Von Northland aus fuhren wir weiter in Richtung der Bay of Plenty. Unser erster Stopp hier war Tauranga mit dem berühmten Mount Maunganui. Von da aus ging’s weiter in Richtung Whatakane und in den Te Urewera Forest, dem größten zusammenhängenden Wald Neuseelands, bevor wir die Küste des Südpazifiks in Napier erreichten und uns hier vom Art Deco und einer Horde Tölpel beeindrucken ließen.
Nach den Tagen in Northland fuhren wir zu unserem nächsten Ziel in die Bay of Plenty, Tauranga. Vorbei an Auckland und der Coromandel Halbinsel (hatten wir das letzte Mal schon besucht), erreichten wir die etwa 100.000 Einwohner zählende Stadt am frühen Abend, sodass wir nur noch schnell in unser Hostel eincheckten und uns etwas zum Essen holten. Tauranga selbst hatten wir auch nicht weiter auf der Liste, sondern wollten am nächsten Tag zum Mount Maunganui, einem Vulkan, vorgelagert auf einer Landzunge, welcher als Aussichtspunkt in die Bay of Plenty zu einem Spaziergang einlädt.
So fuhren wir also am nächsten Morgen entlang des Hafens von Tauranga nach Maunganui. Schon von Weitem erkennt man den 238 Meter hohen Vulkankegel, die quasi einzige nennenswerte Erhebung entlang der Bay of Plenty, da der meiste Vulkanismus vorwiegend im Hinterland auf dem Zentralplateau zwischen Rotorua und dem Mount Ruapehu zu finden ist.
Am Vulkan stellten wir das Auto ab und entschieden uns nicht für den Rundweg, sondern nahmen gleich den Weg hinauf auf den Vulkan in Angriff. Dieser ist wie alle Wanderwege in Neuseeland sehr gut ausgebaut, sodass wir schnell an Höhe gewannen.
Vorbei ging es an den üblichen Schafweiden mit einem schönen Rundblick über die Stadt und den Hafen bis wir im oberen Teil durch ein kleines Wäldchen liefen, ehe wir den Gipfel erreichten.
Wir genossen ein wenig die Sonne und den Ausblick in die Bay of Plenty, bevor wir wieder abstiegen. Da wir einen weiteren Housesit in der Nähe von Wellington angenommen hatten und uns bis zu diesem nur noch ein paar Tage Zeit blieben, mussten wir also zügig weiter.
Als nächstes Ziel für den Tag stand noch Whakatane auf dem Programm, die zweitgrößte Stadt in der Bay of Plenty und das Tor zum einzigen aktiven Vulkan in der Region auf White Island. Dort angekommen stellte sich aber schnell heraus, dass die Tour zur Vulkaninsel nicht ganz unseren Budgetvorstellungen entsprach und es außerdem fraglich war, ob aufgrund der derzeitigen Wetterprognose selbige am nächsten Tag überhaupt stattfinden würde. So beschlossen wir also, nach kurzem Kriegsrat, diesen Plan fallen zu lassen und uns weiter zu unserem nächsten Ziel, den Ureweras, aufzumachen. Wir kauften noch etwas Lebensmittel in Whatakane ein und fuhren weiter auf einen etwas abseits gelegenen Campingplatz, welcher für unsere Weiterfahrt günstiger erschien und noch dazu ein paar heiße Quellen hatte. Wir verbrachten schließlich den späten Nachmittag und Abend, indem wir uns im knapp 40ºC heißen Wasser einweichten, während auf uns der Platzregen nieder ging.
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter glücklicherweise gebessert, sodass wir unser nächstes Ziel, die Ureweras, in Angriff nehmen konnten. Die Ureweras oder besser der Te Urewera Forest ist der größte zusammenhängende Wald Neuseelands und eine der am dünnsten besiedelten Regionen. Wir gaben unser Ziel, einen Campingplatz der Naturschutzbehörde, in das Navi ein und waren zunächst noch verwundert über die Zeitangabe. Für 150 Kilometer wurde uns eine Dauer von knapp vier Stunden ausgegeben.
Ein wenig später wussten wir auch warum, da wir uns schließlich auf einem knapp 100 Kilometer langen Stück Schotterpiste befanden, welche offiziell als State Highway ausgewiesen wird.
Vorbei an vereinzelten Maorisiedlungen, schlängelte sich die Schotterstraße also in Serpentinen durch diesen wunderschönen Märchenwald. Wir fuhren vorbei an Kühen, Schafen und Pferden, welche die Straße zu ihrer persönlichen Weide erklärt hatten.
Irgendwann erreichten wir den Lake Waikaremoana. Immer noch über Stock und Stein und zum Glück weitestgehend ohne Gegenverkehr, schlängelte sich der Highway (was dieser Feldweg ja offiziell immer noch war) nun oberhalb des Sees entlang und wir hatten immer wieder tolle Ausblicke in die uns umgebende Natur.
Das Wetter hatte leider auch hier schon begonnen schlechter zu werden, sodass wir unser Ziel im strömenden Regen bei einstelligen Temperaturen erreichten und schnell unser Zelt aufbauten. Wir nutzen dennoch den Rest des Tages, um uns nach dieser strapaziösen Autofahrt noch ein wenig die Beine zu vertreten. Waren wir doch extra wegen des Waldes und des Sees hier her gekommen.
Wir informierten uns kurz im hier befindlichen DOC-Center, welches als einziges echtes Gebäude leicht überdimensioniert erschien, über mögliche Touren und entschieden uns für eine etwa zweistündige Tour durch den Wald.
Verfroren und nass kehrten wir wieder zurück in unser Zelt und hofften, dass die Wettervorhersage für die Nacht und den nächsten Tag nicht Recht behalten würde. Leider tat sie das aber, sodass wir die Nacht im Regen/Schnee-Mix bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verbrachten.
Der nächste Morgen war auch nicht besser und wir entschieden uns unser nächstes Ziel, die Stadt Napier in Angriff zu nehmen. Wie es in den Wald hineinging, ging es also aus dem Wald, wieder über Schotterpisten, hinaus und nach knappen drei Stunden für etwa 100 Kilometer hatten wir unser nächstes Ziel erreicht.
Die Stadt Napier, in der Hawkes Bay gelegen, ist ähnlich wie auch Miami Beach, eine Stadt mit sehr vielen gut erhaltenen Art Deco Häusern. Diesen Titel verdankt die Stadt einem Erdbeben, welches im Jahr 1931 die gesamte Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Wir bummelten am späten Nachmittag und am darauf folgenden Morgen durch dieses architektonische Kleinod, das mittlerweile von den Einwohnern gehegt und gepflegt wird und der Stadt einen für neuseeländische Verhältnisse besonderen Charme verleiht.
Den späten Nachmittag nutzten wir, aufgrund des wieder besseren Wetters für eine Tour entlang der Küste nach Cape Kidnappers. Diese, zu den schönsten Wanderungen Neuseelands zählende, Tagestour kann nur bei Ebbe gelaufen werden, da sie über 20 Kilometer entlang des Fußes einer Steilklippe führt und als Ende die weltgrößte, auf dem Festland befindliche Tölpelkolonie hat (Details siehe Tourenbericht Cape Kidnappers).
Immer entlang der Steilküste schlängelte sich der an einigen Stellen sehr schmale Strand und wir mussten das eine oder andere Mal über oder schnell herum um heruntergefallene Felsen laufen, um in der Brandung keine nassen Füße zu bekommen.
Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichten wir die erste, vorgelagerte Kolonie.
Hier verweilten wir kurz und machten uns kurz darauf auf den Weg zur etwas oberhalb auf einem Hügel gelegenen Hauptkolonie.
Vom Strand weg führte der Weg über hügelige Wiesen bis wir auf einem Plateau, oberhalb der Steilküste gelegen, die Hauptkolonie vor uns hatten.
Wir bestaunten das Schauspiel bis zum Einbruch der Dämmerung und wanderten in der langsam aufziehenden Dunkelheit zurück und erreichten am Abend wieder unsere Unterkunft.
Da wir, wie schon gesagt, etwas Zeitdruck hatten, fuhren wir am nächsten Tag wieder weiter. Um dem wieder schlechter werdenden Wetter zu entfliehen und, da südlich von uns nur Weinregionen auf uns warteten, hatten wir uns entschlossen noch einen kurzen Stopp auf dem Zentralplateau in Taupo einzulegen. So führte uns unser Weg also wieder weg von der Küste ins Landesinnere und wir erreichten den größten See Neuseelands nach etwa drei Stunden. Auch hier war das Wetter nicht wirklich besser. Wir entschlossen uns dennoch für eine kurze Tour zu den Huka Falls.
Diese führte uns vorbei an ein paar heißen Quellen, welche wir wohl genutzt hätten, wenn unser Campingplatz nicht ebenfalls welche gehabt hätte. So aber beeilten wir uns, schnell aus dem Regen zu kommen und uns in unseren Hotpools aufzuwärmen. Den Abend verbrachten wir dann noch bei ein paar Bier im Zentrum von Taupo, da die Stadt eine für neuseeländische Verhältnisse lebhafte Kneipenszene hat. Den darauf folgenden Tag nutzten wir für einen ausgiebigen Seespaziergang und ließen es sonst eher ruhig angehen.
Am nächsten Morgen ging es allerdings auch schon wieder weiter, da wir am Nachmittag in Paraparaumu für unseren nächsten Housesit sein mussten. So fuhren wir vorbei am Tongariro Nationalpark mit seinen markanten Bergen Mount Ruapehu und Mount Tongariro in Richtung Süden. Die bekannte Tagestour über den Mount Tongariro, das gleichnamige Crossing, sind wir bereits bei unserem letzten Besuch in Neuseeland gelaufen, sodass wir uns diesmal den Besuch im Nationalpark, auch aufgrund des schlechten Wetters, ersparten. Wie wir später erfuhren, war das Tongariro Crossing auch in der Zeit unseres Besuches gesperrt gewesen.
Nach einer Weile oder besser gesagt mehreren Platzregenschauern später, wurde die Natur wieder merklich grüner und wir fuhren vom Zentralplateau hinab in Richtung Palmerston North. Kurz vor Palmerston North entschlossen wir uns noch den Manawatu Scenic Drive als Alternative zum Highway zu nehmen.
So fuhren wir durch das typisch neuseeländische Farmland mit seinen unendlich groß erscheinenden Weiden, durch tiefe, steile, in die vulkanischen Aschen eingeschnittenen Täler und über zahlreiche alte, meist aus Holz gebaute, Brücken.
Diese Tour führte uns mal wieder vor Augen wie einsam und menschenleer Neuseeland eigentlich ist und wie atemberaubend schön und abwechslungsreich diese Menschenleere sein kann.
Doch irgendwann hatte uns die Zivilisation wieder und wir erreichten Palmerston North, die Stadt von der, der britische Komiker John Cleese einst behauptete, sie sei die Selbstmordhauptstadt Neuseelands.
„If you wish to kill yourself but lack the courage to, I think a visit to Palmerston North will do the trick.“
Als Retourkutsche benannte die Stadtverwaltung die städtische Müllkippe um, in Mount Cleese, welche nun die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist und ungefähr den Spannungsfaktor der Stadt widerspiegelt.
Zwei Stunden später erreichten wir dann Paraparaumu, wo zwei Katzen namens Hamish und Wallace sowie ein Hund namens Floyd auf uns warteten. Hier, etwas nördlich von Wellington, wollten wir die nächsten Tage verbringen und uns nochmals von den täglichen Reisestrapazen etwas erholen.