Mit dem Bus erreichten wir Jordaniens Hauptstadt nach unserem Aufenthalt in Petra am späten Abend. Nach einem Tagesausflug ins Umland von Amman am folgenden Tag, ließen wir die weiteren Tage eher entspannt angehen und streunten vorwiegend durch das Zentrum Ammans. Diese schnelllebige und laute Stadt war für uns ein sehr aufregendes Erlebnis, sodass wir vorwiegend durch die Märkte und Ladenstrassen schlenderten und uns dabei an allerlei Köstlichkeiten erfreuten.
Bei der Ankunft am Zentralen Busbahnhof wurden wir, wie üblich in Jordanien, erst einmal von einer Schar von Taxifahrern überrannt. Nach einer kurzen Diskussion über den Fahrpreis, der auch wie üblich mit einem Drittel des erst genannten Preises endete, stiegen wir in unser „Taxi“ ein. Dieses war ein privater Kleinbus, der seine besten Zeiten lange hinter sich hatte. Unser Fahrer fuhr durch die winkligen, schmalen Gassen Ammans bis unsere Fahrt einige hundert Meter vor unserem Ziel ein jähes Ende nahm, da vor uns ein kleiner Unfall stattgefunden hatte und anstatt die Strasse für den nachfolgenden Verkehr wieder frei zu machen, standen die Autos quer in der selbigen und außen herum hatte sich eine Traube von etwa 15 Männern gebildet, die wild miteinander diskutierten. So stiegen wir aus und liefen die letzten Meter bis zu unserer Unterkunft. Dort angekommen checkten wir ein und gingen noch schnell in der Nähe einen Burger essen, bevor wir erschwert in unser Bett fielen.
Am nächsten Morgen machten wir uns mit einem Fahrer und Inge, die wir immer noch im Schlepptau hatten, auf, das Umland Ammans zu erkunden. Unser Weg führte uns zuerst nach Madaba, einem Vorort von Amman, etwa eine halbe Stunde entfernt. Hier besuchten wir eine orthodoxe Kirche (Saint George Church), in welcher sich eine Landkarte des heiligen Landes etwa um das Jahr 500 nach Christus in Form eines gut erhaltenen Bodenmosaiks befindet. Netter Zwischenstop, aber auch nicht mehr.
Im Anschluss fuhren wir weiter in Richtung des Berg Nebos, welchen wir wiederum nach etwa einer halben Stunde erreichten. Der Berg Nebo ist für die im „Heiligen Land“ versammelten Religionen ein gemeinsamer heiliger Ort, da hier Gott Mose vor seinem Tod das Heilige Land zeigte, da Mose dies niemals betreten sollte. Der Berg selber wird verwaltet von einem christlichen Kloster und lädt ein wenig zum Herumwandern ein. Es finden sich eine Vielzahl von Mosaiken in der Kirche, die teils in besserem Erhaltungszustand sind, als das Mosaik in Madaba. Ein Highlight ist der Ausblick von hier auf die Jordanebene und das Tote Meer, bis hin nach Jericho und Jerusalem.
Nach einem Zwischenstop am sogenannten Panorama, ein leider ziemlich zugemüllter Aussichtspunkt auf der Route zum Toten Meer, fuhren wir weiter in Richtung des Amman Beach.
Nach einem Zwischenstop am sogenannten Panorama, ein leider ziemlich zugemüllter Aussichtspunkt auf der Route zum Toten Meer, fuhren wir weiter in Richtung des Amman Beach. Dieser Privatstrand am Toten Meer hat allerlei Annehmlichkeiten wie Frischwasserpools, einem Restaurant und Duschen. Jedoch ist dieses Vergnügen auch relativ teuer (Eintritt: 15 Dinar). Da wir aber unbedingt ans Tote Meer wollten und uns dieser Ort bei unserer Recherche als bestes Angebot empfohlen worden war, gingen wir hinein. Die oberhalb des Toten Meers liegende Badeanstalt ist im Großen und Ganzen mit einem städtischen Freibad in Deutschland zu vergleichen. Wir kühlten uns von den mal wieder deutlich über 40 Grad kurz ab und machten uns danach auf in Richtung Strand des Toten Meeres. Das Erste was auffiel war, dass der Strand vorwiegend aus kristallinem Salz bestand und unglaublich heiss war. Wir gingen ins 34 Grad heisse Wasser und begannen zu treiben. Ein sehr komisches Gefühl. Man schwimmt wie auf einer Luftmatratze ohne eine selbige zu nutzen. So trieben wir eine Zeit lang in der Salzlauge und rieben uns mit dem angeblich sehr heilsamen Schlamm des Toten Meeres ein. Die Wassertemperatur und das doch recht ungewohnte Körper-, aber auch Hautgefühl, da sich das Wasser auf der Haut wie Seife anfühlt, ließen recht schnell den Wunsch nach einer kühlen Dusche entstehen.
Nach etwas mehr als zwei Stunden verließen wir Amman Beach und somit auch den tiefsten Punkt der Erde (420 unter dem Meeresspiegel) und fuhren zurück in das knapp tausend Meter hoch gelegene Amman. Hier ließen wir den Tag entspannt mit ein paar Bier auf dem Dach unseres Hostels ausklingen und genossen den Blick von oben auf das chaotische Treiben unter uns sowie auf das antike Theater und die Zitadelle. Alles in allem ein durchaus gelungener Tag.
Die nächsten Tage in Amman wanderten wir vorwiegend ziellos durch die Stadt und besuchten die verschiedenen Sehenswürdigkeiten sowie verschiedene Stadtviertel im Zentrum. Neben den quirrligen Straßen mit all den kleinen Läden, die natürlich alle nur originale Artikel verkaufen, wie die neuen Adidas Modelle mit vier Streifen oder den Neki Fußballschuh CR9, genossen wir auch die vielen Essensangebote an den unzähligen Streetfoodständen. Wir aßen Humus und Falafel bei Hashem, dem angeblich besten Hummus Restaurant Jordaniens. Hier ist sogar der König regelmäßig zu Gast. Als Nachtisch oder auch als Snack zwischendurch gingen wir das ein oder andere Mal zu Habbibah Sweets. Hier gab es Knafeh (oder auch Kunafa) eine süße Käse Variation. Zum Hineinlegen, aber auch die ganz leichte Küche. 😉
Wenn wir genug von dem lauten Treiben in Ammans Zentrum, gleichzeitig die Altstadt, hatten, liefen den Berg hinauf und gingen in die Rainbow Street. Hier finden sich allerhand Restaurants und Cafes mit vielen kleinen Boutiquen dazwischen. Als Europäer auch mal eine gute Abwechslung, da man von dem permanenten Chaos, dem andauernden Gehupe und dem der nie enden Aufforderung arabischer Ladenbesitzer, doch bitte in seinen Laden zu kommen und etwas zu kaufen, irgendwann einfach mal eine Pause braucht. So charmant die arabische Lebensweise ist, so anstrengend ist sie auch auf Dauer.
Auch die beiden Mädels machten so ihre Erfahrungen damit. Grundsätzlich wird in Jordanien eine liberale Kleidungspolitik verfolgt. Frauen können sich so bewegen wie sie möchten, jedoch setzt der doch teilweise recht konservativ gelebte islamische Glaube dem seine Grenzen. So mussten die Beiden erfahren, dass wenn sie sich in Shorts oder einem etwas kürzeren Rock auf der Strasse bewegten, gerade in den arabischer geprägten Vierteln, doch mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen, als sie vielleicht wollten. Das äußerte sich in ungläubigen, bisweilen unverständlichen Blicken sowohl von Männern als auch Frauen. Gerade unsere Reisebekanntschaft Inge geriet als blonde Frau und mit ihrer Körpergröße von etwa 1,80m des Öfteren ungewollt in den Fokus. Aber außer ein paar fragenden oder fragwürdigen Blicken passierte nichts.
So verlebten wir unsere Tage in Amman mit einem Mix aus Entspannung, meist am Abend auf dem Dach des Hostels und einer permanenten Beschallung und Reizüberflutung. Nach drei Tagen verließ uns dann Inge schließlich und machte sich wieder auf gen Israel, da sie von Tel Aviv zurück in die Niederlande flog. Wir hingegen machten uns einen Tag später auch auf zu unserem nächsten Ziel Dubai. Wie es von da aus weiter gehen sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da unser nächstes Ziel Indien gerade von schweren Monsunhochwässern heimgesucht wurde und wir nach vier Wochen in der arabischen Welt uns ein wenig nach Ruhe sehnten.