Von Jerusalem ging es für uns auf in unser erstes arabisches Land nach Jordanien. Hier wartete die weite Wüste des Wadi Rum sowie die ehemalige Hauptstadt der Nabatäer, Petra auf uns. Des Weiteren wollten wir unbedingt die quirlige Hauptstadt Amman erleben. Zuvor machten wir allerdings einen Stop in Aqaba am Roten Meer, um ein paar Tage zu entspannen und diesen herrlichen Tauchspot zu genießen.
Von Jerusalem ging es für uns mit dem Bus weiter in Richtung Jordanien. Die Tickets für die Fahrt nach Eilat hatten wir bereits am Vortag gekauft, sodass wir eigentlich nur noch in den Bus einsteigen und losfahren mussten. Dachten wir zumindest…
Wie sich herausstellte, hat uns der, nicht wirklich freundliche, Busbahnhofsmitarbeiter Tickets für zwei verschiedene Busse verkauft, sodass Benno kurz vor knapp nochmals einen anderen Bus suchen musste. Wir fuhren somit also getrennt voneinander nach Eilat.
Mein Bus verfügte über WLAN, sodass ich eine Nachricht von meiner Mama erhielt, in der sie mir die traurige Nachricht überbrachte, dass meine Oma in der Nacht zuvor verstorben war. Ich kämpfte mit den Tränen und wünschte mir in diesem Moment nichts mehr, wie nicht allein zu sein. Doch wie bereits gesagt, war Benno in einem anderen Bus. Auf einem Rastplatz mitten in der Wüste hielten zum Glück beide Busse an und so bekam ich die Möglichkeit, dass mich Benno einfach nur kurz in die Arme nahm und ich meinen Gefühlen kurzzeitig freien Lauf lassen konnte. Somit ging es mir auch gleich ein wenig besser.
In Eilat kam ich dann ein paar Minuten früher an, um die Wartezeit zu überbrücken unterhielt ich mich mit einem Einheimischen, der mir zu Beginn lediglich seine Übernachtungsmöglichkeiten anbieten wollte. Als ich ihm jedoch sagte, dass ich nur auf meinen Freund warte und wir im Anschluss gleich in Richtung Grenze aufbrechen würden, war er auch gleich nicht mehr so aufdringlich und wir unterhielten uns über Eilat.
Benno saß in seinem Bus neben einer Italienerin, die ebenfalls den Plan hatte gleich über die Grenze nach Jordanien einzureisen. Somit entschieden wir uns ein Taxi bis zur Grenze zu teilen, da der Weg zu Fuß mit Gepäck einige Kilometer sehr anstrengend gewesen wäre. Es hatte ja nur gute 40°C.
Die Einreise nach Jordanien selbst verlief sehr entspannt. Auf der israelischen Seite der Grenze war wenig los und wir konnten sofort an den Schalter treten, um die 104 Schekel pro Person zu bezahlen, die bei der Ausreise aus dem Land veranschlagt werden. Anschließend durchliefen wir noch die übliche Passkontrolle und erhielten dort die Ausreisekarte. Nun folgte ein kurzer Fußmarsch bis zur jordanischen Grenze, der uns auch durch einen Duty Free Shop führte. Natürlich. Und natürlich war dieser auch auf etwa 18°C runtergekühlt.
An der jordanischen Grenze wurde zuerst unser Gepäck gescannt. Dabei fiel dem Zollbeamten auf, dass wir mehrere Kameras dabei hatten. Besonders die 360° Kamera hat es ihm angetan und er holte sogleich „Verstärkung“. Als die Kamera dann von allen Seiten betrachtet und für gut befunden wurde, konnten wir endlich weiter. Wir wurden in ein Büro geschickt, in dem uns das Visum für Jordanien ausgestellt wurde. Mit deutschen Reisepass und dem Jordan Pass, den wir bereits im Vorfeld online gekauft hatten, war auch das kein Problem. Wir liefen weiter und mussten nur noch ein Büro passieren, in dem wir ein paar Fragen gestellt bekamen. Als wir jedoch erwähnten, dass wir aus Deutschland, genauer noch aus München kommen, liefen die anschließenden Fragen eher auf den FC Bayern hinaus. Alles in allem dauerte die Aus- bzw. Einreise somit keine Stunde und wir machten uns mit einem weiteren Taxi auf in Richtung Aqaba, besser gesagt ins ein wenig außerhalb gelegene Aqaba Southbeach, da ich hier meinen Tauchschein machen wollte und Benno seine Tauchkenntnisse ein wenig auffrischen wollte. Benno machte seinen Tauschschein vor knapp zehn Jahren während einer Uniexkursion auf Elba, war seitdem aber kein einziges Mal mehr Scuba-Tauchen gewesen.
In Darnas Diving Village angekommen, wurden wir von Abed (meinem Tauchlehrer für die nächsten Tage) und seinen Brüdern sehr herzlich begrüßt. Wie wir später erfuhren, ist das Darnas Diving Village quasi ein Familienunternehmen, geführt von vier Brüdern und deren Vater. Das Zimmer das uns zugewiesen wurde, war zwar einfach, dafür jedoch sehr sauber, das Bett bequem und es verfügte zum Glück über eine Klimaanlage, denn die Temperaturen der nächsten Tage sollten keinen Tag unter 40°C sinken.
Ich bekam auch gleich ein Tauchtheoriebuch in die Hand gedrückt, mit der Prämisse dies innerhalb der nächsten drei Tage zu lesen. Gesagt, getan und so verbrachten wir den restlichen Tag am Pool, lasen und sprangen gelegentlich zur Abkühlung ins Wasser. Am Abend gönnten wir uns im zur Unterkunft gehörenden Restaurant noch frischen, gegrillten Fisch. Richtig lecker!
Am nächsten Tag ging es dann auch gleich mit dem Tauchen los. Abed erklärte uns das Equipment, das wir bekamen und ein paar wichtige Regeln. Im Anschluss saßen wir dann auch schon im Bus und es ging los in Richtung Meer. Dort angekommen, beschränkten sich die ersten beiden „Probetauchgänge“ auf eine Tiefe von etwa 2-5m, in der uns Abed alles Wichtige unter Wasser erklärte. Ich merkte bereits in dieser Tiefe, dass ich ziemliche Probleme mit dem Druckausgleich hatte und meine Ohren schmerzten. Natürlich gestand ich das Abed während dem Tauchen und so teilte er mir mit, dass wir am nächsten Tag, nicht wie geplant Theorie, sondern einen Tauchgang machen werden, um zu testen, ob es mir überhaupt möglich ist, weiter als ein paar Meter abzutauchen.
Dementsprechend war die Stimmung zurück in der Unterkunft ein wenig getrübt, da ich eher pessimistisch war und zudem von den ersten Tauchgängen auch noch ziemlich Kopfschmerzen hatte. Ich schlief daher am Nachmittag erst einmal zwei Stunden und danach sah die Welt auch schon wieder ein bisschen besser aus. Während des Abendessens kam auch Abed nochmals vorbei und ermutigte mich nochmals, ermahnte mich jedoch auch, weiter die Theorie im Buch zu lesen. Somit legte ich mich Abends an den Pool in einen Liegestuhl und las… Benno auch, jedoch keine Tauchtheorie 🙂
Die Anspannung am nächsten Tag war bei mir nicht gering, sodass ich beim Frühstücken kaum was reinbrachte. Benno entschied sich hingegen einen faulen Tag zu machen und chillte somit den ganzen Tag in der Unterkunft. Ich schmiss mich in meinen Wetty und fuhr mit Abed die kurze Strecke zum Meer. Dort erklärte er mir nochmal, dass wir ganz langsam nach unten gehen werden und ich versuchen soll möglichst oft den Druckausgleich zu machen. Und tatsächlich, die Geduld von Abed machte sich bezahlt und wir tauchten immer tiefer in das Meeresparadies ein. 10m, 15m, 20m… am liebsten hätte ich vor Freude geschrieen, doch unter Wasser ist das ja eher schwierig. So schwamm ich also nur den Freudentanz unter Wasser. Bei diesem Tauchgang konnte ich auch das Schiffswrack sehen, welches der König von Jordanien extra für so dämliche Touris wie uns versenken ließ. Auch wenn das Schiff also nicht an dieser Stelle gesunken ist, war es trotzdem ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Wieder an Land ging es erst mal zurück zur Unterkunft. Dort musste ich mein Erlebtes natürlich erst mal Benno mitteilen, denn ich war total euphorisch. Gegen 14:00 Uhr sollte es nochmals in Wasser gehen. Abed kam jedoch kurz vorher bei uns vorbei und teilte mir mit, dass er Probleme mit seinem linken Ohr und dem Hals hatte und somit heute nicht mehr Tauchen gehen wollte. Ein Kollege musste also übernehmen. Der Tauchgang am Nachmittag war dann leider nicht mehr so toll, da der Kollege mich die ganze Zeit an meiner Tauchjacke festhielt und ich den Tauchgang somit nicht so frei wie zuvor genießen konnte. Aber was soll’s, es hat trotzdem irgendwie Spaß gemacht.
Zur Feier des Tages, dass es mit mir und meinem Tauchschein doch noch was werden sollte, fuhren wir am Abend noch nach Aqaba selbst. Das Taxi kostete 5 JD (umgerechnet ca. 6,10 Euro). Abed hatte uns ein Restaurant empfohlen, in das wir auch gingen. Benno bestellte sich eine Mixed Grill Platte und ich Kuftah mit Taheeneh. Ich hatte keine Ahnung was da kommen würde…Wie sich herausstellte ging mein Gericht in die Richtung Bifteki oder dünne Fleischpflanzerl mit Soße. Es war auf jeden Fall fürchterlich lecker! Vollgefressen machten wir uns im Anschluss auf zu einem Verdauungsspaziergang in Richtung Strand. Dort war die Hölle los. Überall spielten Kinder im Sand, Männer saßen zusammen und rauchten Shisha und die Frauen (viele in Burkinis, ja die tragen das dort wirklich…) ratschten gemütlich. Bei uns ist das zu so später Stunde eigentlich unvorstellbar, da es bereits auf Mitternacht zuging. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Temperaturen zu dieser Tageszeit endlich erträglich wurden.
Aqaba gefiel uns jedoch nicht wirklich. Das Zentrum beschränkt sich eigentlich auf eine Hauptstraße und den Strand. Da wir jedoch den Strand bei unserer Unterkunft vor der Haustür hatten, es in der Stadt ziemlich laut war, weil jeder Jordanier scheinbar hupen als Hobby hat, war dies unser einziger uns letzter Ausflug in die Stadt. Für die Fahrt zurück zur Unterkunft suchten wir uns also ein Taxi und gingen eigentlich davon aus, dass die Rückfahrt zum gleichen Preis angeboten wird wie die Fahrt in die Stadt. Pustekuchen. Der Fahrer wollte plötzlich 12 JD (umgerechnet ca. 14,60 Euro!!!). Also handelten wir, wobei der Fahrer ziemlich stur war. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich Scheintod war, mischte ich mich nicht in die Diskussion ein. Da mir Benno einige Male mitteilte wieder aus dem Taxi auszusteigen und ich auch jedes Mal ansetzte, war der Fahrer irgendwann bereit uns für 8 JD (umgerechnet ca. 9,80 Euro) zurückzufahren.
Auch am nächsten Tag ging es Abed noch nicht besser und ich musste wiederum auf einen Kollegen zurückgreifen. Benno hatte sich am heutigen Tag auch entschieden nochmals Tauchen zu gehen. Er ging mit drei weiteren Urlaubern und einem Guide tauchen, ich ging mit Ricardo tauchen. Ricardo war sehr nett und ließ mich unter Wasser auch frei schwimmen und somit machte der Tauchgang auch wieder wesentlich mehr Spaß. Wie auch Benno mit seiner Gruppe, machten wir uns auf zum Japanese Garden, einer wunderschönen Korallenlandschaft unter Wasser. Wieder einmal fühlte sich der Tauchgang viel zu kurz an, denn das Bild welches uns unter Wasser bot, war gerade für mich als Anfänger unbeschreiblich.
Nach dem Tauchgang relaxten wir etwas in der Unterkunft, bevor es am Nachmittag nochmals ins Wasser ging. Diesmal konnten Benno und ich zusammen tauchen gehen. Wiederum mit Ricardo und zwei weiteren Deutschen, die gerade einen Arabischkurs in Amman machten und einen Tagesausflug zum Tauchen nach Aqaba machten, fuhren wir wieder an den Strand. Diesmal stand ein Panzer sowie ein Flugzeug auf dem Programm, beides ließ der jordanische König mal wieder für uns Touris versenken. Unter Wasser stellte sich jedoch recht schnell heraus, dass die beiden Deutschen nicht wirklich fit im Tauchen waren und große Probleme hatten überhaupt nach unten zu kommen. Ricardo, der Guide hatte somit so gut wie kein Auge mehr für Benno und mich und kümmerte sich fast nur mehr um die beiden anderen. Dies war zum einen gut, da wir beide etwas ausprobieren konnten, zum anderen machte es den Tauchgang jedoch auch etwas zäh. Trotzdem war es beeindruckend den Panzer wie auch das Flugzeug, aber auch die vielen Fische unter Wasser zu sehen.
Zurück an der Unterkunft brachten wir unser Equipment zurück und entspannten ein wenig am Pool. Da mich die Unterwasserwelt aber wirklich beeindruckte und ich immer noch nicht genug vom Roten Meer hatte, gingen wir am späten Nachmittag nochmals zum Strand, um eine Runde zu Schnorcheln. Naja, Benno ging nur so mit zum Strand um mit unserer anderen Kamera ein paar Fotos zu schiessen, schnorcheln musste ich alleine. Da unsere Actioncam leider ohne zusätzliches Case nur bis zu 10m wasserdicht ist, konnte ich diese ja nicht mitnehmen zum Tauchen. Daher freute ich mich auf ein paar Bilder, die ich beim Schnorcheln machen konnte.
Dort fiel mir dann auch zum ersten Mal richtig auf, dass ich in einer islamisch geprägten Umgebung war. Im Bikini am Strand, wunken mir gefühlt alle Kinder zu und ich zog auch die Blicke aller Erwachsenen auf mich. Kaum ein paar Meter im Wasser, hatte ich auch einen neuen Begleiter gefunden. Ein etwa 18 jähriger Kerl „verfolgte“ mich ständig und wollte mir immer wieder irgendetwas zeigen. Mal eine besondere Koralle, mal einen Fisch. Irgendwann verlor ich die Geduld (und das dauerte nicht lange…) und ging wieder an Land. Grundsätzlich ist es in Jordanien möglich sich westlich zu kleiden. Jedoch sollte man dafür ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, da man von Männern, Kindern und auch Frauen eher neugierig und teilweise auch verständnislos angeschaut wird. Mehr zu diesen Erfahrungen in den nächsten Artikeln. Am Abend gönnten wir uns nochmals einen gegrillten Fisch im Restaurant der Unterkunft und ließen den Abend am Pool ausklingen.
Am letzten Tag in Aqaba stand für mich noch einmal ein kurzes Pflichtprogramm für den Tauchschein auf dem Programm. Abed ging es leider immer noch nicht besser, sodass er beschloss, die Übungen, die wohl mindestens einmal während des Kurses gemacht werden müssen, in den Pool zu verlegen. Er machte mir die Übungen dort jeweils einmal vor, ich machte sie nach und die Sache war somit innerhalb von 15 Minuten erledigt. Es fiel mir allerdings auch nicht schwer, mein Jacket samt Flasche im Wasser einmal aus- und wieder anzuziehen oder eine Bahn im Pool (ca. 12m) zwar mit Mundstück im Mund, aber ohne Luft holen zu tauchen. Ich bin ja schließlich jahrelang mehrmals die Woche im Verein geschwommen. Im Wasser bin ich somit ziemlich in meinem Element. Auch Abed sagte mir mehrmals, dass er sich bei mir überhaupt keine Sorgen macht, da er das Gefühl hat, dass ich ein „natural diver“ bin. Vielleicht sagt er das aber auch zu jedem, der bei ihm einen Kurs macht. Ist bei Arabern ja nicht immer auszuschließen.
Im Anschluss machten Benno und ich zusammen mit einem Guide noch einen Spaßtauchgang. Es ging nochmals an den Strand direkt gegenüber der Unterkunft. Dort war ich zwar bereits schon einmal, das war jedoch der Tauchgang, an dem ich die ganze Zeit festgehalten wurde, sodass es mir nichts ausmachte, hier nochmal tauchen zu gehen. Jetzt konnte ich ja frei schwimmen. Der Tauchgang war dann auch nochmal ein richtiges Highlight. Unser Guide fand einen Kugelfisch und stieß diesen an, sodass sich dieser aufblies. Echt spannend so etwas mal live zu sehen. Auf dem Rückweg unseres Tauchganges sahen wir dann auch noch eine richtig große Schildkröte. Wir staunten richtig, als wir diese sahen.
Nach dem Tauchgang duschten wir noch, checkten aus und machten mit Abed auch noch den restlichen Papierkram, wie Logbuch und wohin er den Tauchschein schicken sollte.
Gegen 15:00 Uhr hieß es dann Abschied nehmen von Aqaba, denn wir machten uns zusammen mit der Holländerin Inge, mit der wir vereinbart hatten uns die Taxikosten zu teilen, auf in Richtung Wadi Rum.