Nach unseren Tagen in Albaniens Hauptstadt Tirana, machten wir uns auf die Küste dieses wunderschönen Landes zu erkunden und folgten unserem Reiseplan immer weiter gen Süden. Wir machten halt in den Badeorten Vlora und Saranda an der Albanischen Riviera, da ich Steffi noch ein paar Tage Meer und Baden versprochen hatte. Die beiden Städte spiegelten das allgemeine albanische Lebensgefühl aus Aufbruch, Chaos und Hilfsbereitschaft wieder. An unserem letzten Tag in Albanien erkundeten wir noch die archäologische Ausgrabungsstätte Burtrint ganz im Süden des Landes, bevor es mit einer nicht minder abenteuerlichen Busfahrt weiter nach Griechenland gehen sollte.
Die Tage in der albanischen Hauptstadt Tirana waren wie im Fluge vergangen. Wir hatten das Flair der Stadt wirklich genossen und konnten uns dabei auch von den vorigen Reisestrapazen über den Balkan etwas erholen und die Seele baumeln lassen. Aber wir wollten weiter und noch etwas mehr von dem Land sehen, dass uns seit unserer Ankunft, unter anderem aufgrund der Menschen, in seinen Bann gezogen hatte. So ging es an unserem Abreisetag zum „Busbahnhof“ und wir machten uns, nachdem wir glaubten in den richtigen Bus eingestiegen zu sein, auf in Richtung Süden. Der Bus war gefühlt Baujahr 1970 und vom Komfort her hatte er entsprechend wenig zu bieten. Sogar die erhoffte Klimaanlage blieb uns verwehrt. Zumindest hatte der Bus diesmal eine Heckscheibe. Bei Temperaturen über dreißig Grad bewahrheitete sich die Aussage eines Albaners, möglichst weit vorne im Bus zu sitzen, um vom Lufthauch des offenen Fensters des Fahrers gelegentlich etwas abzubekommen. Wir fuhren die Autobahn Richtung Süden, vorbei an Marktständen (ja, auf dem Standstreifen der Autobahn). Hin und wieder war auch eine Kuh auf dem Mittelstreifen zu sehen und immer wieder hielt der Bus im Nirgendwo und Leute stiegen aus und ein. Mittels Handzeichen zeigen die Menschen hier an mitgenommen werden zu wollen und nach einer kurzen Diskussion über Zielort und Preis (wir vermuteten), ging die Fahrt im Anschluss weiter in Richtung unseres Zieles Vlora.
Vlora erreichten wir am späten Nachmittag und wurden netterweise von unserem Gastgeber am Busbahnhof (einer Tankstelle am Stadtrand) abgeholt. Die Fahrt in seinem etwa 20 Jahre altem Mercedes (was auch sonst) war nicht weniger abenteuerlich, da auch er sich weder an Spuren noch Verkehrszeichen hielt. Aber das kannten wir ja bereits.
Unsere Unterkunft lag ein wenig außerhalb des Stadtzentrum und oberhalb der Strandpromenade. Nach einer kurzen, aber sehr erweckenden Dusche machten wir uns auf und bummelten die Strandpromenade entlang, bis wir eine Pizzeria nach unserem Gusto entdeckten. Wir hatten uns den Tag über nur von Obst und abgepackten Schokocroissant ernährt. Im Anschluss schlenderten wir noch ein wenig die moderne Strandpromenade hinab und genossen die angenehme Prise am Meer.
So verbrachten wir die auch die nächsten Tage in Vlora vorwiegend am Sandstrand (eine Besonderheit am Balkan) und entspannten dort in kostenlosen Liegestühlen. Wir nutzen die Zeit unsere Homepage ein wenig zu überarbeiteten und hatten daneben auch die Zeit das eine oder andere Buch bzw. Kapitel zu lesen. Wir bummelten durch die Straßen Vloras und entdeckten dabei die eine oder andere kleine Boutique, um ein wenig zu stöbern.
Insgesamt ist Vlora ein klassischer Badeort, allerdings bei weitem nicht so überlaufen wie vergleichbare Orte in Kroatien oder Italien und vielleicht auch noch ein wenig rudimentärer. Neben modernen Wohnanlagen für Touristen an der Strandpromenade zeigt der Stadtkern noch das Bild einer einfachen albanischen Stadt. Große Ladenketten sind hier nicht zu finden, dennoch kann man bei einem Bummel durch die vielen kleinen Cafes und Läden auch hier die Zeit verlieren. Die „Einkaufsmeile“ vom Hafen abgehend, besteht eigentlich aus nur einer Straße zwischen dem Hafen und der Moschee. Hier fanden wir auch unseren Abfahrtsort zu unserem nächsten Ziel Saranda, welchen wir am morgen des vierten Tages in Vlora ansteuerten um unseren Bus um 6:00 Uhr morgens zu erwischen.
Vom Zustand des Busses hatte sich im Vergleich zu den vorherigen Erfahrungen nichts verändert.
Wir fuhren von Vlora aus durch den Llogara Nationalpark, einer Halbinsel südlich gelegen. Nach einem halbstündigen Stopp im Park, ging es weiter über den gleichnamigen Pass in Richtung Saranda. Die steile und serpentinenreiche Straße gewährte uns immer wieder spektakuläre Ausblicke, zum einen auf das weit unter und gelegene Mittelmeer und zum anderen in die grandiose albanische Bergwelt.
Nach sechs Stunden für schlappe 120 Kilometer hatten wir unseren nächsten Halt Saranda erreicht. Nach einem kurzen Snack, bezogen wir unsere Unterkunft. Das angebliche Apartment entpuppte sich leider als relativ schäbiges, aber extrem billiges Doppelzimmer. Wenigstens hatten wir ein halbwegs sauberes, eigenes Bad. Nach einer Runde Smalltalk mit einem, ein wenig skurrilen polnischen Philosophen (zum Glück kam er nur mit drei Gläsern Weißwein und nicht wie wir zuerst befürchtet hatten mit Schnaps), machten wir uns auf ins Ortszentrum, um unsere Busverbindung für den Folgetag nach Butrint und Ksamil zu erkunden. Wir bummelten ein wenig durch Saranda und fanden schließlich unsere Bushaltestelle neben der archäologischen Grabungsstätte im Ortszentrum. Von hier aus liefen wir noch durch die Gassen und Straßen des Zentrums und gönnten uns im bestbewerteten Fischrestaurant von Saranda ein köstliches Abendessen zum Schnäppchenpreis. Aufgrund der paar Bier, die wir uns leisteten, war auch die Unterkunft etwas erträglicher und wir fanden ein paar Stunden Schlaf, bevor wir uns am nächsten Morgen auf zum UNESCO Weltkulturerbe Butrint machten.
Geprägt von diesen ersten Eindrücken schlenderten wir nach einem ausgiebigen Abendessen (zu einem sagenhaften Preis) langsam zurück zu unserer Unterkunft. Die Stadt hatte bei uns einen ersten, sehr positiven Eindruck hinterlassen und es sollte nicht der Letzte bleiben.
Am nächsten Morgen am Busbahnhof staunten wir nicht schlecht, als vor uns an der Bushaltestelle ein Bus der Münchner Verkehrsbetriebe hielt. Etwas verwundert stiegen wir ein und erreichten nach einer halben Stunde Fahrt unser Ziel.
Reichte jetzt der Münchner Tarifverbund bis ins südliche Albanien und welches Ticket hätten wir auf der App kaufen sollen?
Egal, in Butrint angekommen durchwanderten wir die Ruinen der alten Stadt. Einer der Gründungsmythen besagt, dass die Trojaner nach der Niederlage gegen das von Agamemnon geführte Heer der Griechen und der Vernichtung Trojas hier in dieser Lagune Schutz suchten. Die Stadt selber war über die vielen Jahrhunderte ein wichtiger Handelsstützpunkt geworden und stand meist unter hellenistischen Einfluss, wodurch sie mit der Zeit immer mehr an Bedeutung gewann. In späterer römischer Zeit war Butrint eine bedeutende Außenkolonie und wurde sogar von Julius Caesar besucht. Noch heute kann man die Struktur der Stadt zu verschiedenen Epochen bei einem Rundgang nachvollziehen und kann neben griechischen Einrichtungen wie Theatern und der Agora auch römische Bäder oder Tempel entdecken. Des Weiteren finden sich auch christlich orthodoxe Bauwerke aus der spätbyzantinischen Zeit an diesem Ort.
Nach Abschluss unseres Streifzuges, fuhren wir (wieder mit dem MVV-Bus) nach Ksamil und genossen den späten Nachmittag in der kleinen Ortschaft mit seiner wunderschönen Bucht, ein paar vorgelagerten Inseln und das kristallblaue Wasser, bevor wir zurück nach Saranda fuhren, um uns das Finale der Fußballweltmeisterschaft in einer Taverne anzusehen.
Am nächsten Morgen fuhren wir in aller Frühe mit dem Bus weiter. Unser nächstes Ziel war Athen, da die Busfahrt in die griechische Hauptstadt einen Bruchteil der Kosten verursachte was im Vergleich die Überfahrt mit der Fähre nach Korfu und weiter nach Patras auf den Peloponnes verschlungen hätte.