Nach unserem Aufenthalt in der liberalen und weltoffenen Stadt Tel Aviv ging es für uns weiter nach Jerusalem. Neben der Altstadt, dem Schmelztiegel des Judentums, des Christentums und des Islams mit den wichtigen Sakralbauten und Gedenkstätten sowie seinen vier Vierteln, genossen wir auch das lebhafte Treiben auf dem Machane Yehuda Market im modernen Inviertel Nachalot. Wir fanden Entspannung im Sacher Park unterhalb der Knesset. Natürlich durfte auch der Sabbath in Jerusalem nicht fehlen.
Mit dem Bus machten wir uns von Tel Aviv auf nach Jerusalem. Die Fahrtzeit von gerade einmal einer guten Stunde war in dem klimatisierten und mit WLAN ausgestatteten Bus schnell vorbei und so erreichten wir am frühen Nachmittag den Busbahnhof von Jerusalem. Da unsere Unterkunft direkt im Viertel Nachalot und direkt über dem Machane Yehuda Market lag, hieß es nach unserer Ankunft erst einmal über den umtriebigen Markt zu schlendern und für das Abendessen sowie für den nächsten Tag einzukaufen. Es war mal wieder Sabbath und wir dachten wir hätten aus unserer Erfahrung in Tel Aviv gelernt. Also kauften wir ein wenig Obst und Gemüse sowie ein paar Getränke an den vielen Ständen des teilweise offenen und teilweise überdachten Marktes. Wir liefen zurück in unsere Unterkunft, vorbei oder besser gesagt durch den Obststand eines Verkäufers, der lautstark seine frischen Bananen anbot, da der Hauseingang zu unserer Wohnung, in der wir ein Zimmer hatten quasi direkt dahinter lag.
Als wir unser Gepäck erhalten hatten (Steffi’s wies deutliche Spuren einer gründlichen Kontrolle auf) wollten wir mit dem Zug in Richtung Tel Aviv – Jaffa oder genauer gesagt nach Jaffa, da hier unsere Unterkunft für die nächste Woche war. Der Zug fuhr nur leider nicht und wir mussten uns mit dem Bus nach Tel Aviv Central Station begnügen. Wenigstens war dieser kostenlos. Wir fuhren also mal wieder planlos mit irgendeinem Bus, in irgendeine Stadt und wussten nicht so ganz genau wo wir raus kommen würden. Kannten wir ja schon. Ungefähr so kamen wir über den gesamten Balkan bis einschließlich nach Griechenland.
Wir stellten unsere Sachen ab und machten uns auf, um in die Altstadt zu gelangen, da wir neugierig auf diese historisch so bedeutsame und umtriebige Stadt waren. So liefen wir die Jaffa Street immer weiter bis wir irgendwann an deren Ende das Downtown Triangel erreichten und von da aus den Gan HaAtsmaut, einen Park direkt neben dem US Generalkonsulat, erreichten. Wir gingen weiter in Richtung Liberty Bell Park und nach einem kurzem Abstecher durch die Artists Colony gelangten wir von Süden an das Jaffa Tor mit der Davidszitadelle. Wir gingen durch das Jaffa Tor hindurch und fanden uns wieder in einem Gewirr von Gassen, die aufgrund des bevorstehenden Sabbaths relativ unbelebt waren. Kein Vergleich zu Bildern oder Aufnahmen die man von religiösen Feiertagen in Jerusalem schon einmal gesehen hat. Ziellos und weitestgehend orientierungslos liefen wir in den Gassen der Altstadt umher. Einziger Anhaltspunkt waren die Bewohner der verschiedenen Viertel der Jerusalemer Altstadt. Diese setzt sich im Großen und Ganzen aus vier Vierteln zusammen. Das größte Viertel ist das Arabische Viertel im Nordosten der Altstadt. Hier findet man neben den meisten Zugängen zum Tempelberg auch viele kleine Läden, von Souvenirshops für Pilger und Touristen über Gewürz- und Teeläden bis hin zu Cafes und Restaurants ist hier alles vertreten. Aufgrund der vorherrschenden arabischen Schriftzeichen und der arabischen Mentalität, die für uns Europäer immer ein wenig chaotisch anmutet, setzt sich dieses Viertel sehr charakteristisch von den Übrigen ab. Doch auch hier findet man jüdisch und christlich bedeutsame Bauwerke und Straßen, wie die Via Dolorosa, der vermeintliche Kreuzweg Christi. Westlich davon erstreckt sich das Christliche Viertel. Neben den vielen kleinen Läden und Restaurants, mit nicht ganz so aufdringlichen Verkäufern, findet sich hier als Highlight die Grabeskirche, welche unter christlich orthodoxer Führung ist sowie die beiden weiteren Zugänge zur Altstadt, das New Gate und das Damascus Gate.Wir saßen ein Weilchen am Vorplatz der Kirche und machten uns im Anschluss auf, die Kirche zu betreten. Wir kamen zum Zeitpunkt einer Andacht und die Kirche war sehr gut besucht. Wir betrachteten eine Zeit lang die orthodoxen Fresken und versuchten uns vorbei an Weihrauchschwaden und Pilgern die anderen Stockwerke der Kirche zu erkunden. Nach kurzer Zeit mussten wir jedoch feststellen, dass dies ein aussichtsloses Unterfangen war und wir verließen die Kirche andächtig und beeindruckt von der Größe wieder. Da es mittlerweile recht spät war, beschlossen wir die beiden anderen Viertel, das Jüdische Viertel und das Armenische Viertel am nächsten Tag zu besuchen. So verließen wir die Altstadt am Abend durch das Damascus Gate und bummelten entlang der Altstadt, bis wir wieder Richtung Jaffa Street einbogen.
Mittlerweile hatte der Sabbath begonnen und die Straßen waren wie leer gefegt. Kein Bus fuhr mehr, keine Straßenbahn und die wenigen Leute auf der Straßen waren, wie wir, vorwiegend Touristen, die von der Ruhe, ja fast Ausgestorbenheit der Stadt ebenso beeindruckt schienen oder orthodoxe Juden, die hastig zur Klagemauer eilten. So gingen wir zurück in unsere Unterkunft und kochten uns am späten Abend noch etwas zu essen, bevor wir die Lichter ausschalteten. An irgendeine Form von Abendbeschäftigung außerhalb unserer Wohnung war sowieso nicht mehr zu denken.
Am nächsten Morgen bot sich uns das gleiche Bild. Der am Vortag so lebhafte Machane Yehuda Market war völlig ausgestorben. Und da es in der Stadt nicht besser aussah, beschlossen wir den vielen orthodoxen Juden, die sich auf der Straße befanden zu folgen und machten uns wieder auf gen Jerusalemer Altstadt. Dort angekommen wollten wir heute die beiden uns noch unbekannten Viertel durchstöbern und gingen zuerst in Richtung des Armenischen Viertels.
Hier bot sich uns ein komplett konträres Bild im Vergleich zum Vortag. Die armenische Bevölkerung sieht nämlich ihr Viertel als ihren Lebensmittelpunkt an und so ist es nicht verwunderlich, dass dort kaum Souvenirshops oder andere Touristenattraktionen zu finden sind. Wir genossen die Ruhe in diesem Viertel und erkundeten die vielen kleinen Gassen, bis wir das jüdische Viertel erreichten.
Das jüdische Viertel ist nicht nur wegen der Klagemauer von deutlich anderer Charakteristik. Das Viertel ist in einem hervorragenden Restaurationszustand und an den meisten Gebäuden sieht man wer oder welche jüdische Organisation hinter der Sanierung steckt. Wir schauten eine Zeit lang von einem Aussichtspunkt dem hektischen Treiben an der Klagemauer zu. Von hier hatte man auch einen tollen Blick auf den Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aqsa Moschee im Hintergrund. Dahinter erhob sich in Ostjerusalem der Ölberg, welcher sich mittlerweile weitestgehend in einen Friedhof verwandelt hat. Nach einer Weile machten wir uns auf und liefen durch das Zion Gate und anschließend entlang der Stadtmauer zurück in Richtung unserer Unterkunft. Mittlerweile war es 18:00 Uhr geworden und das Leben war immer noch im Tiefschlaf.
Als wir unsere Unterkunft wieder erreicht hatten, tranken wir während des Sonnenunterganges ein kühles Bierchen auf dem Dach unseres Hauses und unterhielten uns mit ein paar Hausbewohnern, die ebenfalls den anbrechenden Abend bei einer angenehmen Brise hier oben genossen. Auf ihr Geheiß besuchten wir gegen 20:30 Uhr nochmals den Yehuda Market, da der Sabbath mit Sonnenuntergang vorbei ist. Das komatöse Feeling des Tages hatte sich in ein aufbrausendes Chaos verwandelt. Mittlerweile herrschte wieder ein buntes Treiben und die Cafes und Streetfoodstände hatten wieder geöffnet. Auch einige Läden, vorwiegend Läden mit Gewürzen und Tee wie auch Baklavastände waren wieder geöffnet. Ebenfalls herrschte in den üblichen kleinen Supermärkten wieder reges Treiben. Wir aßen ein Falafelsandwich an einer Bude und tranken noch ein Bier in einer Bar in der Mitte des Marktes. Von überall strömten nun die Menschen in den Markt und verwandelten diesen in eine Ausgehmeile. Aus allen Ecken hörte man Musik und das Treiben nahm von Minute zu Minute immer mehr zu. Irgendwann übermannte uns doch die Müdigkeit von den vielen bunten Eindrücken des Tages und wir fielen müde ins Bett.
Den nächsten Tag verbrachten wir mal wieder in der Altstadt. Wir besuchten nochmals die Klagemauer, liefen durch die Via Dolorosa und machten einen Abstecher durch’s Lions Gate nach Ostjerusalem. Wir verliefen uns immer noch ständig in der Altstadt und kamen selten beim ersten Versuch dort an, wo wir eigentlich hin wollten. Am Nachmittag liefen wir einen eingerichteten Aussichtsweg entlang der Stadtmauer. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Blick auf die Viertel und Hügel Jerusalems und nach einem nochmalig ausgiebigen Abstecher ins Armenische Viertel gelangten wir schließlich wieder ans Jaffa Gate und machten uns auf in Richtung unserer Unterkunft.
An diesem dritten Tag entschlossen wir uns auch unseren Aufenthalt nochmals um zwei Nächte zu verlängern. Zum einen hatte uns das Treiben in Nachholt angesteckt und wir wollten diesen modernen Teil Jerusalems mit seinen geschäftigen Straßen, dem tollen Markt und den umliegenden Parks noch ein wenig mehr erkunden. Zum anderen hatten wir, in Ermangelung eines funktionierenden Internets in unserer ersten Unterkunft bisher keinen Plan wie es weiter gehen sollte. So zogen wir innerhalb Nachalots am nächsten Tag um, in unsere neue Unterkunft. Wir verbrachten den Vormittag im Sacher Park von wo aus man einen tollen Blick auf die Knesset hat. Am Nachmittag kauften wir nochmals auf dem Markt ein und nach einem leckeren Abendessen begannen wir Pläne für die nächsten Tage zu schmieden.
So gingen wir schließlich am Morgen unseres letzten Tages zum Busbahnhof und kauften uns Bustickets, um über das Westjordanland, entlang des Toten Meeres und vorbei an der Festung Masala durch die Wüste in den Süden nach Eilat zu fahren. Danach packten wir unsere Sachen und ließen bei einem abschließenden Bier, natürlich mal wieder auf dem Machane Yehuda Market unsere Tage in Israel nochmals Revue passieren. Am nächsten Morgen sollte es schließlich nach Aqaba in Jordanien gehen.
Bekomme Fernweh beim Lesen!
Habe es erst heute in eurem Blog geschafft. Wow seid ihr schon weit!!
Lasst es euch gut gehen; trinke ein Bier auf euch 🙂
Liebe Grüße aus Fdb West, Hanna
Hallo Ihr Zwei,
das ist ja wirklich beeindruckend! Auch die entsprechenden Infos / Dokumentationen mit den Bildern sind Spitze. Super, weiter so.
Euch noch viel Spaß. Da bekomme ich auch richtig Lust dazu, eine Weltreise zu machen – im nächsten Leben dann…..
MfG