Der Durmitor Nationalpark war eines unserer Hauptziele in Montenegro. Die schroffen Berge und die wilde Natur mit ihrer großartigen Tierwelt wollten wir unbedingt selber live erleben. Leider hatten wir nicht mit dem ebenso wilden und unberechenbaren Wetter gerechnet. Neben dem Park selber ging’s in die Tara Schlucht. Hier war Action beim Ziplining über eine der tiefsten Schluchten Europas angesagt.
Tag 1
Wir erreichten den Durmitor Nationalpark am späten Nachmittag mit dem Bus aus Niksic, der zweitgrößten, aber sonst nicht weiter sehenswerten Stadt Montenegros. Das Wetter war wie in den Tagen in Sarajevo eher durchwachsen mit einigen, doch recht starken Schauern und Temperaturen um 15°C.
Nach der Ankunft in Zabljak der, dem Nationalpark nächstgelegenen Ortschaft, führte uns unser erster Weg in die dortige Touristeninformation. Im Nachhinein hätten wir uns den Gang allerdings sparen können, da dieser keine weiteren Erkenntnisse einbrachte, sondern man uns nur eine relativ teure Übernachtung andrehen wollte. Ihre Begründung, dass das Wetter weiterhin so schlecht bleiben würde und wir doch bei dieser Witterung nicht auf einem Campingplatz übernachten könnten, ließen wir nicht gelten.
So machten wir uns auf und gingen auf den Campingplatz den wir uns vorher online ausgesucht hatten. Dort angekommen nutzten wir die Option eine kleine Hütte zu mieten. Grundsätzlich hätte vor Ort auch nichts gegen das Zelt gesprochen, aber bei der entsprechenden Wettervorhersage und den minimalen Mehrkosten kam uns diese Option nicht ungelegen.
Der Zeltplatz war bis auf drei weitere Mitcamper leer, sodass wir uns entschlossen nochmals nach Zabljak zurück zu laufen und im dortigen Supermarkt unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Im Anschluss gönnten wir uns noch ein Bier in einer Kneipe bevor wir zurück kehrten.
Am Zeltplatz angekommen machten wir uns an unser Abendessen und kamen mit zwei Rumänen ins Gespräch die auf der Suche nach neuen Offroad-Routen als Guides für Motorradfahrer waren. So wurde es ein sehr lustiger und geselliger Abend mit Milan und seinem Partner Felician, bei ein paar Bier und vielen Geschichten rund ums Reisen und Motorrad fahren. Kurzfristig überlegten wir sogar unsere Route etwas zu verändern und noch nach Rumänien in die Karpaten zu reisen, da die Beschreibung der beiden unsere Neugierde geweckt hatte. Die Nacht verbrachten wir eingemummelt in unseren dicken Schlafsäcken, da bei Nachttemperaturen um 5°C unsere Hütte keinen größeren Schutz vor der Kälte brachte.
Tag 2
Am nächsten morgen hatte sich das Wetter ein wenig gebessert, sodass wir uns nach einem kurzen Frühstück mit Porige und Banane, sowie einem starken Kaffee (der vorherige Abend hatte Spuren hinterlassen) aufmachten um den Crno Jezero zu umrunden. Eigentlich hätte der Eintritt in den Durmitor Nationalpark 3,- € pro Person gekostet. Da unser Campingplatz aber ca. 30 Minuten Fußweg abseits des Haupteingangs lag, konnten wir über einen Wanderweg direkt von unserem Zeltplatz in den Nationalpark laufen und sparten uns diese Kosten.
Wir folgten dem Wanderweg durch Wald und über Wiesen für ca. 40 Minuten bevor wir den Schwarzen See erreichten. Zwischendurch konnten wir immer wieder spannende Ausblicke auf den Hauptberg Bobutov Kuck des Durmitor Nationalparks genießen. Den Berg wollten wir im Laufe der nächsten Tage besteigen, sofern sich das Wetter ändern würde.
Am Schwarzen See, oder besser den schwarzen Seen (eigentlich sind es zwei Seen die über einen Durchfluss zwischen zwei Bergkämmen verbunden sind) angekommen, machten wir uns an die Umrundung. Der anfänglich gut ausgebaute Weg um den See wurde mit der Zeit mehr und mehr zu einem Trampelpfad. Die Niederschläge der letzten Tage hatten den Seespiegel deutlich ansteigen lassen, sodass der Hauptweg von ihm verschluckt worden war.
Wir folgten den immer schmäler werdenden Pfaden immer entlang der Uferkante und genossen den spektakulären Ausblick auf die umliegenden Berge der Dinarischen Alpen.
Nach etwa zwei Stunden erreichten den Haupteingang des Parks und folgten der Zufahrtsstraße in Richtung Zabljak, da es mittlerweile wieder zu regnen und zu gewittern angefangen hatte.
Nass erreichten wir eine kleine Bäckerei und gönnten uns zum Aufwärmen einen Kaffee, bevor wir noch schnell etwas einkauften und anschließend, mal wieder im Regen, zu unserem Campingplatz zurück kehrten. Dort angekommen überzeugten wir zwei französische Mitcamper, die wir am morgen kennengelernt hatten, bei ein paar Bier in gemütlicher, wen auch kalter Runde, uns am nächsten Tag mit ihrem Leihwagen zur Taraschlucht mitzunehmen.
Tag 3
In der Früh um neun machten wir uns mit unseren beiden Fahrern Claire und Benjamin aus der Bretagne auf den Weg zur Taraschlucht. Eine der tiefsten Schluchten Europas. Wir hielten an der Brücke über die Tara, da wir erfahren hatten, dass es hier eine günstige und sehr lange Zipline über die Schlucht gab. Als wir ankamen stellten wir fest, dass es nicht nur eine, sondern mehrere waren und wir uns vor lauter Anbietern erst einmal orientieren mussten.
Wir entschieden uns für eine 824m lange und 154m Hohe Zipline, für die wir einen unschlagbaren Preis von 15 € pro Person aushandelten.
Sogar Benjamin der am Vortag erzählt hatte, dass er eine schreckliche Angst vor der Höhe hatte, beschloss uns zu begleiten.
Los ging’s von der Startplattform und wir rauschten, in ein Kletterset gespannt, entlang des Stahlseiles los. Der Ausblick der sich uns bot war atemberaubend und zum Glück hatten wir diesmal auch an unsere 360° Kamera gedacht.
„Leider“ erwischte Benno den Aufnahmeknopf der anderen Kamera nicht richtig und „musste“ aus diesem Grund nochmal eine andere Zipline für weitere Aufnahmen nutzen. Diese war ein wenig länger (ca. einen Kilometer) und ein wenig schneller, sodass die Aufnahme trotz aller Mühen nicht wirklich vorzeigbar wurde. Aber egal, der Kick für diesen unschlagbaren Preis (15 bzw. 20€) entschädigte für alles.
Im Anschluss wollten wir noch ein wenig entlang der Tara in die Schlucht hinein wandern. So fuhren wir ein paar Kilometer tiefer in Tal der Tara bis zu einem Einstiegspunkt für Raftingtouren gelangten. Der uns erklärte Wanderweg war allerdings nicht zu finden, sodass wir den Ausblick in der Schlucht noch ein paar Minuten genossen, bevor wir uns wieder aufmachten und nach Zabljak zurückkehrten.
Dort angekommen checkten wir den Wetterbericht. Da wir ja immer noch den Bobutov Kuck auf der ToDo-Liste hatten. Leider stellte sich heraus, dass der Wetterbericht für die nächsten Tage weiterhin einen Mix aus Wind und Regen vorhersagte. Enttäuscht beschlossen wir daher die Tour nicht zumachten, da der Aufstieg über die Karstfelder bis zum Gipfel ein hohes Maß an Trittsicherheit benötigte und in den oberen Bereichen weitestgehend ausgesetzt ist. Schade, aber ohne richtiges alpines Equipment war es einfach nicht sinnvoll und wir hatten auch keine Lust mehr weiterhin das nasse und kalte Wetter zu ertragen und noch ein paar Tage auszuharren. So beschlossen wir am nächsten Morgen sehr für aufzubrechen und den Bus um 5 Uhr nach Kotor zu nehmen. In freudiger Erwartung auf die kommenden Tage mit Temperaturen um 30°C kuschelten wir uns ein letztes mal in unsere Daunenschlafsäcke.