Einen weiteren Tagesausflug von Osaka aus unternahmen wir nach Hiroshima. Die etwa 300 Kilometer zwischen den beiden Städten waren Dank unseres JR-Passes im Nu überwunden und so verbrachten wir einen sehr nachdenklichen Tag in der Stadt, die während des 2. Weltkrieges ein so tragisches Schicksal ereilte. Allerdings gibt es in und um Hiroshima auch weniger trübselige Orte als den Atomic-Bomb-Dome und die zugehörigen Gedenkstätten. Wir besuchten auch einen der schönsten Gärten, den wir vielleicht in Japan bestaunen durften und erkundeten die moderne japanische Stadt Hiroshima sowie die alte Burg. Leider blieb uns ein Besuch des berühmten Itsukushima Floating Torii Gate auf der Insel Miyashima verwehrt, da wir sonst unseren Zug zurück nach Osaka verpasst hätten.
Am Morgen unseres vierten Tages in Osaka fuhren wir, mit unseren beiden Urlaubsbekanntschaften Leigh und Georgie nach Hiroshima. Dank unseres JR-Passes konnten wir die etwa 300 Kilometer zwischen den beiden Städten mit dem Shinkansen in guten zweieinhalb Stunden bewältigen und erreichten Hiroshima am frühen Vormittag. Am Bahnhof wurden wir gleich von einer Volontärin in Empfang genommen, die uns einen kurzen Überblick über die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt gab. Diese Volontäre findet man häufig in Japan. Meist sind es ältere Japaner, die ihre Englischkenntnisse verbessern wollen und daher ihre Freizeit für so blöde Touristen wie uns opfern.
An dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön, da uns dieser Service sehr viel Vorbereitung erspart hat.
Nachdem wir also ein Briefing bekommen hatten, brachte uns die ältere Dame noch zu einem Ebike-Verleih. Nach einer schnellen Online-Anmeldung bekamen wir auch schon unsere Räder und fuhren los in Richtung des Shukkeien Gartens und erreichten diesen kurze Zeit später im strömenden Regen. Wir nutzten den Regen für eine Kaffeepause mit allerlei japanischen Süßkram, wie Sticky Sweet Rice mit süßer Sojasauce.
Als der Regen nachgelassen hatte, machten wir uns daran durch den Park zu bummeln und entdeckten allerlei Getier in der wunderschön angelegten Parkanlage.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir den Ausgang wieder und schwangen uns auf unsere Drahtesel, um den nächsten Stop unserer Tour, die Burg von Hiroshima anzusteuern. Diese wurde nach der vollständigen Zerstörung im 2. Weltkrieg wiedererrichtet, da die Burg sich etwa eineinhalb Kilometer vom Ground Zero entfernt befindet. In der Folge ist die traditionelle Fassade mehr Schein als Sein, da das Innere ein modernes Museum darstellt.
Das Museum befasst sich vorwiegend mit dem Leben der japanischen Gesellschaft und der Stadt Hiroshima als Armeestandort vor und während des 2. Weltkrieges. Ein Stockwerk zeigt aber auch die Zerstörung infolge des Bombenabwurfes sowie die Restaurationsarbeiten.
Im Anschluss machten wir uns weiter auf in Richtung des Atomic Bomb Dome, dem Ground Zero des Atombombenabwurfes über Hiroshima am Morgen des 6. August 1945. Das als Verwaltungsgebäude genutzte und vom tschechischen Architekten Jan Letzel entworfene Gebäude mit seiner Kuppel, blieb während der Detonation in seinem heutigen Bild erhalten, da sich die Druckwelle wie eine Glocke um das Gebäude herum ausbreitete.
Ein auch heute noch bedrückender Ort, der als Mahnmal gegen den Einsatz von Atomwaffen und für den Weltfrieden als Friedensdenkmal bis heute konserviert wurde.
Nachdem wir dieses Friedensdenkmal eine Weile auf uns wirken ließen, fuhren wir mit unseren Rädern weiter durch den Friedenspark, vorbei am Kenotaph und der Flamme des Friedens. Eine immerwährende Flamme, die erst nach der Vernichtung aller Atomwaffen auf der Erde erlöschen soll.
Wir erreichten das Kinder Friedensmonument. Ein Denkmal, dass allen durch die Verstrahlung nachträglich zu Schaden gekommenen Menschen gewidmet ist.
Den letzten Stop des Tages machten wir am Friedensmuseum. Das 1955 eröffnete Museum soll die Tat des ersten Atombombenabwurf dokumentieren und derer Opfer gedenken. So zeigt das Museum sehr anschaulich die Auswirkungen auf die Stadt und ihre Einwohner. Neben Augenzeugenberichten und der Ausstellung von Relikten liegt der Fokus vor allem auf der Darstellung der Schäden.
Leider konnten wir nur einen Teil des Museums besuchen, da der andere Flügel gerade renoviert wurde. Dennoch ist Ausstellung sehr beeindruckend und durchaus sehenswert. Gerade für unsere australischen Begleiter, die mit der Thematik des 2. Weltkrieges, den Auslösern und letztlich den Gräueltaten deutlich weniger vertraut waren wie wir, konnten die Geschehnisse anhand der geschilderten Berichte nachvollziehen und zeigten sich tief betroffen.
Unser eigentlich letztes Ziel des Tages, das Floating Torii Gate auf der Hiroshima vorgelagerten Insel Miyashima, mussten wir leider aufgrund der späten Uhrzeit ausfallen lassen und machten uns auf den Rückweg zum Bahnhof.
Wir erreichten Osaka zu später Stunde und verabschiedeten uns von unseren beiden Begleitern nach einem späten Abendessen, da wir am folgenden Tag in Richtung der japanischen Alpen aufbrechen wollten und unsere Kreuzschmerzen verursachenden Futons in unserem Doppelzimmer nach Japanart hinter uns lassen wollten.