Unser Abstecher auf dem Rückweg von Osaka nach Tokio führte uns durch die japanischen Alpen. Wir verbrachten ein paar Tage in Takayama, das aufgrund seiner historischen Altstadt aus der Edo-Ära als Klein-Kyoto bekannt ist und als Tor zu den Japanischen Alpen zählt. Im Anschluss fuhren wir mit einem kleinen unvorhergesehenen Umweg weiter in die Stadt der Olympischen Spiele von 1998 – Nagano, um von hier aus Japans schönstes Schloss in Matsumoto und die Schnee-Makaken in Yudanaka zu besuchen.
Am Morgen unseres sechsten Tages in Osaka machten wir uns schließlich auf in die japanischen Alpen nach Takayama. Hierzu fuhren wir mit dem Shinkansen nach Nagoya einer weiteren japanischen Großstadt. Hier stiegen wir in den Regionalzug um und fuhren von dort aus für zweieinhalb Stunden in die japanischen Berge bis wir die Stadt Takayama erreichten.
Takayama selbst ist vor allem durch seine noch intakte Altstadt mit vielen klassischen, unter Denkmalschutz stehenden Häuser berühmt. Des Weiteren gilt die Stadt als Tor zu den japanischen Alpen, wobei dieses Tor von den eigentlichen Bergen doch ein größeres Stück weit entfernt ist. Nachdem wir die Preise für mögliche Touren erfragt hatten, beschlossen wir allerdings das Wandern noch bis Neuseeland aufzuschieben, da uns die Ticketpreise für den Besuch eines banalen Bergtales mit fast 10.000 Yen pro Person schlichtweg zu hoch waren.
Also genossen wir vorwiegend die herrliche, an einem Fluss gelegene Altstadt Takayamas. Die vielen Souvenirläden Takayamas nutzten wir für ausgiebige Schlemmertouren, da hier überall die lokalen Spezialitäten zum Probieren angeboten wurden. An den vielen Streetfood-Ständen genossen wir die eine oder andere Köstlichkeit, wie gedämpfte, mit Rindfleisch gefüllte Reisbrötchen oder Hidda-Beef am Spieß, eine regionale Variante des Wagyu-Rindfleisches.
Wir besuchten auch eines der Heritage-Houses und bestaunten die japanische Wohnsituation in einem klassischen Altbau.
Auch eine kleine Runde über die örtlichen Schreine und Tempel durfte natürlich nicht fehlen.
Zum Abschluss besuchten wir das Hidda Folk Village, ein Freilichtmuseum, in dem man neben klassischen japanischen Handwerkskünsten auch historische Bauten aus verschiedenen Epochen bewundern und traditionelle japanische Spiele ausprobieren kann.
Alles in allem hatten wir hier zwei entspannte Tage, obwohl wir unseren eigentlichen Plan einer Bergtour leider nicht umsetzen konnten.
Weiter ging es im Anschluss mit dem Bus zum Austragungsort der Olympischen Spiele von 1998 nach Nagano. Eigentlich wollten wir die Strecke mit dem Zug fahren, jedoch hatte ein Erdrutsch die Strecke nördlich von Takayama verschüttet, sodass wir auf den Bus ausweichen musste. Im Nachhinein nicht die schlechteste Alternative, da wir so doch noch die Hochtäler und Berge der japanischen Alpen zu Gesicht bekamen.
Kurz vor Toyama stiegen wir wieder auf den Zug um und erreichten unser nächstes Ziel Nagano mit dem Shinkansen am frühen Nachmittag. Da unser Hostel ein wenig abseits des Stadtzentrums lag, machten wir uns im Anschluss auf den etwa halbstündigen Weg. Wir kamen vorbei an verschiedenen Gedenktafeln mit Hinweisen zu Olympia 1998.
Ansonsten ist die Stadt nicht sonderlich anders als andere japanische Großstädte und hat wenig Individuelles. Die einzige bekannte Tempelanlage etwas oberhalb unserer Unterkunft gelegen, ließen wir links liegen, da wir mittlerweile eine leichte Überdosis an Tempeln hatten und als letztes Highlight noch eine der größten und schönsten Anlagen in Nikko auf unserem Plan stand.
Nagano sollte uns lediglich als strategische Unterkunft für unsere beiden nächsten Ziele Matsumoto und Yudanaka dienen.
So ging es am nächsten Morgen im strömenden Regen mit dem Zug eine Stunde nach Matsumoto zu Japans beeindruckendstem Schloss.
Wir erreichten dieses, immer noch im Regen, am späten Vormittag und schlenderten kurz durch die wirklich sehenswerte Parkanlage mit dem fast fünfzig Meter hohen Schlossturm, umringt von einem Wassergraben. Das Innere des Schlosses stellte, wie die Burg in Hiroshima ein Museum dar. Hier liegt der Schwerpunkt allerdings eher auf der japanischen Kriegsführung und den verschiedenen Aufgaben der einzelnen Geschosse. Alles in allem ist die Anlage aber nicht mit der Pracht und der Dekadenz europäischer Schlossanlagen vergleichbar, sondern besticht eher durch die prächtige Architektur.
Matsumoto selbst ist eine typische japanische Kleinstadt.
Zurück in Nagano gingen wir am Abend noch in ein für die Region typisches Udon Lokal. Die Udon-Nudeln, welche man hier bekommt werden auf Buchweizen gemacht, wodurch sie deutlich gehaltvoller und schmackhafter werden wie die sonst üblichen Reisnudeln. Bei Bier und allerlei japanischen Köstlichkeiten genossen wir den Abend, auch wenn wir nicht immer wussten was wir gerade aßen, denn neben dem Udon (Nudelsuppe) bestellt man hier typischerweise noch verschiedene Beigerichte wie frittiertes Gemüse oder frittierte Meeresfrüchte (Tempura). Jedoch war das Personal so erfreut über unseren Besuch, dass uns neben den von uns bestellten Gerichten noch weitere landestypische Leckereien, auf Kosten des Hauses, serviert wurden. Einziges Manko an diesem Abend war, dass leider nicht nur die Küche japanisch war, sondern auch die Einrichtung. So verbrachten wir etwa zwei Stunden im Versuch eines Schneidersitzes zwischen Japanern, die sich über unsere Probleme beim Sitzen doch recht offensichtlich amüsierten. Das deutliche zur Schau stellen dieser Gefühlsregungen lag vermutlich oder hauptsächlich am regen Sakekonsum.
Der nächste Morgen führte uns schließlich nach Yudanaka, etwa eine Stunde entfernt von Nagano und Ort des berühmten Snow-Monkey-Parks. Dieser Park ist weltbekannt für die in dieser Region lebenden Makaken, die am nördlichsten lebenden Affen auf unserem Planeten.
Von der Bahnstation in Yudanaka fuhren wir noch etwa eine halbe Stunde mit dem Bus, bevor wir anschließend nach einem etwa einstündigen Fußmarsch den Park erreichten.
Dieser zeichnet sich durch verschiedene geothermale Quellen aus, welche etwa vierzig Grad heißes Wasser zu Tage befördern und in Pools leiten in denen die Affen, meist im Winter, baden.
Wir dachten uns auf dem Hinweg noch, dass ein trüber nasskalter Herbsttag bei knapp mehr als zehn Grad eigentlich nicht die schlechteste Voraussetzung für unseren Besuch sein sollte.
Doch als wir ankamen, mussten wir leider feststellen, dass Mutter Natur uns mal wieder ein Schnippchen geschlagen hatte. Wir erblickten noch einen Affen auf dem Eingangshäuschen in den Park, doch das wars auch schon. Keine Affen im Affenpark.
Außer uns natürlich….
Und so warteten wir und warteten und warteten, bis wir irgendwann nach zwei Stunden Warterei und einem herrlich qualifizierten Statement des dortigen Rangers die Biege machten und zurück nach Nagano fuhren und unsere Sachen für den letzten Stop unserer Japanreise Nikko packten.