Unser Athenaufenthalt war gefühlsmäßig geprägt von Widersprüchen. Wir hatten ein sehr gutes Apartment in einer der „liberaleren“ Wohngegenden bekommen, sodass wir nicht nur die Touristischen Highlights und die fein herausgeputzten Wohnviertel zu sehen bekamen, sondern auch mit der Armut in der Stadt sowie mit ihrer Drogenproblematik des öfteren konfrontiert waren. Die verschiedenen Eindrücke dieser wirklich kontrastreichen und bunten Großstadt haben uns dennoch in ihren Bann gezogen.
In Saranda, in Albanien hatten wir uns entschlossen, aufgrund der Ticketpreise, nicht mit der Fähre über Korfu nach Griechenland einzureisen. So blieb uns nur die Busoption gen Athen als Möglichkeit und wir änderten spontan unsere Reisepläne für Griechenland. Wir wollten eigentlich zuerst auf den Peloponnes und dann nach Athen, aber da die Fährkosten bis einschließlich Patras beim vierfachen des Buspreises lagen, war die Entscheidung schnell getroffen.
So fuhren wir morgens um 6;00 Uhr in Saranda los und hätten, gemäß unserer Informationen, gegen 15:00 Uhr in Athen sein sollten.
Bis zur Grenze war, bis auf einem kleinen Stopp an einer Engstelle auf einer Passstraße, alles im Lot. Wir kamen auch noch relativ zügig über die albanische Grenze. Da hier der Bus gesondert nochmals kontrolliert wurde, standen wir mit unseren Mitreisenden und unserem Gepäck ein paar Meter hinterhalb des Grenzzaunes. Ein Grenzbeamter durchsuchte oder besser gesagt überflog unsere Sachen, während wir auf die Rückkehr des Busses warteten und warteten und warteten…
Wie sich im Nachhinein heraus stellte, hatte unser Bus einen kleinen Auffahrunfall gehabt und sich die rechte Frontseite, inkl. Außenspiegel, der im Nachgang noch mit Fachfinesse ersetzt werden sollte, leicht ramponiert. Nach einer Wartezeit von über drei Stunden ging es dann weiter in Richtung der griechischen Grenze. Ein kurzes Passvorzeigen und weiter ging’s nach viereinhalb Stunden Wartezeit für den Grenzübertritt weiter in Richtung Athen, das wir dann doch noch gegen 19:30 Uhr erreichten.
Wir liefen zu unserer Unterkunft. Zum Glück waren es nur ein paar Meter, da der Busbahnhof, an dem wir ankamen wie unser Apartment, nördlich des Omonia Platzes lagen. Wir wohnten in einer Seitenstraße im Bezirk Exarchia, einem etwas links-alternativen Bezirk mit sehr hohem Studentenanteil, sehr viel Graffiti und Streetart, leider aber auch relativ vielen zwielichtigen Gestalten und einer offensichtlichen Drogenproblematik. So hatten wir auch des öfteren ein paar Junkies vor unsere Wohnung sitzen, da die ruhige Seitenstraße, wie gesagt, vor unser Haustüre lag. Insgesamt haben wir uns aber im Viertel, das nach Süden bis an den Omonia Platz reicht, auch Nachts nie unsicher gefühlt, da man von allen in Ruhe gelassen wird. Die Probleme der Stadt, gerade im Hinblick auf Drogenkonsum, Prostitution und der mit einhergehenden Obdachlosigkeit, werden einem aber gerade zur späteren Stunde schonungslos offengelegt.
Wir machten uns noch am gleichen Abend auf, in das südlich angrenzende, touristische Hauptviertel Monastir. Am gleichnamigen Platz machten wir einen kurzen Abstecher auf den sogenannten Flohmarkt. Dieser entpuppte sich aber eher als Bazar mit vielen kleinen Läden, in denen man griechische Produkte (vom Öl hin bis zur Kleidung sowie Sandalen), neben mehr oder weniger echter Markenkleidung und allerlei anderem Krimskrams, zu touristisch angepassten Preisen, erwerben kann.
Nach einer Weile gelangten wir zur Agora, wo wir etwas aßen und uns im Anschluss zu Fuß nach Hause begaben.
An unserem zweiten Tag nutzten wir den Vormittag erst einmal um uns in der Stadt zu orientieren. Wir gingen in Richtung des Omonia Platzes. Der Platz zeigte am Tag das gleiche etwas mitgenommene Bild von sich wie am Abend. Von da aus gelangten wir auf die Haupteinkaufsstraße Ermou und ließen uns zu einem spontanen Schaufensterbummel hinreißen. Am Ende landeten wir in sich leicht an den Hang der Akropolis schmiegenden Gässchen, welche die eigentliche Altstadt von Athen bilden. Touristisch herausgeputzt und mit einer Unmenge an Souvenir und Ölläden ausgestattet, zeigte sich hier ein so ganz anderes Bild dieser Großstadt. Wir kamen am Akropolismuseum vorbei und gingen weiter in Richtung des Hadrianstors und des Olympieions. Während das Hadrianstor frei zugänglich ist, muss für das Olympieion, einer der größten griechischen Tempel der Antike, Eintritt bezahlt werden.
Da wir noch weitere antike Stätten, wie die Akropolis und die Agora auf dem Plan hatten, entschieden wir uns das Kombiticket zum Preis von 30,- Euro zu kaufen. Unserer Meinung nach, für die Summe der Stätten in Ordnung, zumal man bedenken muss, dass man sich dadurch das lästige Anstehen am Eingang der Akropolis ersparen kann.
Das Olympieion genossen wir im Abendlicht bevor wir und auf den Rückweg machten und unsere Vorräte im Supermarkt um die Ecke auffüllten.
Tag 3 unseres Athenaufenthaltes führte uns in das Archäologische Museum von Athen. Eine der größten und bedeutendsten Sammlungen für griechische Antike. Im Museum findet man alles von den vorgriechischen Hochkulturen, wie den Mykenern, bis in die Epoche des Byzantinischen Kaiserreiches, wobei der Schwerpunkt ganz klar in der Hellenistischen Hochzeit liegt. Die Vielzahl an Exponaten aus den verschiedenen Epochen lädt einen zum Stundenlangen schlendern und entspannten Verweilen in den Ausstellungsräumen ein. Der Erhaltungszustand einiger Marmor- und Bronzestatuen ist erstaunlich und die handwerkliche Qualität der Ausstellungstücke faszinierend. So kam es auch, dass wir einige Stunden im Museum verbrachten, um uns bei zum Glück auch angenehmen Temperaturen, durch die Hallen treiben zu lassen. Auch der Eintrittspreis von 10,- Euro ist angemessen. Den Tag ließen wir entspannt bei etwas Selbstgekochtem ausklingen, da wir unsere Reisekasse ein wenig schonen wollten.
Geprägt von diesen ersten Eindrücken schlenderten wir nach einem ausgiebigen Abendessen (zu einem sagenhaften Preis) langsam zurück zu unserer Unterkunft. Die Stadt hatte bei uns einen ersten, sehr positiven Eindruck hinterlassen und es sollte nicht der Letzte bleiben.
In der Hoffnung einen kühleren Tag erwischt zu haben, der Wetterbericht auf dem iPhone hatte dies zumindest vorhergesagt, machten wir uns nun endlich auf, das Highlight Athens, die Akropolis, zu erkunden. Nach einem halbstündigen Marsch, erreichten wir unser Ziel, den Haupteingang auf die Akropolis. Wie schon erwähnt, waren wir ja bereits im Besitz eines Kombitickets, sodass wir um die ca. 150m lange Warteschlange (kein Witz!!) herum kamen. Ein kurzes Scannen des Barcodes reichte und wir begannen mit dem Aufstieg auf den Felsen. Vorbei am Dionysostheater und am Heiligtum des Asklepsios stiegen wir weiter hinauf, bis wir oberhalb des Odeon des Herodes Atticus, den eigentlichen Zugang zur Akropolis durch die Propyläen erkennen konnten. Die letzten Meter des serpentinenartigen, in den Fels gehauenen Weges waren von Menschenmassen gesäumt, sodass ein Vorkommen nur noch im Gänsemarsch möglich war. Auf der Akropolis angekommen, zeigte sich uns nur ein kaum verändertes Bild. Auch hier waren Scharen von Touristen unterwegs und andauernd lief einem eine Kreuzfahrtschifftouristengruppe, brav hinter ihrem Guide hinterher dackelnd, über den Weg.
Na ja, wir hatten uns Athen ja auch Mitte Juli ausgesucht…
Nach einer kurzen Sandwichpause, gingen wir in den benachbarten Park Filopappou Hill und stiegen den Hügel zum Monument des Philopappos hinauf. Der Ausblick auf die Akropolis auf der einen Seite und auf die Stadt mit dem angrenzenden Hafen Piräus war atemberaubend. Und abgesehen von ein paar wenigen anderen Besuchern, waren wir verhältnismäßig alleine. Wir genossen die Ruhe ein Weilchen, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten und, um weiter einsam durch den zu Park bummeln. Am Ende gelangten wir in ein nettes griechisches Wohnviertel. Hier gönnten wir uns in einem kleinen Café erst einmal eine Auszeit. Athen hatte hier wiederum ein ganz anderes Bild, wie das, was wir zuvor gesehen hatten. Schöne Wohnhäuser und eine entspannte, ja fast schon ruhige Atmosphäre.
Nach dieser kurzen Stärkung bei einem Espresso Freddo, machten wir uns wieder auf und vervollständigten unseren Rundgang um die Akropolis, wobei wir zu Beginn vorwiegend durch weitere Wohnviertel liefen, bis wir am Observatorium von Athen rauskamen und im Anschluss in Richtung der Agora gingen.
Die Agora, das ehemalige griechische Stadtzentrum mit seinem Marktplatz und dem Tempel des Hephaistos, war unser letztes Ziel für diesen Tag und so erkundeten wir diese mit letzter Kraft, da es mittlerweile später Nachmittag war und das Thermometer immer noch unbeirrbar 35°C anzeigte. Der Aufenthalt im zugehörigen Museum, dass durchaus sehenswert ist, verlängerte sich aufgrund der dortigen Klimaanlage nun erheblich. Auch die überall um die Stätten und in der Stadt verteilten Trinkwasserspender nahmen wir jedesmal gerne wieder in Anspruch. Als wir unser letztes Ziel des Tages abgeschlossen hatten, schlenderten wir, eher unmotiviert nochmals durch den Flohmarkt am Monastir Platz, bevor wir uns auf den Weg gen Heimat machten.
Für unseren letzten Tag in Athen hatten wir uns eigentlich noch das Akropolismuseum vorgenommen. Wir waren uns aber beide einig, dass der Input an griechischer Geschichte in den letzten Tagen ausreichend gewesen war und beschlossen dieses für den nächsten Athenbesuch aufzusparen. Stattdessen gönnten wir uns nochmal einen entspannten Tag in der Stadt. Wir ließen uns nochmal durchs geschäftige Monastir treiben, machten ein paar Besorgungen für die anstehenden Tage und schlenderten im Abschluss noch durch das hippe Viertel Psyri. Wir verloren uns in den kleinen Gassen und entdeckten an jeder Ecke verschiedenste Streetart Werke. Dazwischen reihten sich immer wieder kleine Tavernen, Café und Boutiquen.
Wir machten an einer Taverne halt und gönnten uns an unserem letzten Tag nochmal ein griechisches Abendessen. Nach einem abschließenden Augustiner in einer Bierkneipe machten wir uns zufrieden auf den Heimweg.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit der U-Bahn zum Flughafen von Athen, um unseren Leihwagen in Empfang zu nehmen. Wir wollten von Griechenland noch etwas anderes als die Autobahn und die Hauptstadt sehen und hatten uns für die folgenden Tage einen Roadtrip über den Peloponnes vorgenommen.