Von Cape Jervis führte uns der letzte Stop unsers Roadtrips nach Kangaroo Island. Dieses Eiland, etwa zwei Stunden von Adelaide, ist ein wahres Natur und Wildlife Paradies. Neben den namensgebenden Kängurus, sahen wir auch viele Koalas, Seelöwen und andere Robben. Einzig das Schnabeltier hat sich vor uns versteckt. Wir besuchten die wilde Steilküste und die bizarren Felsformationen der Remarkable Rocks im Flinders Chase Nationalpark, einen der ersten Leuchttürme der Insel am Cape Borda, das quirlige Städtchen Kingscote und fuhren durch herrlich verwunschene Eukalyptuswälder.
Am Morgen setzten wir von Cape Jervis mit der Fähre nach Pennecot über. Die Anlegestelle der Fähre findet sich in diesem kleinen, an der Ostspitze gelegenen Dörfchen. Für die Überfahrt benötigt man etwa 40 Minuten und hat die Wahl zwischen mehreren Fährverbindungen am Tag. Leider sind die Preise für die Überfahrt mit 180 Euro doch recht sportlich, aber ohne Auto ist man auf der etwa 100 Kilometer langen und 30 Kilometer breiten Insel leider aufgeschmissen.
Nach der Ankunft kauften wir erst einmal im örtlichen Supermarkt ein. Die Preise waren, wie in Australien üblich, teuer, aber nicht viel teurer als auf dem Festland. Wir fuhren weiter in Richtung der Hauptinsel, da Pennecot auf einer Halbinsel liegt.
Hier durchfuhren wir einen Eukalyptuswald und waren sofort geplättet von der sich vor uns öffnenden Baumgalerie.
Im Anschluss erreichten wir die Hauptinsel und der Wald wurde abgelöst von weitem Farmland, mit vornehmlich strohigen Wiesen und Schafen, welche darauf weideten. Nachdem wir eine Weile gefahren waren, kamen wir an einem kleinen Café vorbei und machten eine kurze Pause für einen Kaffee. Auf dem Rückweg zu unserem Auto (und auch aufgrund zweier wild gestikulierenden Chinesen) entdeckten wir dann unseren ersten Koala hoch oben in einem Eukalyptusbaum.
Voller Freude über den spontanen Fund fuhren wir nach ein paar Fotos weiter in Richtung unseres Campingplatzes. Als wir diesen erreichten, wurden wir zuerst einmal von einer Horde grauer Kängurus empfangen. Diese beäugten uns auch noch skeptisch, als wir unser Zelt aufbauten und dabei fast noch von einem Gumtreeast erschlagen worden wären. Denn die Gumtrees werfen gerne mal, ohne Fremdeinwirkung, nicht nur ihre Blätter, sondern auch ganze Äste ab. Und so ein Gumtreeast mit 15 cm Durchmesser lag nun vor unserem Zelt. Möchte man beim Zelten eigentlich vermeiden.
Aber wir hatten ja genug Platz gelassen. So bauten wir, umzingelt von Kängurus, unser Zelt auf und machten uns im Anschluss gleich mal auf eine Erkundungsrunde. Dabei entdeckten am Ende des Zeltplatzes ein Schild „Koalawalk“.
Wir folgten diesem und kamen ein Stückchen weiter in einen kleinen Eukalyptushain. Die warme Luft duftete herrlich und von etwas weiter konnte man ein Grunzen hören. Bereits nach ein paar Metern entdeckten wir den ersten Koala, allerdings sehr hoch auf einem Rieseneukalyptus.
Wir liefen weiter, vorbei an ein paar Wallabies und kamen in einen niedrigeren Wald. Wir entdeckten sogleich zwei weitere Koalas, die sich im Baum sitzend anbrüllten.
Bereits jetzt schon überrascht von dieser Koaladichte, liefen wir weiter, kamen aber nicht weit, weil dieses Mal eine Mutter mit Jungtier in einem Baum saß, sich daneben im gleichen Baum zwei Männchen einen handgreiflichen Streit lieferten, bis sie irgendwann untereinander hängend einschliefen und zu allem Überfluss ein weiteres Männchen auf dem Boden an uns vorbei lief.
Ach ja, und nen Schnabeligel gab’s auch noch.
Deutlich später als geplant stiegen wir in unser Auto ein und fuhren in Richtung Flinders Chase Nationalpark.
Wir erreichten die Info kurz vor Ende der Öffnungszeiten, erfuhren jedoch, dass der Park ganztägig zugänglich sei. Da es schlechtes Wetter war, beschlossen wir die Gesteinsformationen am nächsten Tag zu besuchen, da graue Steine vor grauem Hintergrund nicht gerade das spannendste Motiv darstellen. Wir fuhren weiter zur Kelly Hills Cave, welche leider mittlerweile geschlossen hatte. Dies hinderte uns allerdings nicht daran ein kurzen Buschwalk zu laufen und ein wenig die wilde Natur Kangaroo Islands zu genießen.
Die Nacht verbrachten wir umrahmt von Kängurus und Koalas, wie wir bei einem spätabendlichen Toilettengang feststellen mussten.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem schnellen Frühstück gen Osten. Wir wollten die Südküste erkunden und machten als erstes einen kurzen Stopp bei den Little Sahara Sanddunes. Die Dünen durchstreifend schlenderten wir ein wenig durch die Natur und schauten ein paar Touristen zu, die auf den Dünen versuchten zu Sandboarden.
Als nächstes ging’s zur Seal Bay. Hier befindet sich eine der größten Brutkolonien Australischer Seelöwen. Da diese aber nur geguided und für einen satten Preis von 35$ besucht werden konnte, sparten wir uns das Geld. Nach einer Weile und einem ausgeprägten Bummel durch den angeschlossenen Andenkenladen waren wir wieder zurück am Auto und wussten nicht so recht was wir mit der gewonnenen Zeit durch die ausgefallene Tour anfangen sollten. Wir fuhren einfach mal zum nächsten Strand.
Dieser weiße und menschenleere Strand, direkt neben der durchaus gut besuchten Touristenattraktion lud nur so zum Spazierengehen ein. Der Wind peitschte die Wellen kräftig gegen den Strand und der Sand fühlte sich an den Füßen wie ein sanftes Peeling an.
Als wir wieder zurück am Auto waren, beschlossen wir unsere Tour noch ein wenig fortzusetzen und fuhren in Richtung der ganz im Osten gelegenen D’Estrees Bay. Wir bogen von der asphaltierten Ringstraße ab und folgten der vor uns liegenden Schotterpiste für mehrere Kilometer.
Die Straße wurde immer schmaler, als wir in die Bucht kamen, da wir aber aus Neuseeland einiges an Schotterpisten gewohnt waren, schreckte uns das nicht weiter ab.
Da die Bucht nicht wirklich zum Baden einlud, außerdem hatte es mittlerweile zu nieseln begonnen, fuhren wir an der Bucht auf der kleinen Spur entlang und genossen die wilde und schroffe Natur. Nach einer Weile erreichten wir wieder eine etwas breitere Schotterpiste und bogen auf diese ab, denn wir wollten an unserem Campingplatz den Koala- und den Lagoonwalk nochmals laufen. Der gestrige Tag hatte uns dort so viel Freude bereitet, dass wir es auf einen zweiten Versuch ankommen ließen.
Zurück am Campingplatz liefen wir also los in Richtung der Schilder Lagoon und erreichten einen kleinen See nach wenigen hundert Metern. In diesem idyllischen, wenn auch künstlich angelegten See entdeckten wir ein paar überflutete und umgestürzte Bäume auf denen sich allerlei Vögel breit gemacht hatten.
Umringt wurde die Szenerie von einer Vielzahl von Gänsen sowie den üblichen Kängurus und Wallabies.
Nachdem wir etwa eine Stunde um den See spaziert waren, erreichten wir über ein paar Wiesen und Weiden wieder unseren Campingplatz. Wir setzten uns in unser Auto und fuhren in Richtung des Flinders Chase Nationalparks. Da es mittlerweile früher Abend war und die Parkinfo schon geschlossen hatte, fuhren wir direkt, die sich durch den dichten Eukalyptuswald schlängelnde Straße hinunter zum Admirals Arch und verschoben das Zahlen des Eintritts auf den nächsten Tag.
Vom Parkplatz aus führte ein in Serpentinen verlegter Bohlenweg hinunter zur steil abfallenden Küste. Man spürte die Rauheit des Meeres in dieser Region und der Wind riss die dichten Wolken, zu unserem Glück immer wieder in Fetzen.
An der Spitze des Küstenabschnitts lagen direkt unter unseren Füßen ein paar Robben, einige tummelten sich in den von der Ebbe frei gelegten Pools, andere schliefen einfach nur auf glatt geschliffenen Felsen im schneidenden Wind.
Als wir die Plattform im Inneren des Arches erreichten, standen wir zum Glück im Windschatten ein paar große Findlinge. Auch einige Robben hatten sich hierher zurückgezogen. Vor uns spannte sich dieser weite, natürliche Torbogen auf und wir konnten auf der anderen Seite der Öffnung die Meterhoch auf die Küste hereinbrechenden Wellen beobachten.
Anschließend liefen wir am Leuchtturm vorbei und fuhren zu den Remarkable Rocks, einer Gesteinsformation aus erodiertem Granitfindlingen, welche auf dem domartig wirkenden Granitfelsen wie drapiert wirken, in Wahrheit aber einfach die Erosionsreste eines ehemals darüber liegenden Intrusivkörpers darstellen, welcher durch Verwitterungsprozesse erodiert wurde.
Diese haushohen Felsformation stellen einen bemerkenswerten Anblick in der ohnehin schon spektakulären Küstenlandschaft Kangaroo Islands dar.
Mit beginnender Dunkelheit machten wir uns dann aber doch auf den Heimweg, da wir wenig Lust hatten auf den etwa 20 Kilometern zurück zu unserem Zeltplatz allzu viel Wildlife zu begegnen.
Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und machten uns auf in den Norden der Insel. Zuvor mussten wir aber noch in die kleine Siedlung Parndana. Wir hatten kein Benzin mehr. Also tankten wir erst einmal für ein paar Dollar und stellten fest, dass es erstaunlicherweise billiger war als im Outback und, da wir schonmal die Möglichkeit hatten, genehmigten wir uns im kleinen Tante Emma Laden noch eine Tasse Kaffee, welcher, wie die Cafeeignerin bestätigte, heiß und stark war.
Nun ging’s wieder zurück in Richtung Westen, wir wollten zum Cape Borda Lighthouse. Wir verließen die geteerte Ringstraße wieder und es ging weiter über Schotter. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir den kleinen Parkplatz und liefen zum Leuchtturm. Hier bezahlten wir unseren Eintritt in den Nationalpark und durchstöberten im Anschluss das kleine angehängte Museum.
Der Leuchtturm war bis in die 30er Jahre ein absoluter Außenposten und wurde nur vier mal im Jahr über eine etwa vier Kilometer entfernte Bucht vom Schiff aus mit dem Nötigsten versorgt. Da Kangaroo Island im Einzugsgebiet des Hafens von Adelaide lag und an den schroffen Steilküsten der Insel mehrere Schiff gekentert waren, war dieser Leuchtturm von immenser strategischer Bedeutung.
Als wir uns auf den Weg zu einem nahegelegenen Lookout machten, fing es an in Strömen zu regnen. Wir stellten uns eine Weile unter und als es schwächer wurde liefen wir hinunter zu der kleinen Aussichtsplattform.
Nach dem schnellen Rückweg zum Auto fuhren wir weiter in die oben beschriebene Bucht, welche als Anlegestelle genutzt wurde. Doch zuerst mussten einmal etwa 100 Höhenmeter mittels eines steilen Pfads überwunden werden.
An dessen unteren Ende lag dann die einsame Bucht und wir entdeckten auch noch ein paar Überbleibsel aus der Zeit dieser aufreibenden Arbeit. Altes, verrostetes Zugwerk und alte Bolzen sowie Seile lagen herum. Man hatte irgendwann einen Schlitten konstruiert, welcher über Hang nach oben und nach unten gezogen werden konnte.
Als wir den steilen Aufstieg wieder hinter uns gebracht hatten, fuhren wir zurück in den Hauptbereich des Flinders Chase Nationalparks, um dort noch eine kleine, etwa dreistündige Tour in die Snakes Lagoon zu unternehmen.
Der Weg verlief zuerst über einen kleinen Anstieg, bevor er durch dichtes Buschland führte und etwa nach einer halben Stunde einen Fluss erreichte.
Diesen überquerten wir mittels der vielen im Wasser liegenden Granitfindlinge und folgten dem Lauf, bis wir nach mehreren Windungen das Meer erreichten und uns in einer einsamen von steilen Felsen umgebenen Bucht wiederfanden.
Nachdem wir auf gleichem Wege wieder unser Auto erreicht hatten, fuhren wir zu unserem letztem Stopp des Tages. Wir wollten mit einsetzender Dämmerung den Versuch unternehmen Schnabeltiere zu sehen. Diese Leben auf Kangaroo Island in ein paar Gewässern im Flinders Chase Nationalpark.
Wir liefen also zu den verschiedenen kleinen Seen, konnten aber keines entdecken. So machten wir uns mit beginnender Dunkelheit auf den Heimweg, da uns beiden aufgrund des langen Tages der Magen knurrte.
Am nächsten Morgen hieß es dann allerdings schon wieder Zelt abbauen, Sachen packen, denn es war unser letzter Tag auf Kangaroo Island angebrochen. So verstauten wir alles schnell im Auto, frühstückten mit den Resten unseres mitgebrachten Proviants und fuhren in Richtung Norden nach Emu Bay.
Dort angekommen schlenderten wir ein wenig entlang des Strandes und fuhren aber doch recht bald weiter nach Kingscote.
Kingscote ist ein kleines Städtchen und bildet die Hauptgemeinde der Insel. Es findet sich ein größerer Supermarkt, in dem wir unsere Lebensmittel ein wenig aufstockten, mehrere Cafés und Restaurants sowie eine alte Hafenanlage, die zum Spazierengehen einlädt, auch da sich hier eine größere Kolonie Pelikane eingefunden hat.
Nach einem Kaffee und einem Eis verließen wir Kingscote dann aber auch schon wieder und fuhren zu den etwa 15 Kilometer entfernten Red Banks, einer Sandsteinklippenformation, tief rot eingefärbt und darunter das türkise Wasser.
Mehrere Stachelrochen tummelten sich im Wasser unter unseren Füßen und wir beschlossen schnell die etwa 15 m hohen Klippen in einer nach gelegenen Rinne hinab zu steigen.
Unten angekommen schauten wir dem Treiben im Wasser ein wenig zu, machten uns aber alsbald auf den Rückweg, da es umgeben von dem tiefroten Sandsteinen schnell unerträglich heiß wurde.
Von den Red Banks aus fuhren wir, als wir den mühsamen Weg zurück zum Auto geschafft hatten, über die Pelican Lagoon zurück nach Penneshaw.
Hier nahmen wir am späten Nachmittag die Fähre zurück ans Festland. Wir fuhren an diesem Abend noch bis Victor Harbor und erreichten Melbourne am späten Nachmittag des folgenden Tages.