Nach den Tagen im vietnamesischen Hochland ging es zurück an die Küste in die Stadt der Lampions. Hoi An gilt als die vielleicht schönste Stadt Vietnams und auch wir wurden von ihr, trotz der vielen chinesischen Touristen, in den Bann gezogen. Wir schlenderten durch die Altstadt aus dem 15. Jahrhundert, besuchten die Tempelanlage My Son und verbrachten einen Tag beim Tauchen an einer der vorgelagerten Inseln. Mit dem Roller ging es im Anschluss weiter über Da Nang in die ehemalige Hauptstadt Vietnams nach Hue. Auf dem Weg besuchten wir die Marble Mountains, fuhren auf einer der schönsten Routen Vietnams vorbei an der Drachenbrücke und durch den Bach Ma Nationalpark. In Hue besuchten wir die kaiserliche Zitadelle mit seiner verbotenen Stadt und fanden einen verlassenen Wasserpark.
Morgens um vier Uhr erreichten wir, nach einer mal wieder zwölfstündigen Nachtbusfahrt, Hoi An. Hier wurden wir vom Busfahrer an einer günstig gelegenen Kreuzung abgesetzt, da dieser weiter nach Da Nang fuhr. Zu unserem Erstaunen mussten wir allerdings nicht lange auf eine Weiterfahrt in die Stadt Ausschau halten, da sogleich zwei Mototaxifahrer auf uns zukamen und uns, nach der üblichen Feilscherei um den Fahrpreis, zu unserem Homestay brachten.
So brausten wir also in der angehenden morgendlichen Dämmerung ohne Helm, dafür mit unseren großen Rucksäcken beladen über die holprigen Straßen und waren, als wir die Unterkunft erreichten, wieder hellwach.
Leider ging die ganze Aktion so reibungslos, dass wir an der Unterkunft noch eineinhalb Stunden warten mussten, bevor diese für uns ihre Pforten öffnete. Zum Glück wurden wir aber schnell auf der Suche nach einem Café fündig und konnten das morgendliche Treiben auf Hoi Ans Straßen wenigstens mit einem Kaffee beobachten. Gefühlt sind alle Vietnamesen Frühaufsteher, sodass es uns auch nicht langweilig wurde, da es, angefangen von der Tai Chi Stunde, bis hin zu diversen fliegenden Händlern mir ihren zu Läden umgebauten Fahrrädern oder Rollern so einiges zu bestaunen gab.
Als wir endlich in unsere Unterkunft konnten, konnten wir auch, wie in Vietnam üblich, sofort unser Zimmer beziehen und uns von den Strapazen der Busfahrt ein wenig erholen.
Am Nachmittag besuchten wir die Altstadt Hoi Ans, eine außerordentlich gut erhaltene, vietnamesische Altstadt mit Gebäuden aus dem 15. bis 19. Jahrhundert und seit 1999 UNESCO Weltkulturerbe. Wir bummelten durch die vielen Gassen der Stadt, vorbei an unzähligen Ledermanufakturen, für welche die Stadt ebenfalls berühmt ist und erreichten schließlich die Japanische Brücke, das Wahrzeichen der Stadt.
Am Abend erfuhren wir auch warum Hoi An den Beinamen „Stadt der Laternen“ trägt, da die gesamte Altstadt von unzähligen bunten Lampions beleuchtet wird. Ein durchaus atmosphärisches Bild, leider ein wenig gestört durch die Unmengen an chinesisches Touristen, die für dieses Spektakel jeden Abend die Stadt heimsuchen.
Nichtsdestotrotz genossen wir die abendliche Stimmung in der Stadt und gönnten uns das vielleicht beste Banh Mi, das wir in Vietnam hatten.
Am nächsten Morgen ließen wir uns von unserer Gastgeberin einen Roller organisieren und fuhren, nach einem ausgiebigen Frühstück mit Flussblick, in Richtung My Son. Nach einer etwa einstündigen Fahrt, vorbei an unzähligen Reisfeldern, Wasserbüffeln und dem einen oder anderen buddhistischen Tempel, erreichten wir den Eingang zu dieser, ebenfalls zum UMESCO Weltkulturerbe zählenden Anlage, welche gemeinhin als Little Angkor bezeichnet wird.
Die etwa 70 Tempel aus der Cham Kultur zeichnen sich durch einen frühzeitlichen, kulturellen Austausch im asiatischen Raum aus, da die Tempel aus dem 2. und 3. Jahrhundert vorwiegend hinduistisch sind und auf einen regen Kontakt der Cham mit Völkern aus Indien hinweisen.
Leider wurde die Anlage im Vietnamkrieg schwer beschädigt und der, in den letzten Jahren begonnene, Wiederaufbau gestaltet sich äußerst schwierig, da die Techniken der Cham bis heute nicht reproduzierbar sind. Dennoch ein sehr lohnenswerter Besuch, zumal im Gegensatz zu bekannteren Anlagen wie Angkor Wat hier keine Menschenmassen zu finden sind und man die architektonischen Fähigkeiten dieses Volkes ganz in Ruhe bewundern kann.
Zurück in Hoi An besuchten wir nochmals die Altstadt und buchten uns für den nächsten Tag eine Tauchtour zu einer der Hoi An vorgelagerten Inseln, welche zu den besten Tauchrevieren Vietnams zählt.
Somit ging es am nächsten Morgen früh mit dem Boot raus in Richtung Hon Tai, welches wir nach etwa 45 Minuten Fahrzeit erreichten. Wir absolvierten zwei Tauchgänge und waren von der Artendiversität, die es durchaus mit thailändischen Tauchrevieren aufnehmen kann, angetan. Neben vielen Feuerfischen und ein paar Drückerfischen, sahen wir vor allem einige meterlange Schlangenseegurken und den einen oder anderen mächtigen Korallenstock.
Nach unserer Rückkehr packten wir unsere Sachen, gingen nochmals am Rande der Altstadt etwas essen und bereiteten uns auf den nächsten Tag vor, da wir vorhatten mit dem Roller ins etwa 150 Kilometer entfernte Hue zu fahren.
Am nächsten Morgen wurden unsere Sachen von unserem Homestay abgeholt und uns unser Leihroller gebracht, sodass wir uns gegen 10 Uhr aufmachten und als erstes an den An Bang Beach fuhren.
Da aber weder das Wetter noch der Strand zum längeren Verweilen und Baden einluden, begnügten wir uns mit einem Kaffee und fuhren im Anschluß vorbei an den vielen Hotelneubauten in Richtung Da Nang.
In Da Nang war unser erster Stop an den Marble Mountains, mehrere Karstfelsen in der Stadt, welche mit einer Vielzahl von Tunneln durchzogen sind, die zum einen verschiedene Tempelanlagen beinhalten und zum anderen als Unterschlupf und Spionagestandort durch den Vietcong genutzt wurden.
Die Amerikaner, welche Da Nang als wichtige strategische Marinebasis, während des Krieges benutzten, vermuteten hier ein Lager und bombardierten die Felsen nur knapp einen Kilometer von der US-Basis entfernten Felsen mehrere Male, konnten aber dieses Versteck nie ausfindig machen und auslöschen.
Nach einem ausgiebigen Rundgang über und durch die Felsformation, fuhren wir weiter entlang des kilometerlangen Strandes, vorbei an der Drachenbrücke bis wir am nördlichen Ende der Stadt den Beginn des Wolkenpasses erreichten. Von hier aus führte die Straße hinauf in den Bach Ma Nationalpark und man erreicht über eine Vielzahl an Serpentinen schließlich die Passhöhe, welche die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam markiert. Von hier aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die, auf beiden Seiten unterhalb des Passes gelegenen Buchten.
Die Passhöhe selbst ist zu einer Raststation ausgebaut und es finden sich noch Überreste der dort ehemals befindlichen Militäranlagen.
Nach einer schnellen Kaffeepause bei Nieselregen, fuhren wir den steilen und kurvigen Pass wieder hinab, da es mittlerweile Nachmittag war und wir noch etwa zwei weitere Stunden auf dem Roller, bis zu unserem Tagesziel Hue, vor uns hatten.
Wir fuhren nun immer entlang des Highway 1, welcher Ho Chi Minh Stadt mit Hanoi verbindet, durch typische vietnamesische Landschaften, erneut vorbei an Reisfeldern mit Wasserbüffeln und Karstbergen. Leider war der Regen nun unser steter Begleiter und wir waren erleichtert, als wir am frühen Abend, durchnässt und durchgefroren, die ehemaligen Hauptstadt Vietnams Hue erreichten.
Wir stellten unseren Roller ab, checkten in unserem, zum Glück nur eine Querstraße entfernten, Homestay ein und gönnten uns erst einmal einen riesigen Burger in einem Diner.
Bei immer noch regnerischen Wetter, besuchten wir am nächsten Morgen die Altstadt und die Zitadelle von Hue. Hue, am Parfümfluss, quasi in der Mitte von Vietnam, gelegen und war von 1802 bis 1945 Hauptstadt des Kaiserreichs Vietnam, unter der Herrschaft der Nguyen Dynastie. Die Herrscherfamilie baute in dieser Zeit im Zentrum der Stadt eine Palastanlage nach chinesischen Vorbild, welche analog zu Peking ebenfalls als verbotene Stadt galt.
Diese von mehreren rechteckigen wassergefüllten Gräben umgebene Stadt in der Stadt durfte nur vom Kaiser, seinem Hofstaat und geladenen Gästen betreten werden. Während des Vietnamkrieges wurde die Anlage jedoch stark beschädigt, ist aber mittlerweile wieder fast vollständig aufgebaut und seit 1993 UNESCO Weltkulturerbe. Die an jeder Seite etwa 600 Meter lange Anlage besitzt pro Seite lediglich ein Tor und wird heute durch, das früher dem Kaiser vorbehaltene, Mittagstor betreten. Nach dem Durchqueren der mächtigen Befestigungsanlagen findet man sich hier in einer grünen Oase, bestehend aus unzähligen Grünflächen und breiten Alleen mit dem Palast in der Mitte und verschiedenen Tempeln zu beiden Seiten. Das Zentrum bildet die purpurne Stadt, welche durch eine weiteren Befestigungsanlage abgegrenzt ist und nur dem Kaiser vorbehalten war.
Darum herum findet sich die Altstadt mit einem Mix aus französischen Kolonialbauten und historisch traditionellen, chinesischen Gebäuden, welche vorwiegend von den höheren Beamten und Palastangestellten bewohnt wurden und mittlerweile eine Vielzahl von Museen beherbergen. Umgeben wird die Altstadt ebenfalls von einer Maueranlage mit 10 Toren sowie mehreren Wassergräben.
Nach einem Tag in der verbotenen Stadt machten wir uns entlang des Parfümflusses auf den Heimweg in unsere Unterkunft und bummelten dabei ein wenig durch die vielen, kleinen Geschäfte entlang des Weges.
Der nächste Morgen erwartete uns mit deutlich besserem Wetter, sodass wir uns entschlossen die Gegend um Hue mit dem Roller ein wenig genauer zu erkunden, da es hier einige bekannte Pagoden, kaiserliche Grabstätten und sogar einen verlassenen Wasserpark zu entdecken gibt.
Rollerfahren in Vietnam wirkt zu Beginn ein wenig chaotisch, jedoch gewöhnt man sich recht schnell, an die für uns Europäer, etwas eigenwilligen Regeln.
Grundsätzlich gilt es hier eigentlich drei Regeln zu beachten:
- Regeln sind Richtlinien,
- der Vordermann hat immer recht,
- der Größere hat immer recht.
Mit diesen Verhaltensregeln im Gepäck fuhren wir also zu unserem ersten Ziel der Thien Mu Pagode. Diese siebenstöckige Pagode aus dem 17. Jhd. gilt als zweite Hauptsehenswürdigkeit Hues. Erbaut im Jahre 1601 durch Nguyen Hoang, den Begründer der Nguyen Dynastie wurde diese im Jahr 1844, um das heute zu sehende Bauwerk, ergänzt und gilt seitdem als eine der bedeutendsten Pagoden Vietnams.
Neben der Pagode wird am Rande der angrenzenden Klosteranlage auch ein alter Austin ausgestellt. Dieser erlangte 1963 traurige Berühmtheit, da sich mit diesem Auto der buddhistische Mönch Thích Quảng Đức vom Kloster nach Hanoi bringen ließ, um sich aus Protest gegen die Unterdrückung der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit durch den katholischen Diktator auf einer belebten Straßenkreuzung mit Benzin zu übergießen und selbst anzuzünden. Aufnahmen dieses Protests erregten in den Vereinigten Staaten große Aufmerksamkeit und in der Folge beendeten die USA die Unterstützung des Diktators Diem im November des selben Jahres, wodurch eine politische Entwicklung in Vietnam ihren Gang nahm, welche final im Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion mündete.
Von hier aus fuhren wir weiter zur Grabstätte des Kaisers Khai Dinh. Dieser wurde, als vorletzter Kaiser Vietnams im Jahre 1899 inthronisiert und regierte das Land (mehr oder weniger unter den Gnaden der französischen Kolonialmacht) bis zu seinem Tod im Jahr 1925. Aus diesem Grund ist sein, etwa 10 Kilometer von Hue entferntes, Mausoleum ein epochaler Mix aus vietnamesischen und französischen Stilelementen.
Die mehrere Hektar große Anlage ist terrassenförmig in den Hang angelegt und besticht in ihren Außenanlagen mit einer Vielzahl an Skulpturen, welche, wie auf einem Schachbrett, das eigentliche Mausoleum beiderseitig flankieren.
Das Mausoleum selbst ist ein dreigliedriger Raum mit dem Sarkophag den Monarchen im Zentrum und sehr vielen prachtvollen Spiegelmosaiken.
Nicht weit von der Anlage erreichten wir unseren letzten Halt für diesen Tag, den verlassen Wasserpark am Thuy Lien See, da wir am Abend weiter in Richtung Hanoi wollten und uns aus Kostengründen für die Variante Flugzeug entschieden hatten.
Dieser Wasserpark wurde 2004 von den Betreibern, aufgrund von zu großen Kosten, geschlossen und ist seitdem dem Verfall preisgegeben. Grundsätzlich darf das Gelände nicht betreten werden, jedoch besteht zum einen die Möglichkeit über verschiedene Pfade durch das Gebüsch den Wasserpark zu erreichen (was wir getan haben), eine andere Variante ist das Wachpersonal am Eingang der Anlage mit ein paar tausend Dong zu schmieren.
Zu sehen gibt es einen riesigen Drachen der inmitten eines künstlich angelegten Sees thront und einmal als Rutschenturm diente.
Daneben sind noch die verschiedenen anderen Becken und Tribünen existent und lassen das ganze Gelände ein wenig postapokalyptisch erscheinen. Ein sehr nettes Fotomotiv und eine willkommene Abwechslung zu den historischen Anlagen und Tempeln der vergangenen Tage.
Am späten Nachmittag ging es dann weiter mit dem Taxi zum Flughafen und auf nach Hanoi.