter zu unserem Ziel Kotor, welches wir am frühen Vormittag erreichten.
Da der Busbahnhof ein wenig außerhalb der des Stadtzentrum und der Altstadt liegt, liefen wir für ein paar Minuten entlang des Hafens bis wir die alte Stadtmauer erreichten und diese durchquerten. Das Bild der Stadt änderte sich schlagartig und wir standen inmitten von engen Gassen und alten, aus Kalkstein gebauten Häusern. Über uns thronte das zur Stadt zugehörige Fort mit seine mächtigen, die Altstadt umschließenden Mauern.
Nach ein wenig Suchen fanden wir unser Hostel und gaben unsere Rucksäcke ab. Wir suchten uns ein kleines Kaffee, da wir erst um 13:00 Uhr einchecken konnten. Wir bestellten uns zwei Kaffee und waren schockiert über die Preise. Im Durmitor Nationalpark hatten wir für einen Kaffee selten mehr als einen Euro gezahlt. In Kotor hatten sich die Preise fast verdreifacht.
Immer noch überrascht von den Preisen schlenderten wir durch die Altstadt. Wir kamen aus dem Staunen kaum raus, als wir feststellten, dass alles in Kotor annähernd deutsche Preise kostete.
Etwas später sollte uns auch bewusst werden warum…
Kotor selber zeigte sich an diesem Morgen auf seine entspannte Weise. Wir genossen den warmen Vormittag. Endlich hatten wir wieder Temperaturen von über zwanzig Grad und keinen Regen. Die schmalen Gassen, durch die wir bummelten waren gesäumt von vielen kleinen Cafe’s und in der gesamten Stadt liefen uns immer wieder Katzen jeglichen Alters über die Füße. Steffi war schlagartig verliebt und wollte alle Katzenbabies am liebsten einsammeln und mit nach Hause nehmen.
Gegen Mittag mussten wir leider den Grund für die Preise in Kotor erfahren. Das erste Kreuzfahrtschiff des Tages hatte angelegt und Massen an Menschen strömten in die kleine Altstadt. Schockiert von diesem Szenenwechsel begaben wir uns in Richtung unseres Hostels und konnten zum Glück einchecken. Die mittlerweile doch heißen Temperaturen und die immer mehr werden Kreuzfahrttouristen hatten uns etwas die Motivation genommen, Geschafft von den morgendlichen Reisestrapazen verbrachten wir den Nachmittag mit einem Nickerchen.
Am späten Nachmittag hatte sich der Ansturm wieder gelegt und Kotor zeigte sich wieder von seiner beschaulichen Seite. Wir hatten für den Abend das Angebot eines BBQ-Trips auf ein Fort des Hostels angenommen. So ging es wieder zurück zum Busbahnhof und wir fuhren eine halbe Stunde über schmale Serpentinen in die Berge.
Am Fort angekommen setzen wir uns auf die Mauern dieser ehemaligen Festungsanlage. Jetzt, da wir den Anblick der Stadt mit ihrem Hafen und den umliegenden Bergen sahen, war uns auch wieder bewusst warum wir nach Kotor aufgebrochen waren. Der angeblich südlichste Fjord ließ uns den Mund offen stehen. So saßen wir eine Weile, genossen die Aussicht und philosophierten mit den anderen Teilnehmern dieser Tour über unsere Reiseerfahrungen.
Wir erreichten Kotor wieder am späten Abend und entschlossen uns noch spontan auf ein paar Bier in einer der vielen Bars. Wir blieben in einer Bar mit Livemusik hängen und ließen den Pubcrawl, dem wir uns angeschlossen hatten, einfach weiter ziehen.
Tag 2
Der nächste Morgen gestaltete sich ähnlich wie unser Ankunftstag. Wir nutzen die morgendliche Ruhe für einen Spaziergang, gönnten uns einen Kaffee, schlenderten über den hiesigen Markt und Steffi konnte sich ganz in Ruhe den vielen Katzenbabies widmen. Als die Gassen wieder voller wurden, gingen wir zurück zum Hostel. Dort angekommen, kamen wir ins Gespräch mit ein paar Einheimischen, sowie einem amerikanischen Dozenten für europäische Geschichte, der zur Zeit auf Bildungsreise durch den Balkan war. Schnell hatten wir unsere Erfahrungen ausgetauscht und nachdem wir gemeinsam ein „Sandwich“ genossen hatten, wurden die Gespräche politischer und unsere beiden einheimischen Begleiter erzählten über die reale Situation derzeit in Montenegro. Wir, wie auch unser neuer amerikanischer Freund, waren erstaunt über die Erzählungen der beiden aus ihrem Alltag.
Kurz zusammengefasst liegt in Montenegro doch einiges im Argen. Eine geregelte Einkommenssituation und Arbeit herrscht hier nur während der Sommersaison. Daneben zeichnet sich das angebliche Sozialsystem in Montenegro, sofern man es überhaupt so nennen kann, vorwiegend durch Nichtstun und Vetternwirtschaft aus. Die Menschen haben, mehr oder weniger, den Glauben an ihr Land verloren und sehen mittelfristig keine Änderung ihrer Lebenssituation.
Diese Darstellung der Situation, sollte nicht die Einzige bleiben.
Am späten Nachmittag machten wir uns nochmals auf und ließen den Abend entspannt ausklingen.
Tag 3 - 6
Für den nächsten Tag hatten wir eigentlich einen Campingplatz ca. 30 Kilometer von Kotor angepeilt. Aufgrund leichter Verständigungsschwierigkeiten am Busbahnhof landeten wir allerdings deutlich weiter südlich als wir wollten an einer Bushaltestelle im Nirgendwo. Zum Glück fanden wir eine kleine Gaststätte und hielten erst einmal einen kurzen Kriegsrat. Zurück fahren oder weiter?
Da auf absehbare Zeit kein Bus kam, nutzen wir das Angebot eines einheimischen Pärchens mittleren Alters uns für ein paar Euro mit nach Sutomore zu nehmen. Ein wenig einladender Badeort, der ziemlich stark an die Touristenburgen entlang der italienischen Adria erinnerte. Ein wenig herunter gekommener natürlich. Dort angekommen stiegen wir in den Zug nach Virpazar und waren überrascht einen modernen, sauberen Zug vorzufinden.
Nach einer knappen halben Sunde erreichten wir Virpazar und nahmen das Angebot von ein paar Mädels an uns mit dem Auto ins Stadtzentrum mitnehmen zu lassen. Zum Glück hatten wir uns zuvor bereits einen Campingplatz ausgesucht. Denn im Zentrum von Virpazar angekommen, wurden wir von diversen Menschenfängern in Empfang genommen, die uns von Essen, Übernachtungen und Touren in den nahegelegenen Nationalpark alles andrehen wollten.
Genervt von dieser dauernden Anmache verließen wir Virpazar schnellstmöglich und machten uns auf zu unserem ca. 3 Kilometer entfernten Campingplatz. Nachdem wir eine Weile einer montenegrinischen Landstraße (bei uns eher Feldweg) gefolgt waren und einen kleinen Fluss gefurtet hatten, erreichten wir das OK Koral Camp und trauten unseren Augen kaum.
Wir waren auf einer Eco-Farm mitten in der Natur gelandet. Um uns herum gab es nur Natur, Tiere und ein Wahnsinns Bergpanorama. Mia, die Besitzerin spendierte uns bei Ankunft erstmal einen selbst gemachten Himbeersaft. Am späten Nachmittag stellten wir unser Zelt auf und verbrachten den Rest des Tages, sowie die nächsten zwei Tage, indem wir einfach nur relaxten, ein wenig schrieben und durch die umliegende Natur spazierten. Virpazar selber sah uns nur noch einmal, da wir unsere Lebensmittelvorräte aufgebraucht hatten und einkaufen mussten.
Nach drei wunderschönen und entspannenden Tagen ging es dann anschließend weiter über Podgorica nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Netterweise bot uns unsere Gastgeberin an, uns nach Podgorica mitzunehmen, da sie geschäftlich einiges zu erledigen hatte. Auf der Fahrt sprachen wir über die derzeitige Situation im Land und ihre Wünsche und Vorstellungen. Leider deckten sich ihre Erzählungen mit dem, was wir bereits in Kotor erfahren hatten. Mit gemischten Gefühlen verabschiedeten wir uns daher von Montenegro, einem Land, dass uns zum einen aufgrund der wirklich herzlichen Menschen (mit Ausnahme von Virpazar vielleicht, aber auch da relativiert sich, wenn man die Lebensumstände kennt) ans Herz gewachsen war, in dem aber im Umkehrschluss doch vieles im Argen liegt.
Podgorica ließen wir, auch aufgrund der Empfehlungen der Einheimischen links liegen.